Sinn der Unabhängigkeit

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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Erik
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53409Beitrag Erik »

Hallo,
WeissNix hat geschrieben:Die Entfernungen haben zur damaligen Zeit, wie ich oben bereits schrieb, wohl ein logistisches Verteilungsproblem beinhaltet, da Miraculix nicht überall sein konnte und wohl auch nicht wollte (und bis Band 36 weiterhin nicht will), dass das Rezept in andere und womöglich falsche Hände gelangt, weswegen er es auch bislang keinem anderen Druiden verraten hat (siehe auch Band 26 im Falle von Nullnullsix).
ein Weitergeben des Rezeptes dürfte aus Geheimhaltungsgründen ausgeschlossen gewesen sein. Allerdings überzeugt mich die Begründung mit der Entfernung nicht so recht. Die Schlacht von Alesia hat mehrere Monate gedauert und es sind als Entsatzheer gallische Krieger aus dem ganzen Land zusammengezogen worden. Da hätte gewiß auch Miraculix dazustoßen können.
WeissNix hat geschrieben:Und Miraculix Anwesenheit im Dorf auch während der Kämpfe in Gergovia und Alesia hatte wohl mit der Sicherheit des Dorfes zu tun, die hier (siehe wieder oben meine Ausführungen zur Dunbar-Zahl - hat die überhaupt einer gelesen?) ganz sicher Priorität hatte.
Miraculix reist aber trotz Belagerung des Dorfes durch 4 Römerlager auch verschiedentlich in die Ferne (z.B. für mehrere Monate nach Ägypten in "Asterix und Kleopatra" oder zum Dorf mit dem Großen Graben). Die Vorsorge für die Sicherheit des Dorfes scheint also nicht die dauernde Anwesenheit des Druiden zu erfordern. Wahrscheinlich läßt er in solchen Fällen einfach einen Zaubertrankvorrat zurück. Das hätte er auch machen können, um zur Schlacht von Alesia zu reisen.

Allerdings mag es sein, daß ihm vielleicht einmal die Zutaten für den Trank ausgegangen sind? In der Zeit des Krieges mit den Römern werden seine Vorräte möglicherweise sehr strapaziert worden sein. Und sollte er doch mit eingeschlossen gewesen sein in einer Belagerungssituation, hätte er sich auch nicht ohne weiteres neue beschaffen können. Zumal Steinöl, das er da ja nich brauchte, von weit her importiert werden mußte.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Andy-67

Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53411Beitrag Andy-67 »

Erik hat geschrieben:Hallo Andy,
Andy-67 hat geschrieben:Ist es denn eigentlich Überliefert/ irgendwo erwähnt, zu welchem Zeitpunkt Miraculix seinen zaubertrank entwickelt hat ?
Was ich damit andeuten möchte,ist folgendes hatten die Gallier zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon den Zaubertrank zur Verfügung?
von der Schlacht von Gergovia (und auch der von Alesia in "Arvernerschild") wird immer gesprochen, als sei es ein lange zurück liegendes Ereignis. Tatsächlich aber sind es 50 v. Chr. ja nur sehr wenige Jahre. Wir wissen, daß Miraculix schon "35 Jahre vor Julius Cäsar", bei Asterix' und Obelix' Geburt, im Dorf war. Und das muß vor der Schlacht von Gergovia gewesen sein. Es ist wohl offensichtlich, daß die Gallier in dieser Schlacht keinen Zaubertrank zur Verfügung hatten.

Da Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank geplumpst ist, muß Miraculix das Rezept aber schon recht lange kennen. Wie lange genau, wissen wir zwar nicht. Allerdings wissen wir ziemlich sicher, daß er das Rezept nicht selbst entwickelt hat, denn es wird von Druidenmund zu Druidenohr weitergegeben. Es existiert also wohl schon sehr lange. Und jedenfalls wird er es 52 v. Chr. schon gehabt haben, denn da war Obelix schon Anfang/Mite 30.

Weshalb es in den bedeutenden Schlachten nicht eingesetzt wurde, wissen wir nicht. Vielleicht haben irgendwelche Prophezeiungen oder ungeschriebenen Druidengesetze das verboten?

Gruß
Erik

Hallo Erik,
Hier möchte ich dir wiedersprechen, in" Bei den Goten" erfahren wir doch das Miraculix für Seinen Zaubertrank als bester Druide des Jahres geehrt wird.
ausserdem haben wir doch in all den Heften noch nicht einmal davon gelesen, das ein anderer Druide diesen Zaubertrank verwendet hatte. Bei einem allgemein überlieferten , alten Rezept erscheint es mir unlogisch, das noch kein anderer Druide den Trank angewendet hat,oder damit beim wettstreit der Druiden angetreten ist.
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Erik
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53412Beitrag Erik »

Hallo Andy,
Andy-67 hat geschrieben:Hier möchte ich dir wiedersprechen, in" Bei den Goten" erfahren wir doch das Miraculix für Seinen Zaubertrank als bester Druide des Jahres geehrt wird.
in "Gallier", S. 8, Bild 3, sagt Miraculix ausdrücklich: "Die Herkunft dieses Rezepts verliert sich in grauer Vorzeit! Es wird allein von Druidenmund zu Druidenohr weitergegeben...". Insofern liegt es klar, daß er nicht der Erfinder des Rezepts sein kann.
Andy-67 hat geschrieben:ausserdem haben wir doch in all den Heften noch nicht einmal davon gelesen, das ein anderer Druide diesen Zaubertrank verwendet hatte. Bei einem allgemein überlieferten , alten Rezept erscheint es mir unlogisch, das noch kein anderer Druide den Trank angewendet hat,oder damit beim wettstreit der Druiden angetreten ist.
Zugegeben, das ist ein bedenkenswerter Punkt. Die anderen Druiden scheinen das Rezept nicht gekannt zu haben vor dem Treffen in "Goten". Das muß aber nicht heißen, daß es das vorher nicht gab. Es kann ja in Vergessenheit geraten oder seine Existenz immer nur einzelnen Druiden bekannt gewesen sein. Da Miraculix das Rezept jedenfalls schon in Obelix' Kindheit angewendet hat, muß er es wohl den anderen Druiden bei den vorangegangenen Karnutenwald-Treffen noch verheimlicht haben. Tatsächlich führt ja offenbar jeder Druide nur ein Rezept vor. Vielleicht hatte Miraculix in den Jahren zuvor noch genügend andere gute Rezepte auf Lager, bevor er sich entschlossen hat, mit diesem an die "Fachöffentlichkeit" zu gehen. Für dieses "Timing" hätte er auch einen Grund. Denn (erst) seit "Gallier" wissen die Römer ohnehin von der Existenz des Zaubertrabkes. Zuvor machte es Sinn, die Quelle der übermenschlichen Kraft so geheim wie möglich zu halten, danach vielleicht nicht mehr so sehr.

Daß Miraculix für diesen Zaubertrank geehrt wird, muß ebenfalls nicht heißen, daß er der Erfinder der Mixtur ist. Denn wir kennen die Regeln des Karnutenwald-Wettbewerbes nicht. Vielleicht kann man auch für die gelungene Anwendung fremder, aber den anderen nicht bekannter Rezepte ausgezeichnet werden.

Richtig ist, daß das Rezept sicherlich nicht "allgemein überliefert" ist. Es ist aber z.B. durchaus vorstellbar, daß Miraculix es irgendwo (wieder-)entdeckt hat. Vielleicht hat er in seinem langen Leben irgendwo einen alten, einsamen Druiden getroffen, der es ihm verraten hat. Es wird gerade unter Druiden ja auch Eremiten gegeben haben.

Gruß
Erik
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WeissNix
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53413Beitrag WeissNix »

Ich möchte einen weiteren Punkt zu bedenken geben, warum Miraculix den Zaubertrank nicht den unter Vercingetorix vereint kämpfenden Galliern zur Verfügung gestellt haben könnte.

Hierzu möchte ich zunächst aus dem Wikipedia-Artikel zur Person des Vercingetorix auszugsweise zitieren:
"Herkunft
Vercingetorix stammte aus einem Adelsgeschlecht der Arverner. Sein Vater Celtillius wurde getötet, weil er nach der Königswürde strebte.[1]
Beginn des Aufstands
Anfang 52 v. Chr. töteten die Karnuten die römischen Geschäftsleute, die sich in Cenabum (Orléans) niedergelassen hatten.[2] Als die Nachricht davon Gergovia erreichte, rief Vercingetorix seine Anhänger zusammen, wurde jedoch von seinem Onkel Gobannitio aus Gergovia verjagt. Vercingetorix versammelte eine Schar Anhänger um sich und vertrieb mit ihrer Hilfe wiederum seine Gegner unter Gobannitio. Von seinen Anhängern wurde er daraufhin als König gefeiert.[1]

Durch Gesandtschaften brachte Vercingetorix die Senonen, Parisier, Pictonen, Cadurcer, Turonen, Aulerci, Lemovicer, Anden und alle übrigen Stämme, die an das Meer stießen, auf seine Seite. Ihm wurde der Oberbefehl für den Kampf gegen Caesar übertragen. Daraufhin setzte Vercingetorix die Anzahl der Soldaten fest, die jeder Stamm stellen musste.[1]..."

[Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Vercingetorix]

Nun, wenn Vercingetorix wie sein Vater ebenfalls der Verlockung unterlag, sich zum König aller Gallier aufschwingen zu wollen, könnte das den freiheitsliebenden und unabhängig bleiben wollenden unbeugsamen Galliern aus unserem wohlbekannten Dorf ein ähnlicher Dorn im Auge gewesen sein wie eine Unterwerfung durch Roms Legionen. Insofern wäre es regelrecht dumm, Vercingetorix auch nur die Existenz des Zaubertranks erahnen zu lassen - die ja wohl erst später (wie oben bereits erwähnt in Band I, "Asterix der Gallier", Band III "...bei den Goten") ausserhalb des Dorfes bekannt wurde. Aus dem letzten Satz des obigen Wikipedia-Auszugs könnte man auch folgern, dass Methusalix (Gergovia) und Majestix (Gergovia?, Alesia) nicht ganz freiwillig an den Kämpfen teilgenommen haben könnten, sondern eher zwangsrekrutiert wurden.
Die Bretagne, in der "unser" Dorf ja angesiedelt war, ist schon seit jeher nicht ganz so eng mit dem Rest Galliens/Frankreichs verbunden wie die anderen Landesteile und die Bretonen haben schon immer gern ihr eigenes (Zaubertrank-)Süppchen gekocht. Auch wenn sie als "Stamm, der ans Meer stiess" wohl auf Vercingetorix Seite gegen die Römer kämpften heisst das ja nicht automatisch, dass sie sich auch einem König Vercingetorix unterordnen wollten.
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53415Beitrag Terraix »

Eine unglaublich spannende Diskussion!
WeissNix hat geschrieben: Nun, wenn Vercingetorix wie sein Vater ebenfalls der Verlockung unterlag, sich zum König aller Gallier aufschwingen zu wollen, könnte das den freiheitsliebenden und unabhängig bleiben wollenden unbeugsamen Galliern aus unserem wohlbekannten Dorf ein ähnlicher Dorn im Auge gewesen sein wie eine Unterwerfung durch Roms Legionen. Insofern wäre es regelrecht dumm, Vercingetorix auch nur die Existenz des Zaubertranks erahnen zu lassen - die ja wohl erst später (wie oben bereits erwähnt in Band I, "Asterix der Gallier", Band III "...bei den Goten") ausserhalb des Dorfes bekannt wurde. Aus dem letzten Satz des obigen Wikipedia-Auszugs könnte man auch folgern, dass Methusalix (Gergovia) und Majestix (Gergovia?, Alesia) nicht ganz freiwillig an den Kämpfen teilgenommen haben könnten, sondern eher zwangsrekrutiert wurden.
Dies könnte eventuell sogar mit ein Grund sein, warum unsere zaubertrankgestärkten Gallier nicht versuchen, Vercingetorix nachträglich aus römischer Gefangenschaft zu befreien. Denn gemäß Wikipedia, wurde er von den Römern erst etwa sechs Jahre nach seiner Gefangennahme hingerichtet. Ein anderer Grund könnte sein, dass die Gallier schlichtweg nicht wussten, dass er noch Jahre nach der in Alesia erlittenen Niederlage lebte. Hingegen könnten sie von einer zeitnahen Hinrichtung ausgegangen sein. Oder aber Vercingetorix hatte während der Belagerung Alesias verfügt, dass im Falle seiner Gefangennahme keine Befreiungsversuche unternommen werden sollten.
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Erik
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53416Beitrag Erik »

Hallo,
WeissNix hat geschrieben:Aus dem letzten Satz des obigen Wikipedia-Auszugs könnte man auch folgern, dass Methusalix (Gergovia) und Majestix (Gergovia?, Alesia) nicht ganz freiwillig an den Kämpfen teilgenommen haben könnten, sondern eher zwangsrekrutiert wurden.
Majestix hat auf jeden Fall auch in Gergovia gekämpft, denn in "Belgier", S. 11, Bild 2, sagt er: "Ich muß die Ehre des Dorfes verteidigen... und meine Ehre als Veteran von Gergovia!". Dies deutet zudem darauf hin, daß er es als Ehre empfunden hat, mit Vercingetorix in Gergovia zu kämpfen. Es könnte aber natürlich auch sein, daß er das nur im Nachhinein so hochstilisiert. Insofern ist Deine Theorie jedenfalls nicht zu widerlegen. Einen Hinweis in den Comics sehe ich darauf aber nicht.
Terraix hat geschrieben:Ein anderer Grund könnte sein, dass die Gallier schlichtweg nicht wussten, dass er noch Jahre nach der in Alesia erlittenen Niederlage lebte. Hingegen könnten sie von einer zeitnahen Hinrichtung ausgegangen sein. Oder aber Vercingetorix hatte während der Belagerung Alesias verfügt, dass im Falle seiner Gefangennahme keine Befreiungsversuche unternommen werden sollten.
Es kann gut sein, daß sie es nicht wußten. Aber es kann, wie Du ja auch sagst, noch andere Gründe geben, daß es keinen Befreiungsversuch gibt. Vercingetorix ist geschlagen. Als Märtyrer "nützt" er mehr denn als befreiter Gefangener, der sich verstecken muß. Außerdem hat es ja einen Grund gehabt, weshalb Vercingetorix sich hat ausliefern lassen (und nicht etwa Suizid begangen hat): Dies war die Gegenleistung dafür, daß die Gallier mildere Kapitulationsbedingungen erhielten. - Würde er befreit werden, könnte dies eine römische Strafexpedition mit zahlreichen Toten zur Folge haben. Und der Zaubertrank ist eben in Miraculix' Augen ganz offensichtlich nicht für alle Gallier da. Es könnten also nicht alle vor den Konsequenzen beschützt werden.

Gruß
Erik
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Andy-67

Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53417Beitrag Andy-67 »

Hallo Erik,
Also, dasMiraculix der Erfinder des Zaubertrankes ist, schliesse ich aus der Äusserung des Archaeopterix in "der Papyrus des Cäsar"dort werden auf Seite 41 unsere Helden von eben diesem Archaeopterix mit den Worten "hier Lagert eine Probe eines jeden von einem Druide erfundenen Zaubertrankes in seinen Baum geführt, in einem Lagerraum sehen Vielzahl von Behältern unter denen Archaeopterix nach einigem Suchen auch dir Probe von Miraculix Zaubertrank findet.
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Erik
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53418Beitrag Erik »

Hallo Andy,
Andy-67 hat geschrieben:Also, dasMiraculix der Erfinder des Zaubertrankes ist, schliesse ich aus der Äusserung des Archaeopterix in "der Papyrus des Cäsar"dort werden auf Seite 41 unsere Helden von eben diesem Archaeopterix mit den Worten "hier Lagert eine Probe eines jeden von einem Druide erfundenen Zaubertrankes in seinen Baum geführt, in einem Lagerraum sehen Vielzahl von Behältern unter denen Archaeopterix nach einigem Suchen auch dir Probe von Miraculix Zaubertrank findet.
das muß m.E. nicht bedeuten, daß Miraculix der Urheber des Trankes ist, denn das sagt Archaeopterix genau genommen nicht. Er sagt nur: "Hier lagert eine Probe jedes Zaubertranks, der je von einem Druiden erfunden wurde." Und von irgendeinem Druiden wurde er natürlich erfunden. Er würde dort genauso lagern, wenn Erfinder ein "Vorgänger" oder Vorfahre von Miraculix wäre.

Später sagt Archaeopterix dann nur noch: "Hier ist dein Zaubertrank, Misverständnix!" (womit er Miraculix meint). Das ist aber vieldeutig. "Dein Zaubertrank" kann in diesem Zusammenhang heißen, daß es der von Miraculix - nach einem von einem anderen Druiden erfundenen Rezept - gebraute Zaubertrank ist oder auch nur, daß es der von Miraculix angesichts der Umstände gerade gesuchte Zaubertrank ist. Über die Urheberschaft der Rezeptur besagt die Äußerung m.E. nichts.

Die oben zitierte Äußerung in "Gallier" halte ich hingegen für eindeutig als Ausschluß einer Urheberschaft Miraculix'.

Gruß
Erik
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Andy-67

Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53419Beitrag Andy-67 »

So habe ich das ganze noch gar nicht betrachtet,an die Vieldeutigkeit der Aussage habe ich dabei gar nicht gedacht.
Diese Aussage würde natürlich in beiden Lesarten Sinn ergeben
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WeissNix
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53422Beitrag WeissNix »

Erik hat geschrieben: Miraculix reist aber trotz Belagerung des Dorfes durch 4 Römerlager auch verschiedentlich in die Ferne (z.B. für mehrere Monate nach Ägypten in "Asterix und Kleopatra" oder zum Dorf mit dem Großen Graben). Die Vorsorge für die Sicherheit des Dorfes scheint also nicht die dauernde Anwesenheit des Druiden zu erfordern. Wahrscheinlich läßt er in solchen Fällen einfach einen Zaubertrankvorrat zurück. Das hätte er auch machen können, um zur Schlacht von Alesia zu reisen.
Da fällt mir noch zu ein, dass die von Dir erwähnten Reisen von Miraculix und andere (zB in den Karnutenwald) während der "pax romana" stattfanden und nicht in ausgewiesenen Kriegszeiten wie zu der Zeit der Kämpfe von Gergovia oder Alesia (wo liegt das eigentlich?). Insofern ist die Gefährdungslage für das Dorf da schon eine andere, da zwar Cäsar oder dessen Handlanger immer wieder versuchen, doch noch ganz Gallien zu besetzen - aber eben nicht mehr in Form permanenten Kriegszustandes. Ausserdem haben die Römer nun in Kenntnis der Existenz des Zaubertranks ja auch ganz anderen Respekt (wenn nicht Angst) vor den Dorfbewohnern, was alleine schon eine gewisse Abschreckung impliziert (die Soviets haben die USA ja auch nicht angegriffen, als Reagan nach dem Attentat im Krankenhaus lag...) ;-)

Ganz auflösen werden wirs wohl nie, aber Spass machts schon :hinkelstein:
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Andy-67

Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53425Beitrag Andy-67 »

Das mit der Angst/Vorsicht der römischen Legionäre vor unseren Galliern hat eine gewisse Logik, denn sie können sich ja nie Sicher sein,welcher Gallier wann Zaubertrank genossen hat
Troubadix

Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53456Beitrag Troubadix »

Hieraus ist ja wirklich eine äußerst interessante Diskussion geworden!
Ich versuche mal, die mir am plausibelsten erscheinenden Theorien zusammen mit eigenen Erkenntnissen zu ordnen.

Irgendwann vor Asterix' und Obelix' Geburt wurde Miraculix Druide des Gallischen Dorfes. Spätestens als die beiden dem Kleinkindalter entwachsen waren, kam er an das Rezept des Zaubertranks, vermutlich aber schon früher.
Die Dörfler hatten nie den Plan, ihren Trank einer breiteren Gemeinschaft zugänglich zu machen, wohl aus Vorsichtigkeitsgründen. Selbst was das Enthüllen anderen Druiden gegenüber anging, war Miraculix lange Zeit äußerst zurückhaltend. Nur Archäopterix wusste wohl schon genauso lange, wenn nicht länger als sein Lehrling von ihm. Rein theoretisch könnte sogar er derjenige gewesen sein, der das Rezept weitergab.
Um die Beweggründe des Dorfes und seines Druiden für ihre relativ egoistische Politik nachzuvollziehen, muss man sich die gallische Realität vor der Eroberung durch Cäsar vor Augen führen: Adlige Fürsten hatten bei den Kelten meist die Macht über kleinere und größere Gruppen inne und führten auch gerne mal Krieg untereinander, um ihren Machtbereich auszuweiten. Von einem Nationalgefühl oder überhaupt gemeinsam angestrebten Zielen war man also weit entfernt. Das macht es ziemlich verständlich, warum der Zaubertrank Dorfsache blieb.
Vielleicht - aber das ist natürlich reine Spekulation - gehörte "unser" Dorf sogar zum Machtbereich eines reichen Fürsten, bis es durch Miraculix' Hilfe seine Unabhängigkeit erlangte.
Wenn es unter dem vorherigen Herrscher schlecht behandelt worden wäre, würde das zumindest das "Fremdherrschafts-Trauma" der Bewohner erklären.
Wie auch immer, dann kamen die Römer. Vercingetorix vereinte ganz Gallien gegen sie. Ganz Gallien? Ja.
Zum ersten Mal fühlte man sich als EIN Land. Es war nicht entscheidend, welchem Stamm man angehörte, sondern dass man Gallier war.
Zu diesem Zeitpunkt war bereits - ein wesentlich dünnerer - Majestix Häuptling des Dorfes. Asterix und Obelix waren in ihren jungen Erwachsenenjahren, Methusalix ein Greis.
Da unser Dorf recht hoch im Norden liegt, darf davon ausgegangen werden, dass seine Bewohner zum ersten Mal von den Römern als drohender Gefahr hörten, als sie die Kunde von Vercingetorix' Aufruf erreichte (durch Rohrpostix?).
Nun mussten sie sich gedanklich umstellen: Nicht mehr machtgierige Keltenfürsten waren ihr Feind Nummer Eins, sondern die Römer. Unter diesem Gesichtspunkt macht es Sinn, dass man sich so entschied: Mitkämpfen: Ja. Zaubertrankgeben: Nein.
Den Dorfbewohnern war bewusst, dass das neue nationale Bewusstsein nur aus der Not heraus entstanden war. Man könnte den Trank zwar verwenden, um die Römer zu besiegen. Doch nach dem Sieg über Rom würden die gallischen Fürsten/Stämme wieder in ihr übliches Kleinklein verfallen. Und wenn alle vom Zaubertrank wüssten oder ihn gar selbst noch intus hätten, wäre das für das Gallierdorf sehr lästig. Ferner bestand die Möglichkeit, dass es Vercingetorix' Plan war, sich nach dem Krieg zum König der Gallier aufzuschwingen. Was, wenn er Miraculix gefangen genommen und versucht hätte, ihm das Rezept abzupressen.
Die Anzahl der Möglichkeiten, was ein Verwenden des Trankes im Krieg anschließend auslösen könnte, war schlichtweg zu groß, als dass die Dorfbewohner das Risiko eingegangen wären. Sie handelten sozusagen nach der Maxime: "Es ist besser, Teil eines gallischen als eines römischen Reiches zu sein. Doch noch besser als Teil eines Gallischen Reiches zu sein ist es, ganz unabhängig zu sein."
Das erklärt das Handeln des Dorfes recht gut, denke ich.
Jetzt stellt sich noch die Frage, warum Asterix und Obelix nie als Gergovia-Veteranen dargestellt werden, obwohl sie zur Zeit von Gergovia bereits erwachsen waren. Entweder hatte Obelix einfach noch gar nicht das Römerverprügeln als Vorliebe entdeckt und hatte kein Interesse daran, mitzukämpfen. Oder die anderen Dorfbewohner hielten ihn zurück, da seine Kraft im Kampf für Aufsehen gesorgt hätte und nicht anders als mit der Existenz eines Zaubertranks zu erklären gewesen wäre. In beiden Fällen wäre Asterix ebenfalls nicht mitgekommen, da er nicht ohne seinen besten Freund in den Krieg ziehen wollte.
Ein Teil der Dorfbewohner kämpft also unter Vercingetorix, ein Teil bleibt zuhause. Letztlich ist der Krieg verloren.
Und der wohlbekannte Status Quo hergestellt, den man im Einleitungstext jedes Abenteuers nachlesen kann.
Nach dem Krieg entdecken unsere Gallier, dass der im Krieg entstandene gallische Patriotismus bestehen bleibt. Nun nützt es Majestix und Methusalix, ihr Veteranentum zu betonen. Und es nützt dem Dorf, sich als letzte Bastion des gallischen Widerstandsgeist zu feiern und nach außen hin darzustellen, wo es doch eigentlich immer nur zum persönlichen Vorteil gehandelt hat.
Als dann die Römer von der Existenz des Zaubertranks erfahren, sieht Miraculix keinen Sinn mehr darin, sie vor den eigenen Landsleuten geheimzuhalten und gewinnt damit lieber den Wettkampf im Karnutenwald.
Anscheinend hat er mit seinem Gebräu nachhaltigen, großen Eindruck bei seinen Kollegen hinterlassen - das würde erklären, warum der Psychoanalytiker-Druide in "Kampf der Häuptlinge" ihn als "unser aller Meister" bezeichnet.

So meine Version der Ereignisse, entstanden unter Zuhilfenahme anderer Beiträge hier.Ich finde, diese Diskussion war sehr fruchtbar, auch wenn sie sich ein klein wenig vom ursprünglichen Thema entfernt hat.
Meine Bemerkung über ein "Paradoxon" ist im Nachhinein gesehen natürlich Unsinn.

Allerdings gibt es noch immer eine Unstimmigkeit, zumindest wenn man "Wie Obelix..." zum Kanon rechnet: Dort erwähnt Asterix, dass man bereits in seiner Kindheit gegen "Cäsars Mannen" kämpfte.
Das zeigt natürlich wieder, dass Funny-Comics nicht dazu gedacht sind, dass man über ihrecLogik diskutiert. Aber wenn's Spaß macht, warum nicht?
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Iwan
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53457Beitrag Iwan »

Hallo Troubadix

Super, vielen Dank für diese sehr schlüssige Interpretation und Zusammenfassung! Nur kurz dazu: Dass sich Asterix und Obelix nicht als Veteranen der Schlachten bezeichnen, muss meiner Meinung nach kein Problem sein, denn es wäre ja dumm von der Dorfgemeinschaft gewesen, wirklich alle kampffähigen Männer da hin zu schicken. Stattdessen war es eher ein Solidaritätsbeitrag, eine symbolische Geste, eben eine Art Delegation zu schicken. Und Majestix als Sohn und Kronprinz seines damals noch im Dorf herrschenden Vaters war sicher der ideale Mann, diese kleine Truppe anzuführen und mit - so die Hoffnung - Kriegsruhm beladen zurückzukehren. So wäre dann auch seine Nachfolge legitimiert gewesen.
Auch die Bemerkung von Asterix, dass man in seiner Kindheit schon gekämpft habe, wird sinnvoller, wenn man bedenkt, dass der gallische Krieg zur Zeit von Alesia ja schon 7 Jahre dauerte. Und für einen Mann, der gerade erwachsen wurde, ist die Kindheit schon etwa 7 Jahre zurück. Um das Ganze auf die Spitze zu treiben, kann man noch sagen, dass der Krieg Caesars ja nicht der erste zwischen Römern und Galliern war. Zwar gab es in den Jahren, bevor Caesar Statthalter wurde, keinen unmittelbaren großen Kriegszug, aber einzelne Gefechte, von denen man auch im Norden erfuhr, kann es ja auch da gegeben haben.

Dies nur als kleine Anmerkungen zu deinen Ausführungen ...
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
Andy-67

Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53458Beitrag Andy-67 »

Hallo Troubardix,
Du hattest geschrieben:

Irgendwann vor Asterix' und Obelix' Geburt wurde Miraculix Druide des Gallischen Dorfes. Spätestens als die beiden dem Kleinkindalter entwachsen waren, kam er an das Rezept des Zaubertranks, vermutlich aber schon früher.
Die Dörfler hatten nie den Plan, ihren Trank einer breiteren Gemeinschaft zugänglich zu machen, wohl aus Vorsichtigkeitsgründen. Selbst was das Enthüllen anderen Druiden gegenüber anging, war Miraculix lange Zeit äußerst zurückhaltend. Nur Archäopterix wusste wohl schon genauso lange, wenn nicht länger als sein Lehrling von ihm. Rein theoretisch könnte sogar er derjenige gewesen sein, der das Rezept weitergab.


Dazu habe ich mir folgende Gedanken gemacht:

Es ist anzunehmen, das Miraculix schon vor der Geburt von Asterix und Obelix der Druide des Dorfes war, denn er präsentiert ja den raufenden Vätern ihre neugeborenen Gallier, allerdigs stellt sich mir die Frage seit wann die Dorfgemeinschaft existiert, bestand sie schon vor Vercingetorix Aufruf oder hatte sie sich erst nach der Schlacht zusammengefunden?
Vierlleicht waren es Krieger, die aus irgendwelchen Gründen mit ihren bisherigen Stammesfürsten unzufrieden waren, und sich zu einer neuen Gemeinschaft zusammenschlossen.

Wenn der Lehrmeister Archäopterix das Geheimniss des Zaubertrankes kennt, aus welchem Grunde hat er dann offenbar nur Miraculix auserwählt das Geheimis zu erfahren und hat es nicht mehreren Druiden zugänglich gemacht?
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WeissNix
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Re: Sinn der Unabhängigkeit

Beitrag: # 53459Beitrag WeissNix »

Danke an Troubadix für die gute Zusammenfassung.
Eines ist mir allerdings aufgefallen, was so formuliert nicht ganz dem Kanon entspricht (Hervorhebung von mir):
Troubadix hat geschrieben: Irgendwann vor Asterix' und Obelix' Geburt wurde Miraculix Druide des Gallischen Dorfes. Spätestens als die beiden dem Kleinkindalter entwachsen waren, kam er an das Rezept des Zaubertranks, vermutlich aber schon früher.
Da Obelix ja unstrittig "als kleines Kind" in den Kessel mit Zaubertrank gefallen ist, muss Miraculix zwingend schon zu diesem Zeitpunkt das Rezept gekannt haben.

Ansonsten: Chapeau - dehne das auf 100 Seiten aus, und Reclam macht vielleicht wieder ein Büchlein draus :-D
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Wer gendert, hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
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