US-amerikanische Asterix-Literatur oder Carroll vs. Decker

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Erik
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US-amerikanische Asterix-Literatur oder Carroll vs. Decker

Beitrag: # 23363Beitrag Erik »

Hallo,

nicht so sehr, um das Forum zu beleben, sondern einfach, weil ich diese Thematik schon länger mal vorstellen wollte, möchte ich hier etwas zu US-amerikanischer Asterix-Literatur schreiben.

Wie wir alle wissen, ist Asterix in den USA nicht besonders populär. Dementsprechend gibt es auch nicht viel US-amerikanische Literatur über Asterix. Ein Kompendium wie es die Briten mit "The Complete Guide to Asterix" haben, "fehlt" in der neuen Welt.

Umso interessierter war ich, als ich vor einiger Zeit auf die Artikelserie von Paulette Carroll im amerikanischen Comic-Fanzine "The Comic Reader" (im folgenden: TCR) stieß. Es handelt sich um eine Reihe von Aufsätzen einer französischstämmigen Autorin über "European Comics", deren erste 10 Teile ausschließlich von Asterix handeln, weitere 5 Teile zumindest teilweisen Asterix-Bezug haben. Alle Artikel der Autorin findet man hier aufgelistet:
http://www.lib.msu.edu/comics/rri/crri/carro.htm

Diese Artikelreihe scheint mir nicht sehr bekannt zu sein. Selbst auf englischsprachigen Asterix-Seiten wird sie trotz der insgesamt doch beeindruckenden Länge kaum erwähnt. Am Bekanntesten ist noch das Titelbild von TCR # 184, weil es Asterix-Bezug hat:
http://www.coverbrowser.com/image/comic ... /184-1.jpg

Die Artikel befinden sich in folgenden Ausgaben (die alle relativ problemlos über eBay erhältlich sind):

Ausschließlich Asterix:
TCR 164 (1979) - "Footnotes and commentaries: Astérix and the universal Civil War - Part one: A small step for a man."
TCR 166 - "Asterix: Part two - French Musical Chairs"
TCR 168 - "Part three"
TCR 170 - "Installment 4 Part III: Humor and Issues in Asterix"
TCR 172 - "Women in Asterix Part IV, Installment 1"
TCR 180 - "Us versus Them in Asterix: The village picket-fence"
TCR 181 - "Us versus Them in Asterix: Of olives and naked women"
TCR 182 - "Us versus Them in Asterix: Food for satire"
TCR 183 - "Us versus Them in Asterix: The ugly who?"
TCR 184 - "Asterix in the European tradition of artistic collaboration: A turning point"

Noch teilweiser Asterix-Bezug:
TCR 186 - "Comic media in Europe: The rule of the francophone weekly"
TCR 188 - "Part Twelve: Comic heroes in the European weeklies: The courtship phase"
TCR 190 - "#13 European Comics: A statement of position"
TCR 200 - "European best-sellers and the American market: I: Of transit and aging"
TCR 201 (1982) - "European best-sellers and the American market: A hunter's guide"

Anlaß dieser Artikelserie war ein Aufsatz über Asterix von Dwight R. Decker, einem US-amerikanischen Autor ohne europäischen Hintergrund, im US-Comicfachmagazin Comics Journal # 38 (1977) unter dem Titel "These Frenchmen are crazy". Decker hatte - in einem im übrigen ausgesprochen lobenden Artikel über Asterix - im wesentlichen 2 Kritikpunkte an der Serie hervorgebracht. Zum einen kritisiert er das Zusammentreffen von comichaften Figuren (wie Asterix, mit großer Nase) und nahezu realistischen Figuren (wie Falbala). Insbesondere wenn Falbala Asterix auf die Nase küßt, sähe Asterix aus, wie aus einer "frak show". Zum anderen kritisiert er den mangelnden Tiefgang der Serie, es fehle jede Dramatik, die den Leser animiere, sich um die Charaktere ernstlich zu sorgen .

Dieser Anlaß der Artikelserie führt letztlich zu einem Disput der beiden Autoren, der über beide Magazine ausgetragen wird. In Comics Journal # 52 (1979) schreibt Decker einen (mit einer Szene aus "For Gaul Lang Syne" illustrierten) Kommentar unter dem Titel "Those Frenchwomen are crazy", womit ganz offensichtlich Frau Carroll gemeint ist.

In diesem Kommentar und weiterhin in einem ausführlichen Leserbrief, der in TCR # 190 (1981) erschienen ist, wirft er Carroll - neben dem Mißverstehen seiner Aussagen - vor, einen exzentrischen, fast unleserlich prosaischen Stil zu schreiben und insgesamt zu wenig über Asterix auszusagen. Gewissermaßen schwebe sie in akademischen Höhen, ohne zum Punkt zu kommen.

Carroll antwortet darauf noch in TCR # 190 in Gestalt ihres 13. "European Comics"-Aufsatzes unter dem Titel "A statement of position". Das ist - soweit mir bekannt - das Ende des (öffentlichen) Disputs.

Ich vermag nicht zu sagen, ob Decker mit seiner Kritik Recht hat. Fakt ist jedenfalls, daß ich mit meinem dürftigen Schulenglisch Decker's Aufsätz problemlos lesen kann, Carroll's Aufsätze hingegen nur sehr ansatzweise verstehe. Das dürfte wohl mit ein Grund sein, warum ich sie bis heute noch nicht komplett gelesen habe. So kann ich auch nicht mit einer inhaltlichen Einschätzung oder gar Rezension aufwarten.

Zumindest Decker's Aufsatz im Comics Journal # 38 ist aber durchaus lesenswert, auch wenn man letztlich nicht allen Punkten seiner Stelungnahme folgen mag. Die Artikelserie von Carroll ist zumindest (aus Sicht des Asterix-Sammlers) insofern interessant, als sie wohl die ausführlichste US-amerikanische Asterix-sekundärliterarische Veröffentlichung darstellt. Wer sehr gut Englisch kann oder viel Zeit und ein Wörterbuch hat, mag dann selbst herausfinden, ob sich die Artikel-Serie auch inhaltlich lohnt.

Gruß
Erik
Zuletzt geändert von Erik am 28. März 2009 16:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Michael_S.
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Re: US-amerikanische Asterix-Literatur oder Carroll vs. Decker

Beitrag: # 23369Beitrag Michael_S. »

Hallo Erik!
Erik hat geschrieben:Wer sehr gut Englisch kann oder viel Zeit und ein Wörterbuch hat, mag dann selbst herausfinden, ob sich die Artikel-Serie auch inhaltlich lohnt.
Was freilich nicht ganz so leicht ist, wenn man sich die Artikel erst per Ebay besorgen muss, nur um dann möglicherweise festzustellen, dass das eigene Englisch doch nicht ausreichend ist. ;-)

Darf ich deinen Ausführungen entnehmen, dass du zumindest einige der Artikel vorliegen hast? Dann könnten wir beim Fantreffen schauen, ob wir jemanden mit ausreichenden Kenntnissen haben. Ist ja schließlich ein internationales Fantreffen. :-D

MfG
Michael
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Re: US-amerikanische Asterix-Literatur oder Carroll vs. Decker

Beitrag: # 23371Beitrag Erik »

Hallo Michael,
Michael_S. hat geschrieben:Was freilich nicht ganz so leicht ist, wenn man sich die Artikel erst per Ebay besorgen muss, nur um dann möglicherweise festzustellen, dass das eigene Englisch doch nicht ausreichend ist. ;-)
der Satz richtete sich ja auch eher an Asterix-Sekundärlitertur-Interessierte, die sowas gerne schon aus sammlerischen Gründen vollständig haben. ;-)
Michael_S. hat geschrieben:Darf ich deinen Ausführungen entnehmen, dass du zumindest einige der Artikel vorliegen hast? Dann könnten wir beim Fantreffen schauen, ob wir jemanden mit ausreichenden Kenntnissen haben.
Ja, ich habe die genannten Artikel mittlerweile sogar alle vorliegen. Allerdings sind die meisten davon wirklich recht lang und nicht sehr ansprechend formatiert. Ich glaube eher nicht, daß wir uns auf dem Fantreffen hinsetzen und versuchen einen schweren englischen Text Satz für Satz germeinsam zu übersetzen.

Wenn allerdings jemand ein besonderes inhaltliches Interesse an einem der Teile hat, kann ich das entsprechende Heft natürlich gerne mitbringen.

Gruß
Erik
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Michael_S.
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Re: US-amerikanische Asterix-Literatur oder Carroll vs. Decker

Beitrag: # 23375Beitrag Michael_S. »

Hallo Erik!
Erik hat geschrieben:der Satz richtete sich ja auch eher an Asterix-Sekundärlitertur-Interessierte, die sowas gerne schon aus sammlerischen Gründen vollständig haben. ;-)
Ich bin aber nur ein Asterix-Sekundärlitertur-Interessierter ohne Sammlerambitionen. :-D
Erik hat geschrieben:Allerdings sind die meisten davon wirklich recht lang und nicht sehr ansprechend formatiert. Ich glaube eher nicht, daß wir uns auf dem Fantreffen hinsetzen und versuchen einen schweren englischen Text Satz für Satz germeinsam zu übersetzen.

Wenn allerdings jemand ein besonderes inhaltliches Interesse an einem der Teile hat, kann ich das entsprechende Heft natürlich gerne mitbringen.
Dass wir das gemeinsam Satz für Satz durchgehen, hatte ich auch nicht vor gehabt. Aber wer sich ein entsprechendes Englisch zutraut (und ich würde es gerne versuchen wollen), könnte dann ja mal einen Blick drauf werfen und wenn er tatsächlich damit klar kommt, könnte man immer noch absprechen, ob, wann, wo und wie man eine Übersetzung für die Allgemeinheit in Angriff nimmt. Vielleicht stellt sich der Text ja auch tatsächlich als recht inhaltsschwach heraus oder keiner hat die nötige Menge freier Zeit.

MfG
Michael
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Erik
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Re: US-amerikanische Asterix-Literatur oder Carroll vs. Decker

Beitrag: # 23378Beitrag Erik »

Hallo Michael,
Michael_S. hat geschrieben:Aber wer sich ein entsprechendes Englisch zutraut (und ich würde es gerne versuchen wollen), könnte dann ja mal einen Blick drauf werfen und wenn er tatsächlich damit klar kommt, könnte man immer noch absprechen, ob, wann, wo und wie man eine Übersetzung für die Allgemeinheit in Angriff nimmt. Vielleicht stellt sich der Text ja auch tatsächlich als recht inhaltsschwach heraus oder keiner hat die nötige Menge freier Zeit.
ja gut, dann machen wir das so. Mal sehen, wieviele der Hefte ich dann ohne Weiteres noch in meinen Rucksack bekomme. Wenn Du besondere Präferenzen hast (also einen bestimmten der genannten Artikel besonders gern zu lesen versuchen möchtest), teile mir das bitte mal mit.

Gruß
Erik
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