Beobachtung zu "Operation Hinkelstein"

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

Moderatoren: Erik, Maulaf

Benutzeravatar
Michael_S.
AsterIX Druid
Beiträge: 1235
Registriert: 16. November 2001 19:50
Wohnort: Essen
Kontaktdaten:

Beitrag: # 12529Beitrag Michael_S. »

Hallo Erik!
Erik hat geschrieben:Der "bösartige Touch" von Miraculix ist mir nie so negativ aufgefallen, wenngleich ich die Szene um seine verschiedenen Tränke und das Kosten derselben schon etwas überzogen fand. Nichtsdestotrotz sind diese Abweichungen von der Vorlage im Vergleich mit den Abweichungen etwa der "Wikinger" von den Normannen geringfügig.
Ich sehe die Abweichungen nicht so sehr im inhaltlichen Bereich, denn hier habe ich Operation Hinkelstein relativ wenig vorzuwerfen. Außerdem zählt für mich bekanntlich ebenfalls Asterix erobert Rom zu den besten Filmen, so dass für mich inhaltliche Nähe zu einem Band kein absolutes Kriterium ist.

Was mich an Operation Hinkelstein zuweilen massiv stört ist der Stil, der deutlich von dem anderer Filme und der Bände (Band 33 mal ausgenommen) abweicht. Ich bin in dieser Hinsicht sicherlich sehr konservativ. Die Bände und die älteren Filme pflegten mE einen tendenziell beschaulichen Stil, in dem selbst die wildeste Schlägerei noch harmlos aussah. Abgesehen vom Zaubertrank gibt es kaum "Special Effects", die für Knallerei und Action sorgen. Solche Effekte sind natürlich typisch für einen Film und es ist mir völlig klar, dass man so etwas deshalb in Film häufiger trifft als in den Bänden. Deswegen kann ich einige Stilbrüche in Asterix erobert Rom (Läufer wird zur Rakete; U-Bahn-Station; Geisterlegion) aber auch den Bänden (z.B. das Hochhausfoto in Trabantenstadt) akzeptieren, wenn sie nicht aufgesetzt sind, sondern der Sache noch Tiefe geben.
In Operation Hinkelstein wirken viele der Effekte auf mich aber völlig aufgesetzt. Dass die Versuchsperson die Hautfarbe wechselt, war für mich im Band schon völlig ausreichend. Ich brauche keine Explosionen, bei denen der Römer in 1000 Stücke zerspringt oder in vielfacher Form vom Himmel regnet und platzt und es braucht ihm auch kein Drachenschwanz zu wachsen.

Das mag der Stil der späten 80er und frühen 90er sein, aber obwohl ich zu dieser Zeit wohl voll in der Zielgruppe lag (8 Jahre alt, als Operation Hinkelstein in die Kinos kam), konnte ich mich dafür noch nie begeistern.

Was deinen oben gezogenen Vergleich zu Wikinger angeht, sind mir zumindest beim ersten Anschauen keine so störenden Stilveränderungen aufgefallen. Ich möchte nicht ausschließen, dass es sie gibt, aber vor einer genaueren Aussage müsste ich den Film nochmal sehen.

MfG
Michael
Patrick
AsterIX Village Craftsman
Beiträge: 183
Registriert: 21. August 2002 10:16

Beitrag: # 12531Beitrag Patrick »

Anmerkung:

"Beim anschauen verliert man irgendwie das Gefühl, dass man sich "in einem Asterix befindet". Es ist einfach zum Teil nicht das Feeling wie bei den anderen Filme. Da ist Asterix in Amerika noch ein Stück besser."

Diese Textstelle bezog sich nicht auf die Abweichung zu den Comicvorlagen, sondern sollte jeglich meine Meinung zu den Filmen insgesamt wiederspiegeln.
Benutzeravatar
Erik
AsterIX Druid
Beiträge: 8029
Registriert: 8. August 2004 17:55
Wohnort: Deutschland

Beitrag: # 12533Beitrag Erik »

Hallo,
Michael_S. hat geschrieben:In Operation Hinkelstein wirken viele der Effekte auf mich aber völlig aufgesetzt. Dass die Versuchsperson die Hautfarbe wechselt, war für mich im Band schon völlig ausreichend. Ich brauche keine Explosionen, bei denen der Römer in 1000 Stücke zerspringt oder in vielfacher Form vom Himmel regnet und platzt und es braucht ihm auch kein Drachenschwanz zu wachsen.
oben hatte ich ja bereits geschrieben, daß auch ich diese Szene übertrieben finde. Selbiges gilt für die Wahnvorstellungen des Miraculix und seine Metamorphosen kurz vor seiner Heilung. Die ausführliche Prügelei um den Seher herum in Majestix' Hütte finde ich hingegen sehr gelungen. Von diesen punktuellen Zugeständnissen an ein "moderneres" Publikum abgesehen, finde ich den Film aber noch immer sehr beschaulich. Schlimmer fände ich ohnehin solche Gesangsszenen, wie in "Kleopatra" oder "erobert Rom" (Insel der Freude). Intensive Stilbrüche sind mir bei "Operation Hinkelstein" nie negativ aufgefallen. Aber da sich um Geschmack ohnehin nicht streiten läßt, will ich das auch nicht (noch) weiter vertiefen.

Eine Bemerkung lediglich noch zu der Frage der inhaltlichen Nähe von Film zu Band, damit es hier keine Mißverständnisse gibt. Diese ist auch für mich keinesfalls ein Dogma, oder gar ein "Evangelium". Ich könnte mir auch gut vorstellen, einen Asterix-Film zu sehen und gutzufinden, der auf keinem Band basiert. Fakt ist nur, daß mir bisher die Filme, die sich nah an der Comic-Vorlage gehalten haben, zumeist besser gefallen haben ("Gallier" mal ausgenommen). Den Grund hierin sehe ich aber vor allem darin, daß mir bei den stark abweichenden Filmen ("Amerika", "Wikinger") konkret dasjenige, was hinzugefügt wurde, inhaltlich nicht sonderlich zugesagt hat. Auch "Asterix erobert Rom" finde ich nicht deshalb weniger gut (daß er schlecht sei, habe ich nie gesagt), weil er auf keinem Band basiert, sondern, weil mir der konkrete Inhalt großteils nicht gefällt.

Aber ich möchte auch nochmal zum Ausgangspunkt des Ganzen zurückkommen, nämlich den Boxershorts bzw. Unterhosen.
Aktuar hat geschrieben:Wie kommst du auf den Gedanken, dass lange Unterwäsche damals noch nicht so verbreitet war? Die sind uralt, nur wird sie erst seit kürzerem Boxershorts genannt.
Auf diesen Gedanken kann ganz einfach kommen, indem man das "Kultbuch" auf S. 129 liest. Dort sind nämlich als "Fehler" 2 Szenen abgebildet, in denen Legionäre in den Comics Unterhosen tragen (Streit, S. 36 und Legionär, S. 43) und daneben steht:
"[...] und in dieser Zeit [18. Jahrhundert] wurde auch die Unterhose erfunden... 1800 Jahre nach der Zeit der Gallier".

Soweit also zu der Frage, wie man auf diese Idee kommen kann. Ob die historische Einordnung indessen stimmt, kann ich nicht sagen. Wikipedia spricht jedenfalls derzeit auch nur von Unterhosen seit dem 17. Jahrhundert:
http://de.wikipedia.org/wiki/Unterhose#Geschichte

Inwieweit es Vorläufer gab, weiß ich nicht. Ohnehin würde ich dies nicht als "Fehler", sondern eher als zu vernachlässigenden Anachronismus bezeichnen. Aber so selbstverständlich ist es trotz allem nicht, daß die Gallier bereits Boxershorts trugen. Iwans Entdeckung mag also durchaus eine Erwähnung wert gewesen sein.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Benutzeravatar
Aktuar
AsterIX Bard
Beiträge: 685
Registriert: 14. November 2001 18:48

Beitrag: # 12545Beitrag Aktuar »

Mit uralt meinte ich natürlich nicht das Altertum. Was meint ihr denn, wie Unterwäsche aussah bevor man die modernen Stretchstoffe erfand? Hautenge Unterhosen (und auch Badehosen! Die mussten früher Gummis an den Beinen haben!) kann man noch nicht lange herstellen, dass sie auch wirklich nach 20 Wäschen noch in Form sind! Daher trug man bis etwa in die 50er Jahre meist Unterwäsche die so aussah, wie eng und kurz geratene geratene Bermudashorts (daher heißen solche Teile heute auch "Retroshorts", weil sie so schön altmodisch aussehen, wie von Opa, für diejenigen, die noch einen Opa haben, der in der Zeit aufgewachsen ist). Auf Wunsch waren die auch geblümt ...
Antworten