Zunächst mal: Du attestierst Kauka, dass er rein gar nichts produziert, keinen Strich selbst gezogen, keine Sprechblase selbst getextet hat. Wer hat denn dann die Texte in den Siggi-Sprechblasen getextet? Und wie? Hatte derjenige von Kauka die Vorgabe, das
so zu tun? Oder ist das von dem Texter
aus eigenem Antrieb so gemacht worden und wurde von Kauka maximal im Nachhinein so dann durchgewunken oder für gut befunden? Macht es für Dich in der Beurteilung der Person Kauka keinen Unterschied, ob Kauka den Text selbst verfasst, oder nur gebilligt oder vielleicht sogar gar nicht gekannt hat, sondern lediglich als Verleger/Herausgeber für die Veröffentlichung verantwortlich ist? - Ich denke, es macht sehr wohl einen Unterschied, ob man Urheber oder 'nur' Herausgeber von 'rechtem Dreck' ist. Allein schon deshalb, weil man als Urheber und Herausgeber allein für den Text verantwortlich ist, während sich andernfalls die Verantwortung auf Urheber UND Herausgeber verteilt (was die Verantwortung für den einzelnen nicht unbedingt verringert, sondern ggf. die Gesamt-Verantwortung verdoppelt). Vor allem aber macht es für mich einen Unterschied, ob man originärer Schöpfer von 'rechtem Dreck' ist oder ihn 'nur' veröffentlicht/verbreitet. Letzteres kann man nämlich theoretisch durchaus selbst dann tun, wenn man inhaltlich nicht dazu steht.
Wenn, wie Du sagst, Kauka keine Sprechblase selbst getextet hat, gibt es ja mindestens noch eine zweite Person, die das im Falle Siggi getan haben muss und die dann auch für den 'rechten Dreck' (mit)verantwortlich wäre. Und entsprechend kritisiert werden müsste. Wer ist das und wer tut das?
Zweitens: Wir sollten uns vielleicht mal über die Begrifflichkeiten klar werden: Natürlich hat Kauka Comics 'produziert', auch wenn er keinen Strich gezeichnet und keinen Text geschrieben haben sollte (was ich mal vorsichtig anzweifeln würde). Ein Verleger produziert die verlegten Produkte. Selbst dann, wenn er sämtliche Produktionsschritte in andere Hände delegiert und selbst nur organisatorische Aufgaben übernimmt. Oder nicht mal die, sondern nur als verantwortlicher Verlags-Chef seinen Kopf für die verlegten Produkte hinhält, so ist er doch 'Produzent' der Verlagsobjekte. Kuck Dir mal n Film-Vor-oder-Nachspann an: Da ist immer (mindestens) ein Produzent angegeben. Der hat im Zweifel nicht den geringsten künstlerischen, kreativen, ggf. nicht mal organisatorischen Anteil am Film, außer dem, dass er sich drum kümmert, dass der Film finanziert ist...
Drittens: Du schreibst "Auch in Fix und Foxi schimmerte durchaus immer wieder ein rechtes und moralisierendes Weltbild durch, (...)" - Wer ist da der Urheber, wenn nicht Kauka? Wieviel und welchen Einfluss hatte Kauka auf den? Und: 'Moralisierend' ist nicht zwingend rechts und nicht zwingend schlecht. Im Gegentum: Es gibt unter den Linken hochmoralische Leute und mir graut vor einer unmoralischen Gesellschaft. Zudem: Ich denke, wir müssen auch hier mit den Begriffen vorsichtig sein: 'Rechts' hat ein breites Spektrum (von schwarz bis braun). Wenn bisher von 'rechtem Dreck' die Rede war, dann haben wir ja wohl, denk ich, von braunem Gedankengut gesprochen. Wenn Du jetzt hier 'rechts' und 'moralisierend' in einem Atemzug nennst, dann klingt das eher nach 'konservativer' Gesinnung. Die kann man mögen oder nicht, aber sie bewegt sich sicher im Rahmen der 'freiheitlich-demokratischen Grundordnung' und ist als solche zu tolerieren. 'Rechter Dreck' nicht.
Viertens: Du behauptest, es wäre längst geklärt und beantwortet, warum Kauka nicht auch vor oder nach Siggi entsprechende Comic-Bearbeitungen veröffentlicht hat. Wo, bitte, ist das geklärt? Du verweist darauf, dass er 'auch sonst keinen Zweifel an seinem Weltbild' liess. Das beantwortet und klärt nun leider gar nichts. Denn da Kauka ja -wie Du sagst- keine Sprechblasen getextet hat, kann er ja nur dadurch keinen Zweifel an seinem Weltbild aufkommen lassen, dass er sich
anderweitig, also außerhalb von Sprechblasentexten äußert. Das erklärt dann nicht im geringsten, warum nur Siggi und Bretzelburg vor 'rechtem Dreck' triefen während alle anderen, abertausende von Sprechblasentexten(!) davon nicht betroffen sind.
Fünftens: Egal, ob Kauka selbst Sprechblasen getextet und Striche gezeichnet hat: Es ändert nichts daran, dass eine inhaltliche Einflussnahme bei Lizenz-Material viel schwieriger ist, als es eine bei 'eigenen' Comics gewesen wäre. So bleibt die Frage, warum da und nur da?
Sechstens: Du schreibst zum Stichwort 'Verharmlosung': "Genau das machst du aber, wenn du immer wieder seine Rolle in der Sache derart hinterfragst, anstatt einfach mal hinzunehmen, dass durch ihn und in seinem Namen eben sehr wohl rechter Dreck publiziert wurde." - Hinterfragen ist nicht verharmlosen. Im Gegenteil: Hinterfragen führt (bei entsprechender Beantwortung der Fragen) bestenfalls dazu, dass aus bloßen Behauptungen, stichhaltige Argumente werden, die durch belastbare Fakten belegt werden.
Metusalix hat geschrieben: ↑29. Juli 2018 13:31
2.) Ich denke, es macht einen Unterschied, ob solch eine Textfassung zustande kommt, weil es in der ABSICHT des Textverfassenden war, 'revisionistische Hetze' zu betreiben oder ob sie zustande kommt, weil die Textverfasser einfach 'dem Volk aufs Maul geschaut' haben und relativ unreflektiert aufgegriffen haben, was damals 'Zeitgeist' war.
Nein, es macht keinen Unterschied - rechter Dreck bleibt rechter Dreck, egal aus welche Motivation. Und selbst wenn es dem damaligen Zeitgeist entsprach (was ich bezweifle, so reaktionär und ewiggestrig wie er dürfte schon damals nur noch eine Minderheit gewesen sein), na und? Muss man deshalb dem Volk sagen, was es hören will? Rechtfertigt der Zeitgeist also Antisemitismus und Nationalismus? Solche Rechtfertigungsmuster erinnern allzu unschön an die Proganda von AfD, Pegida & Co., die auch behaupten, ja nur das auszusprechen, was der Zeitgeist wäre und sich nur keiner zu sagen trauen würde.
Ja, rechter Dreck bleibt -unabhängig von der Motivation- rechter Dreck. Es geht aber weniger um 'rechten Dreck', sondern um eine Bewertung, Einordnung dieses rechten Drecks, bzw. derer, die ihn produziert haben. Und in der Bewertung/Beurteilung macht es dann eben sehr wohl einen Unterschied, ob ein Ewiggestriger aus Überzeugung und mit der Absicht der Indoktrination solche Texte verfasst oder ob ein 'dummer Junge' unreflektiert etwas aufschnappt und ungefiltert weiter gibt. - Das geht so'n bisschen in die Richtung: "Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein Dummkopf. Wer sie aber kennt und sie eine Lüge nennt, ist ein Verbrecher." (Berthold Brecht) Und das sind doch die Fragen, um die es hier letztlich auch geht: Ist Kauka nur ein Dummkopf oder ist er ein Verbrecher? Und: Ist die Siggi-Textung geeignet, diese Frage zu beantworten? Wenn ja, müsste ihm zuallererst mal nachgewiesen werden, dass er nicht nur die verlegerische Verantwortung dafür trägt, sondern auch eine Urheberschaft oder mindestens Einflussnahme auf diese Art der Textgestaltung hatte...
Mann, das wird schon wieder zu lang, es gäbe noch soviel mehr dazu zu sagen und ich hab noch anderes zu tun. Deshalb an diesem Punkt nur kurz noch: Ich will Kauka weder verharmlosen, noch relativieren noch sonstwas. Bei der Wahl zwischen 'Dummkopf' oder 'Verbrecher' glaube ich ziemlich sicher, dass er näher am Verbrecher als am Dummkopf ist. Ich glaube aber NICHT, dass die Siggi-Übersetzung ein taugliches Mittel ist, dies zu begründen oder gar zu belegen. Und wer es versucht, der soll es dann bitte auch 'fundiert' und 'solide' tun, um es 'wasserdicht' zu machen. Denn wenn man eine solche 'Beweisführung' auseinander nehmen kann, dann wirkt sie kontraproduktiv, weil der Eindruck entsteht, dass nicht nur die Beweisführung nicht taugt, sondern damit auch das Ergebnis nicht stimmen würde, sondern dessen Gegenteil.
Soweit. Vielleicht später noch mal mehr... Stichwort Knigge...