Hachette

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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jaap_toorenaar
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Hachette

Beitrag: # 22730Beitrag jaap_toorenaar »

hallo,
gerade erfahre ich von Frits van der Heide, dass Albert Uderzo und Anne Goscinny ihr Anteil zu 60 Prozent an Hachette verkauft haben. Sylvie hat also nicht mitgemacht und behält ihre 40 Prozent. Was das alles für Konsequenzen haben wird kann ich nicht übersehen (Fritz vermutet dass eben deswegen so träge auf meinen Antrag, ein Buch zu veröffentlichen, reagiert wird).
Jaap
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Lupus
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Re: Hachette

Beitrag: # 22732Beitrag Lupus »

Hallo Jaap,

ihren Anteil woran haben sie an Hachette verkauft? An den Rechten von Asterix und Obelix ?!

Gruß, Wolf
jaap_toorenaar
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Re: Hachette

Beitrag: # 22733Beitrag jaap_toorenaar »

richtig!
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Erik
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Re: Hachette

Beitrag: # 22734Beitrag Erik »

Hallo,

das verstehe ich nicht: Albert Uderzo würde doch niemals die Rechte an Asterix verkaufen!

Das Verhältnis der Verwertungsrevchte an Asterix war mir ja schon bislang nicht ganz klar. Wer war denn überhaupt an Hachette (das ist ja der Verlag,in dem die Asterix-Alben in Frankreich zuletzt erschienen) alles beteiligt? Doch nicht nur Albert und Sylvie Uderzo und Anne Goscinny, oder?

Albert Uderzo hat nach dem Tode von Goscinny viel Geld an Georges Dargaud gezahlt, um die Verwertungsrechte für die ersten 24 Asterix-Bände zurückzukaufen. Er hat sie dann an Hachette gegeben, an dem er selbst beteiligt ist/war. Ich bezweifle, daß er die einfach so wieder verkaufen würde, zumal er ja nicht in einer akuten Finanznot stecken wird. Also, hier wäre ich für weitere Informationen dankbar - und zwar zur Situation vor dem Verkauf und darüber, was jetzt genau Verkauft wurde. :?:

Gruß
Erik
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Jochgem
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Re: Hachette

Beitrag: # 22735Beitrag Jochgem »

Erik hat geschrieben:Albert Uderzo hat nach dem Tode von Goscinny viel Geld an Georges Dargaud gezahlt, um die Verwertungsrechte für die ersten 24 Asterix-Bände zurückzukaufen. Er hat sie dann an Hachette gegeben,
As far as I remember it was different.
Dargaud owned the rights for the first 24 books. Both Goscinny and Uderzo did not like the way they were represented by the publisher. The main reason is that Dargaud made lots of money with Asterix outside France (Spain, Germany) that was apparently not on the balance. The relation between publisher and authors was bad at the time of Asterix in Belgium. For this reason Uderzo started his own company AR to have better control on publishing the books. The old books remained at Dargaud, the new books were issued at AR. Later a lengthy lawsuit followed. In the end it was ruled that indeed Dargaud had misrepresented the authors of Asterix, and that the rights for the first books should return to the authors. At that point the authors (Uderzo and daughter Goscinny) decided that the first books were to be issued by Hachette in France. Perhaps this is surprising, as they were not given to AR. A probable cause for this is that daughter Goscinny has only a small share in AR, and she should have an equal share for the old books that were co-created by her deceased father.

Now Uderzo did not sell the rights of Asterix directly, I understand he sold his 40% share in his publishing house AR. So did Anne Goscinny (20%). The remaining 40% of Editions AR are in the hands of daughter Uderzo (!) who seems to disagree with her father in this. According to the French site actuabd father and daughter seem to have 'frictions' for a longer time now, but my French was never good except for ordering beer and bread. What I did understand was the final part of the message: that in these modern days most of the classic Franco-Belgian comic stars are continued by gifted young artists. (Not Tintin, not Asterix ... ) The rights to sell the books might be different from the rights to make new books?
http://www.actuabd.com/Albert-Uderzo-ve ... a-Hachette

Please correct me where wrong.
Hendrik Jan

Asterix in 100+ translations at: http://www.asterix-obelix.nl/manylanguages
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Erik
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Re: Hachette

Beitrag: # 22737Beitrag Erik »

Hallo Hendrik Jan,

danke für die ausführliche Erklärung und den Link. Nun ist mir vieles klarer, auch wenn ich den französischen Text nur sehr ansatzweise verstehe. Eine deutsche Übersetzung wäre hier wirklich sehr hilfreich, um die Verhältnisse im Einzelnen zu verstehen.

Jedenfalls hat Uderzo offenbar nicht Hachette verkauft (der Verlag scheint ihm in der Tat nicht (auch nicht mit) zu gehören), sondern die Asterix-Verwertungsrechte an Hachette verkauft. Erfaßt sind offenbar nicht nur die Rechte zur Herausgabe der Asterix-Bände, sondern auch die Rechte für Sekundärprodukte. Das zumindest scheint mir der Satz: "[Hachette] prend le contrôle des droits éditoriaux d’Astérix ainsi que de l’ensemble des droits dérivés liés au personnage, y compris les droits audiovisuels." zu bedeuten.

Nicht gesagt wird, soweit ich das verstehe, warum Uderzo die Asterix-Rechte verkauft hat, wobei der zweite Teil da wohl Andeutungen zu machen scheint, daß Uderzo sein "Erbe" in die richtigen Hände geben wolle. Aber warum Hachette und nicht seine Tochter? Kann ein Wirtschaftsunternehmen da besser geeignet sein, als der eigene Familienclan? Auch wird nicht gesagt, welchen Einfluß er selbst als Urheber noch behält. Die Verwertungsrechte liegen nun bei Hachette, aber sichert ihm das z.B. noch ein Mitspracherecht an künftigen Sekundärproduktionen und an Filmen? - Zumindest das Urheberpersönlichkeitsrecht kann er nicht übertragen (sich aber zur eingeschränkten Ausübung verpflichten), was z.B. bei Verwendung von Asterix in einem entstellenden Zusammenhang verletzt sein könnte. Welche Rechte Uderzo also zu Lebzeiten noch zurückbehält, bleibt mir unklar. Und erst recht unklar ist, welchen Einfluß Sylvie Uderzo, die ja offenbar ihre 40 % behält, noch haben wird.
Jochgem hat geschrieben:The rights to sell the books might be different from the rights to make new books?
Davon würde ich ausgehen, ja. Nur, weil die Verwertungsrechte nicht mehr bei Uderzo liegen, wird man es ihm nicht untersagen können, sein Werk fortzusetzen. Wobei natürlich die Frage ist, was mit den Rechten an einem neuen Band ggf. passieren würde. Wahrscheinlich müßte (und wollte) Uderzo die dann auch Hachette einräumen. Wie groß wird die Motivation sein, das Werk fortzuschreiben, wenn man selbst kaum noch Kontrolle über und materiellen Gewinn aus dessen Verwertung hat?

In Hinblick auf die Hoffnung auf ein weiteres Asterix-Abenteuer ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht, auch wenn es damit freilich nicht ausgeschlossen ist. Mit dieser Übergabe zusammenhängen könnte vielleicht auch das Stocken, in das das Erscheinen der Ultimativen Edition geraten ist.

Gruß
Erik
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jaap_toorenaar
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Re: Hachette

Beitrag: # 22744Beitrag jaap_toorenaar »

hallo,
ich war anderthalb Stunde intensiv beschäftigt und habe den sauschweren französischen Text ins Deutsch übertragen. Hier ist sie:
Albert Uderzo verkäuft Asterix an Hachette

Indem der Verlag Hachette, bereits Herausgeber der ersten 24 Abenteuer der Serie, 60% von der Gesellschaft Albert René erwirbt, übernimmt er die Macht über alles was aus der Welt von Asterix veröffentlicht wird. es ist das Ende einer Epoche.

Man entnimmt es einem Pressebericht von Hachette Livre: "Hachette Livre kauft Uderzo dessen Anteil von 40% in den Éditions Albert René, festgehalten (?) über die Gesellschaft SYADAL, ab; auch kauft Hachette der Anne Goscinny, Tochter von René Goscinny, ihren Anteil von 20% ab.". Auf diesem Wege übernimmt die erste französische Verlagsgruppe die schon die ersten 24 Hefte der Serie veröffentlichte die Kontrolle über die Verlagsrechte von Asterix sowie die Gesamtheit aller Rechte die mit dem Produkt Asterix zu tun haben - die audiovisionellen Rechte einbegriffen.
Seit der Entstehung der Serie 1959 wurden fast 325 Millionen Hefte verkauft, was jedes Jahr mehrere Millionen Euros Gewinn bedeutet. Das letzte Abenteuer wurde in einer Auflage von 8 Millionen in 27 Ländern verkauft. Laut Livres Hebdo, zitiert von AFP, hatte der Verlag einen Umsatz von 11,3 Millionen Euro 2007.
Durch diese Ankündigung wurden wir nicht überrascht. Als Uderzo am 9. September 1998 am Ende einer langen Geschichte die ersten 24 Abenteuer von Asterix, bisher bei Dargaud herausgegeben, zurückgewann, schenkte er sie nicht Albert René, dem Verlag den er 1977 gegründet hatte um die Rechte von Asterix zu Gelde zu bringen, sondern... an Hachette. Warum? Weil die tochter von Goscinny 20% von diesem verlag besaß und weil die Zufuhr dieser Abenteuer an diese Körperschaft möglicherweise das Gleichgewicht brechen könnte zwischen Empfangsberechtigte und Aktionsinnehaber (?). Sowieso war Hachette schon der Verteiler-Verlag von Albert-René.
Mit Uderzo ist immer zu rechnen. Schon 1977, während der Bestattung von Goscinny auf dem Friedhof Montparnasse, machte Georges Dargaud einen unmöglichen Fehler. Er sagte: "Goscinny ist tot, Asterix ist tot". Uderzo kam sich erniedrigt vor. Er verwirklichte nicht nur den Wunsch goscinnys, Asterix selbst herauszugeben, sondern fügte auch 9 eigene Abenteuer hinzu, wobei die Gewinne weit höher lagen als die welche Goscinny zeit seines Lebens gekannt hatte. Dann soll man auch noch den Parc Astérix erwähnen, der all diese Jahre hindurch standgehalten hat (...) und eineige Filme die einen ungeheuer hohen Umsatz kannten. Das Bild wäre vollkommen, wenn nicht das Unternehemen, das er zwischendurch seiner einzigen Tochter Sylvie anvertraut hatte, zwischen ihr und ihm Brüche geschafft hätte die sich im Laufe der Jahre als unbesiegbar zeigten. Das ging so weit, dass ihr vor 18 Monaten die Geschäftsführung entnommen wurde.
Es ist schliesslich eine vernünftige Entscheidung des 81-jährigen Schöpfers, sein Werk einem neutralen, aber fähigen und mächtigen Herausgeber anzuvertrauen. Dieser Verlag versichert eine langjährige und internationale Lenkung. "In meinem Alter" spricht Uderzo zum AFP, "war es Zeit nachzudenken über die Zukunft des Werkes das ich mit Goscinny kreiert habe".
Es ist auch das Ende einer Epoche, jene in der die Pioniere des Comics selbst die Führung ihrer Rechte beschützten. Seit mehreren Jahren wird der Großteil der großen Serien die den französisch-belgischen Comic berühmt gemacht haben (Tintin, Blake & Mortimer, Lucky Luke, Les Schtroumpfs, le Marsipulami, Boule & Bill, Achille Talon, Cubitus...) nach dem Tod der Autoren von anderen Talenten fortgesetzt und von großen Verlagen herausgegeben. Der Verkauf der Éditions Albert René und der Rechte von Asterix an Hachette ist - abgesehen von der menschlichen familiären Fragen - schliesslich nur eine schlichte Frage eines Verlagswechsels.

Jaap (Riesenseufzer)
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Lupus
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Re: Hachette

Beitrag: # 22745Beitrag Lupus »

Danke Jaap! Das beantwortet einige Fragen und eröffnet viele neue. Was wohl die Konsequenzen sein werden?

Gruß, Wolf
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Erik
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Re: Hachette

Beitrag: # 22749Beitrag Erik »

Hallo Jaap,
jaap_toorenaar hat geschrieben:ich war anderthalb Stunde intensiv beschäftigt und habe den sauschweren französischen Text ins Deutsch übertragen.
[...]
Jaap (Riesenseufzer)
dann ertsmal ein Riesendankeschön! :-)

Ich sehe jetzt einiges klarer, als vorher. Und da in Deutschland Asterix ja nicht so populär ist, wie in Frankreich, wird man wohl kaum eine offizielle Pressemitteilung dazu erwarten dürfen. Insofern war das schon die einizge Chance, zu verstehen, was da passiert ist.
jaap_toorenaar hat geschrieben:Als Uderzo am 9. September 1998 am Ende einer langen Geschichte die ersten 24 Abenteuer von Asterix, bisher bei Dargaud herausgegeben, zurückgewann, schenkte er sie nicht Albert René, dem Verlag den er 1977 gegründet hatte um die Rechte von Asterix zu Gelde zu bringen, sondern... an Hachette. Warum? Weil die tochter von Goscinny 20% von diesem verlag besaß und weil die Zufuhr dieser Abenteuer an diese Körperschaft möglicherweise das Gleichgewicht brechen könnte zwischen Empfangsberechtigte und Aktionsinnehaber (?).
Aus dieser Passage werde ich leider auch mit Übersetzung nicht ganz schlau. Laut Wörterbuch heißt "ayant droit" "der Anspruchsberechtigte" und "actionnaire" "Aktionär". Aber auch mit diesen Vokabeln wird mir nicht klar, welches Gleichgewicht zwischen wem gestört worden wäre, wenn Les Éditions Albert/René die Verwertungsrechte bekommen hätte. Denkbar wäre, daß Albert und Sylvie Uderzo dann gegenüber Anne Goscinny (die ja stärkere Rechte an den ersten 24, von ihrem Vater getexteten, Bänden haben dürfte) zu großen Anteil gehabt hätten. Wieso das aber anders ist, wenn die Rechte an Hachette gehen, ist mir nicht ganz klar.

Jedenfalls klarer sehe ich jetzt mit den Prozenten. Offenbar hatten Albert und Sylvie Uderzo je 40 % und Anne Goscinny 20 % Anteil am Unternehmen L.E.A.R. - Am Verlag Hachette hatte offenbar niemand von Ihnen Anteile, denn sonst wäre es ja nicht ein "neutraler" Herausgeber, wie der Text sagt.
jaap_toorenaar hat geschrieben:Das Bild wäre vollkommen, wenn nicht das Unternehemen, das er zwischendurch seiner einzigen Tochter Sylvie anvertraut hatte, zwischen ihr und ihm Brüche geschafft hätte die sich im Laufe der Jahre als unbesiegbar zeigten. Das ging so weit, dass ihr vor 18 Monaten die Geschäftsführung entnommen wurde.
Das ist interessant. Erst jüngst hatte ich einen sehr alten Beitrag aus dem Comicforum (aus den frühen 2000er Jahren) gelesen, in dem es von Seiten des Ehapa-Verlages hieß, 90 % der Asterix-Entscheidungen würden von Sylvie Uderzo als Leiterin von L.E.A.R. getroffen. Daß sie diesen einflußreichen Posten verloren hat, ist interessant. Es stellt sich de Frage, wer dann in den letzten 1 1/2 Jahren die Asterix-Entscheidungen getroffen hat. Wieder Meister höchstpersönlich oder ein neuer "Kopf"? Da die Verwertungsrechte ja bei L.E.A.R. bleiben (nur dieses Unternehmen nicht mehr vom Dreieck Sylvie Uderzo - Albert Uderzo - Anne Goscinny, sondern jetzt von Hachette beherrscht wird), stellt sich die Frage, ob sich daran kurzfristig überhaupt etwas ändern wird.
jaap_toorenaar hat geschrieben:Seit mehreren Jahren wird der Großteil der großen Serien die den französisch-belgischen Comic berühmt gemacht haben (Tintin, Blake & Mortimer, Lucky Luke, Les Schtroumpfs, le Marsipulami, Boule & Bill, Achille Talon, Cubitus...) nach dem Tod der Autoren von anderen Talenten fortgesetzt und von großen Verlagen herausgegeben. Der Verkauf der Éditions Albert René und der Rechte von Asterix an Hachette ist - abgesehen von der menschlichen familiären Fragen - schliesslich nur eine schlichte Frage eines Verlagswechsels.
Auch diese Ausführungen werfen eine interessante Frage auf: Wenn die Rechte an der Figur Asterix nicht mehr bei Uderzo liegen, kann er dann eigentlich noch entscheiden, daß niemand außer ihm Asterix zeichnen darf? Oder könnte Hachette nach seinem Tode auch einem anderen Zeichner gestatten, weitere Asterix-Alben herauszugeben. Und was ist etwa mit der Nachdruckgenehmigung der beiden von Marcel Uderzo gezeichneten Kurzgeschichten - kann Uderzo deren Neuauflage noch dauerhaft verhindern?

Auf alle diese Fragen wird es keine Antworten geben, die jetzt hier irendjemand geben könnte, denn das sind sicherlich Fragen, die vertraglich zwischen Albert Uderzo und den neuen Rechteinhabern festgelegt sind. Ich würde mal stark vermuten, daß auch nachdem Uderzo sich der Asterix-Rechte begeben hat, er sich die Entscheidung vorbehalten haben wird, daß nach ihm niemand mehr Asterix als Comic fortsetzen darf. Denn das war ihm ja immer wichtig. Ganz sicher bin ich mir dieser Lage aber jetzt nicht mehr.

Gruß
Erik
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Aktuar
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Re: Hachette

Beitrag: # 22756Beitrag Aktuar »

Mal den Text mit Kommentaren:

"Indem der Verlag Hachette, bereits Herausgeber der ersten 24 Abenteuer der Serie, 60% von der Gesellschaft Albert René erwirbt, übernimmt er die Macht über alles was aus der Welt von Asterix veröffentlicht wird. es ist das Ende einer Epoche." Hachette, eine Gesellschaft, übernimmt Anteile einer anderen Gesellschaft, die bislang von Uderzo über eine Zwischenholding, die SYADAL (die vermutlich Uderzo direkt gehört), gehalten wurden. Also letztlich kauft Hachette Anteile von SYADAL. (Siehe nächster Satz.) Damit gehen keine Rechte über, sondern die Leitungsbefugnis, d.h. Hachette kann jetzt in den LEAR als Mehrheits-Eigentümer agieren. Die Rechte von LEAR an Asterix bleiben dadurch unverändert, nur Hachette hat jetzt Einfluß auf deren Ausübung.

"Man entnimmt es einem Pressebericht von Hachette Livre: "Hachette Livre kauft Uderzo dessen Anteil von 40% in den Éditions Albert René, festgehalten (?) über die Gesellschaft SYADAL, ab; auch kauft Hachette der Anne Goscinny, Tochter von René Goscinny, ihren Anteil von 20% ab.". " Offensichtlich hielt SYADAL nur 40%, Anne weitere 20% an LEAR direkt. SYADAL und Anne haben ihre Anteile an Hachette verkauft, so dass Hachette jetzt Mehrheitseigentümer von LEAR ist.


"Auf diesem Wege übernimmt die erste französische Verlagsgruppe die schon die ersten 24 Hefte der Serie veröffentlichte die Kontrolle über die Verlagsrechte von Asterix sowie die Gesamtheit aller Rechte die mit dem Produkt Asterix zu tun haben - die audiovisionellen Rechte einbegriffen." Hachette hatte zuvor das Recht, die ersten 24 Hefte zu vermarkten, also sie nachzudrucken. Vermutlich hatte Hachette nicht das Recht, darüber hinaus Asterix-Rechte zu nutzen, z.B. Asterix-Produkte zu lizensieren. Diese wurden immer mit Lizenz LEAR ausgegeben. Offensichtlich hat aber LEAR solche Lizenzrechte und auch das Recht Filme und Hörspiele zu machen. Allerdings hat LEAR all diese Rechte in einem Vertrag von den Authoren übernommen und dieser Vertrag bestimmt den Umfang der Rechte in LEAR. Es kann gut sein, dass LEAR nicht nur durch Uderzo als Miteigentümer gesteuert wurde, sondern auch in den Verträgen dieser Mitspracherechte hatte. Letztere bleiben durch die Übernahme durch Hachette selbst unberührt.

"Als Uderzo am 9. September 1998 am Ende einer langen Geschichte die ersten 24 Abenteuer von Asterix, bisher bei Dargaud herausgegeben, zurückgewann, schenkte er sie nicht Albert René, dem Verlag den er 1977 gegründet hatte um die Rechte von Asterix zu Gelde zu bringen, sondern... an Hachette. Warum? Weil die tochter von Goscinny 20% von diesem verlag besaß und weil die Zufuhr dieser Abenteuer an diese Körperschaft möglicherweise das Gleichgewicht brechen könnte zwischen Empfangsberechtigte und Aktionsinnehaber (?)." Die Aufteilung 80% (Familie Uderzo) zu 20% (Familie Goscinny) an LEAR entspricht vermutlich dem Verhältnis zwischen den Rechten des Authors an den Bänden ab 25 und den Rechten an der Marke Asterix, die beide Familien zusammen haben, also an denen Anne nur zur Hälfte beteiligt ist. Setzt man diese mit 40% an, den Anspruch auf die Hefte selbsts mit 60%, hat Anne 20% von LEAR erhalten, Uderzo ebenso 20% an der Marke und dazu 60% an den Heften. Von letzteren hat er - vermutlich als vorgezogene Erbauseinandersetzung seiner Tochter schon mal 40% vorab gegeben, vermutlich auch als Lohn für intensive Mitarbeit in LEAR. Bei den alten Heften wäre die Aufteilung am Besitz von LEAR nicht angemessen gewesen, da jede Familie vermutlich die Rechte zur Hälfte durch das Gericht erhielt. Man hätte entweder die Anteile zugunsten von Anne ändern müssen oder aber eine Auszahlung vornehmen müssen. Die einfachere Lösung war, die Rechte an den ersten 24 Heften direkt an Hachette zu geben und dafür von Hachette - vermutlich halbe-halbe für jede Familie - Honorare zu erhalten.



"Sowieso war Hachette schon der Verteiler-Verlag von Albert-René." LEAR hat selbst nicht als Verlag gearbeitet, sondern nur als Produzent von Material. Verlegt und vertrieben wurden alle Geschichten dann von Hachette, aber ohne Einfluß auf den Inhalt.


"Das Bild wäre vollkommen, wenn nicht das Unternehemen, das er zwischendurch seiner einzigen Tochter Sylvie anvertraut hatte, zwischen ihr und ihm Brüche geschafft hätte die sich im Laufe der Jahre als unbesiegbar zeigten. Das ging so weit, dass ihr vor 18 Monaten die Geschäftsführung entnommen wurde." Sylvie war nicht nur Minderheitsmiteigentümern sondern wohl auch Geschäftsführerin von LEAR. Allerdings gab es ein klassisches Patt. Je zwei der drei Eigentümer konnten jeden anderen blockieren, da je zwei deutlich über 50% besaßen. Es scheint hier Fraktionsbildungen gegeben haben, gegen Sylvie. Mit der Entlassung von Sylvie als Geschäftsführerin war LEAR vermutlich handlungsunfähig. Die Konstruktion ging von einem Familienbetrieb aus. Nachdem dies nicht mehr gegeben ist, musste neues überlegt werden. Mit dem Tod von Uderzo wäre Sylvie Eigentümerin von 80% gewesen und damit das Patt zuungunsten von Anne beendet. Anne wäre dann praktisch rechtlose Minderheitsaktionärin von LEAR gewesen. Daher lag es nahe, jetzt eine Neuregelung zu treffen. Die geschieht nicht mehr durch unflexible Eigentumsstrukturen sondern nur noch über Verträge, wie dem zwischen den Beteiligten und LEAR, der natürlich von dem Eigentümerwechsel erst mal nicht betroffen ist. Durch den Übergang von 60% auf Hachette ist jetzt Sylvies Eigentümer-Position praktisch machtlos geworden.

Was das alles für Asterix bedeutet, kann nur aufgrund des Vertrages zwischen Uderzo/Goscinny und LEAR festgestellt werden (ich nehme an, dass Sylvie hier keine vertraglichen Rechte hat, da vermutlich nur das Eigentum an LEAR ihr überlassen wurde, nicht aber die Urheberrechte).
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Erik
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Re: Hachette

Beitrag: # 22760Beitrag Erik »

Hallo Aktuar,

das sind sehr aufschlußreiche und interessante Kommentare.
Aktuar hat geschrieben:Hachette hatte zuvor das Recht, die ersten 24 Hefte zu vermarkten, also sie nachzudrucken. Vermutlich hatte Hachette nicht das Recht, darüber hinaus Asterix-Rechte zu nutzen, z.B. Asterix-Produkte zu lizensieren. Diese wurden immer mit Lizenz LEAR ausgegeben. Offensichtlich hat aber LEAR solche Lizenzrechte und auch das Recht Filme und Hörspiele zu machen. Allerdings hat LEAR all diese Rechte in einem Vertrag von den Authoren übernommen und dieser Vertrag bestimmt den Umfang der Rechte in LEAR. Es kann gut sein, dass LEAR nicht nur durch Uderzo als Miteigentümer gesteuert wurde, sondern auch in den Verträgen dieser Mitspracherechte hatte. Letztere bleiben durch die Übernahme durch Hachette selbst unberührt.
Ja, die Verträge bleiben natürlich unberührt. Es wurden nicht direkt die Asterix-Rechte neu lizenziert, sondern nur Anteile an L.E.A.R. übertragen.

Es ist aber so, daß alle Rechte nicht direkt bei einem Verlag, sondern ursprünglich bei den Urhebern (oder deren Erben) liegen und diese nur lizenziert werden können. Das bedeutet, daß nicht das Urheberrecht selbst übergeht, sondern nur ein Nutzungs- und Verwertungsrecht eingeräumt wird. Das ist sowohl in Bezug auf die ersten 24 Bände der Fall (Nutzungsrecht hat Hachette direkt), als auch in Bezug auf die letzteren Bände und die Rechte an der Figur selbst (Nutzungsrecht hat L.E.A.R.). Insoweit dürfte das EU-weit einheitlich sein.

Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, wie Uderzo sich einen Einfluß hat vorbehalten können: Entweder er hat die Lizenzen an L.E.A.R. schon nur mit Einschränkungen vergeben (z.B., daß kein Film ohne seine Zustimmung gemacht werden darf). Dann bleiben diese durch die Übernahme von L.E.A.R: durch Hachette natürlich unberührt.

Es kann aber auch sein, daß L.E.A.R. die unbeschränkten Nutzungs- und Verwertungsrechte bekommen hat und Uderzo bislang seinen Einfluß über seine Anteile an L.E.A.R. ausgeübt hat. In diesem Falle fielen diese Einflußmöglichkeiten jetzt weg, es sei denn, es wären entsprechende im Übernahmevertrag mit Hachette vereinbart worden. Das ist es, was ich oben meinte.

Für den Einfluß von Anne Goscinny gilt natürlich dasselbe.
Aktuar hat geschrieben:Die Aufteilung 80% (Familie Uderzo) zu 20% (Familie Goscinny) an LEAR entspricht vermutlich dem Verhältnis zwischen den Rechten des Authors an den Bänden ab 25 und den Rechten an der Marke Asterix, die beide Familien zusammen haben, also an denen Anne nur zur Hälfte beteiligt ist. Setzt man diese mit 40% an, den Anspruch auf die Hefte selbsts mit 60%, hat Anne 20% von LEAR erhalten, Uderzo ebenso 20% an der Marke und dazu 60% an den Heften. Von letzteren hat er - vermutlich als vorgezogene Erbauseinandersetzung seiner Tochter schon mal 40% vorab gegeben, vermutlich auch als Lohn für intensive Mitarbeit in LEAR. Bei den alten Heften wäre die Aufteilung am Besitz von LEAR nicht angemessen gewesen, da jede Familie vermutlich die Rechte zur Hälfte durch das Gericht erhielt. Man hätte entweder die Anteile zugunsten von Anne ändern müssen oder aber eine Auszahlung vornehmen müssen. Die einfachere Lösung war, die Rechte an den ersten 24 Heften direkt an Hachette zu geben und dafür von Hachette - vermutlich halbe-halbe für jede Familie - Honorare zu erhalten.
:idea: Ja, so wird es sein. Eigentlich ganz einfach, wenn man erstmal drauf gekommen ist... zumindest, soweit die Verwertungsbände für die Comic-Alben betroffen sind.

Unklar ist dabei aber dann doch noch immer, wieso die sonstigen Verwertungsrechte für die Figur, also Sekundärprodukte (Tassen, Stifte, Schulhefte, Krawatten, ...), Filme, Hörspiele etc. bei L.E.A.R. liegen konnten. Denn in Bezug auf diese Produkte dürfte die Urheberschaft Uderzo's an den neuen Bänden ja keine Rolle spielen, sondern nur die Rechte an der Marke Asterix. Und die sollten - wie Du ja richtig schreibst - zwischen den Familien 50/50 aufgeteilt sein. Da wäre das Eigentumsverhältnis an L.E.A.R. von 80/20 also auch unangemessen. - Hier könnte es höchstens damit zusammenhängen, daß die Nutzungs- und Verwertungsrechte an der Figur Asterix bei Dargaud lagen (durch seinen Kauf von Pilote Anfang der 60er Jahre) und Uderzo sie zurückgekauft hat, während Anne Goscinny sich daran nicht oder eben nur zu 20% beteiligt hat.
Aktuar hat geschrieben:Durch den Übergang von 60% auf Hachette ist jetzt Sylvies Eigentümer-Position praktisch machtlos geworden.
In dem Punkt bin ich mir nicht so sicher. Ich kenne das französische Gesellschaftsrecht natürlich nicht, aber sowas wie Minderheitenschutz gibt es da sicherlich schon auch. Zumindest bei wichtigen Entscheidungen wird sie als 40%-Eignerin Minderheitenrechte haben. Für die "normalen" Entscheidungen aber sicherlich eher nicht.
Aktuar hat geschrieben:Was das alles für Asterix bedeutet, kann nur aufgrund des Vertrages zwischen Uderzo/Goscinny und LEAR festgestellt werden
Jein. Es könnte auch auf den Anteilsverkaufsvertrag Uderzo/Goscinny - Hachette ankommen. Wenn die Mitspracherechte in Sachen Asterix bereits gegenüber L.E.A.R. bestehen, dann hast Du Recht. Wenn L.E.A.R. aber weitgehend unbeshränkte Rechte haben und Uderzo/Goscinny auf die Beherrschung dieses Unternehmens angewiesen waren, dann ist eben von Belang, was sie mit Hachette vereinbart haben.

Ich gebe aber zu, daß eine von vornherein nur beschränkte Vergabe der Rechte an L.E.A.R. die wahrschenlichere Varante ist. In diesem Falle wären die Auswirkungen auf künftige Asterix-Produkte erstmal gering.
Aktuar hat geschrieben:(ich nehme an, dass Sylvie hier keine vertraglichen Rechte hat, da vermutlich nur das Eigentum an LEAR ihr überlassen wurde, nicht aber die Urheberrechte).
Das Urheberrecht ist (außer durch Vererbung) nicht übertragbar (auch in Frankreich nicht, soweit ich weiß). Ihr könnten also nur Nutzungsrechte eingeräumt worden sein. Das würde ich aber auch mal bezweifeln. Nach Uderzo's Tod wird sie aber das Urheberrecht selbst als Erbgut (für 70 Jahre) bekommen, es sei denn, Albert Uderzo würde eine abweichende letztwillige Verfügung treffen.

Gruß
Erik
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Aktuar
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Re: Hachette

Beitrag: # 22761Beitrag Aktuar »

Danke für die rechtliche Klarstellung. Gesellschaftsrechtlich gibt es natürlich Minderheitenschutzrechte, doch erlauben die keinen Einfluss auf day-to-day decisions, sondern nur im Fall gesellschaftsrechtlicher Umwandlungen, z.B. eine Verschmelzung auf Hachette wäre davon betroffen.
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Re: Hachette

Beitrag: # 22762Beitrag Comedix »

Hallo,

einen Kommentar vom deutschen Verlag zu diesem Thema gibt es noch nicht, dort hält man sich bezüglich der Auswirkungen noch bedeckt und verweist auf zukünftige offizielle Pressemeldungen. Vielleicht ist dieser Verkauf auch der Grund dafür, dass es bisher noch keine besonderen Planungen bzgl. des Jubiläumsjahres in Deutschland gibt.

Gruß, Marco
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