Hallo Community,
nachdem ich das Album nun zweimal gelesen habe, will ich auch mal meine Gedanken zum neuen Asterix Band zusammenfassen. Noch bin ich unschlüssig, was ich davon halten soll. Vielleicht helft ihr mir ja etwas auf die Sprünge.
Vorweg gesagt, ist dieser Asterix weitaus gelungener als ›Obelix auf Kreuzfahrt‹ oder der unsägliche ›Gallien in Gefahr‹. Zu keinem Zeitpunkt kommt der Gedanke auf, was dieses und jenes, sprich Atlantis, Aliens und UFOs, in einem Asterix Band zu suchen habe.
Vor allem die Zeichnungen halte ich sehr gelungen. Didier Conrad hat wirklich ganze Arbeit geleistet, vor allem wenn man den, nach seinen Angaben, großen Zeitdruck bedenkt, unter dem er gestanden hatte.
Bei der Geschichte jedoch, findet sich einiges, was man in meinen Augen hätte besser machen können: Es dauert sehr lange, bis die Handlung in Fahrt kommt und sobald man denkt, es geht los, ist man auch schon mitten im Höhepunkt. So etwas ist mir schon öfter bei Filmen aufgefallen. Da wird zu viel und zu langatmig erzählt, sodass man dann für die eigentliche Handlung keine Zeit mehr hat. Es wäre besser gewesen, die Szenen im Dorf so knapp, wie möglich zu halten und einige Szenen ganz zu streichen oder zu kürzen.
Beispielsweise die Figur des Publius Plusminus: Als Volkszähler im Dorf dient er ausschließlich als Running Gag. Eine nette Idee, doch man hätte ihn sich besser für ein Dorfabenteuer aufsparen sollen. Sobald der Fokus der Helden auf die Reise schwenkt, kommt er nur noch einmal vor. Zudem ist der Schlussgag unverständlich, da die Rückkehr der beiden Helden kaum seine gesamte Zählung durcheinanderbringen kann.
Die Piktogtamme der Pikten hätten ebenfalls einen guten Running Gag abgeben können, wie zum Beispiel als Parodien moderner Verkehrsschilder, wurden aber nur einmal wiederverwendet. Warum hat man sie dann überhaupt eingeführt?
Kaum beleuchtet, werden auch die Pikten selbst. Es kommen zwar viele Stämme vor, aber selbst über Mac Aphons Stamm erfährt man nur wenig. Auch wenn über dieses Volk nicht viel bekannt ist, wäre es denn ein Problem gewesen, ein paar Eigenheiten, die den heutigen Bewohnern der Gegend nachgesagt wird, zu verwenden?
Einen Dudelsack sieht man zwar bei der seltsamen Band, ohne näher darauf einzugehen. Der Baumstammwurf wird kurz angeschnitten, eine Erklärung, was das es damit eigentlich auf sich hat sucht man jedoch vergeblich. Die Rivalität mit den Briten wäre eine gute Gelegenheit gewesen, an das entsprechende Heft anzuknüpfen. Das schottische Nationalgericht, Haggis, wird nicht einmal erwähnt und Whisky wird zwar als ›Malzwasser‹ eingeführt, aber da keiner der Helden davon trinkt und die Wirkung deutlich wird, könnte damit ebenso ›Malzbier‹ gemeint sein.
Alles Klischees, ich weiß, aber ist das nicht genau das, was ein Reiseabenteuer immer ausgemacht hat? Die liebevollen Anspielungen auf die Eigenheiten der jeweiligen Länder? Übermalt man den Kilt mit Lederhosen, könnte dieses Album genauso gut bei den Bajuwaren spielen.
Einzig das Seemonster lernt man näher kennen. Es reiht sich in jene unglückliche Reihe von Fantasy Einflüssen ein, welche in den letzten Ausgaben von Asterix so gestört haben. Erstaunlicherweise fand ich es weit weniger schlimm, als die UFOs, wobei ich mir eine subtile Anspielung lieber gewesen wäre: Asterix und Obelix hätten beispielsweise die Sage unbeabsichtigt begründen können, indem sie etwas gemacht hätten, was aus er Ferne wie ein Seeungeheuer gewirkt hätte.
So verkommen die Pikten als Volk, die einen Kilt tragen, mit Baumstämmen werfen und Seeungeheuer in ihren Gewässern halten.
Der Höhepunkt der Geschichte ist auch viel zu kurz geraten. Die Römer wirken insgesamt etwas fehl am Platz und sind wahrscheinlich nur vorhanden, weil man glaubte, die Leser würden diese erwarten. Aber dann sollte man sie auch nicht um das Vergnügen einer Prügelei am Ende bringen und sie mit einem Übersichtsbild abspeisen.
Das größte Problem des Albums ist allerdings Mac Aphon. Dieser Pikte trägt nichts zur Handlung bei, außer als Grund für die Reise.
Schon die Ankunft, eingefroren in dem Eisblock, ist seltsam, vor allem, weil er seinen Aussagen nach an einen Baumstamm gekettet worden ist. Unter welchen Umständen wurde er dann eingefroren, nachdem er sich befreit hat? Zumal es am Meer offenbar wärmer zu sein scheint, als weiter im Landesinneren.
Seitenweise ist er daraufhin auch noch gehemmt, durch diesen seltsamen Sprachfehler, dessen Sinn oder Witz ich bis jetzt immer noch nicht verstanden habe. Der einzige Running Gag, der wirklich durchgezogen wird. Kann mir bitte jemand erklären, warum er immer nur moderne Lieder hervorbringen kann, statt etwas Vernünftiges zu sagen? Allmählich habe ich den Verdacht, es soll einfach nur lustig sein, dass sich sein Lallen für den Leser zufällig so anhört, während die Gallier nichts verstehen.
Leider wird dadurch auch die Reaktion der Damen des Dorfes unverständlich. Wie, außer durch Gutemines weiblicher Intuition, kommen diese darauf, dass es sich um eine ›tragische Liebesgeschichte handelt‹? Weder seine Zeichensprache, noch seine Schneeskulpturen oder auch die Ornamente deuten darauf hin. Der Ohrring in seiner Hand wird danach nicht wieder erwähnt und man erfährt auch nicht, wie es dazu kam, dass er ihn behalten hat.
Eine klassische Liebesgeschichte, die normalerweise immer funktioniert, verkümmert damit zu einer Nebenhandlung, ohne dass wirklich Gefühle aufkommen. Camillas erstmaliges Erscheinen erfolgt zeitgleich mit ihrer eher zufälligen Befreiung, was ihrer Gefangenschaft einiges an Dramatik nimmt. Wollte man das vermeiden, hätte man es auch witziger gestalten können, indem man im Gegensatz zu Mac Aphons Beschreibung von Camilla, diese sehr resolut gegenüber Mac Abberh auftreten hätte lassen.
Auch das Wiedersehen von Camilla mit Mac Aphon ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes, wenn man von der Trennung nichts mitbekommen hat.
Zwar darf sie Mac Abberh verprügeln, doch da das für den Leser ebenfalls die erste Begegnung ist, kann man ihren Zorn kaum nachvollziehen. Zumal Camilla, als Asterix und Obelix sie entdecken, nicht den Eindruck machte, als würde ihr die Gefangenschaft etwas ausmachen. War sie denn überhaupt seine Gefangene? Man sieht nämlich kein einziges Mal, dass Mac Abberh oder seine Handlanger irgendetwas mit ihr zu tun gehabt hätten.
Natürlich kann man sich sich ungefähr vorstellen, was vorher passiert sein könnte, aber im Rahmen eines Comics hätten zumindest ein paar Szenen vorher nicht geschadet. So ist Camilla eigentlich vollkommen überflüssig.
Was mich wieder zu Mac Aphon führt. Was hat er eigentlich zu der Geschichte beigetragen? Nichts. Musste er sich irgendwann beweisen? Nein. Immer wenn es brenzlig wird, verfällt er in seinen (psychosomatischen) Sprachfehler und muss das Handeln anderen überlassen. Er hat weder seine Geliebte gerettet, noch im Kampf die Pikten angeführt und so für deren Vereinigung gesorgt. Eigentlich hätte dieser Mac Alith am Ende der Anführer sein müssen.
Insgesamt gesehen, ist ›Asterix bei den Pikten‹, meiner Meinung nach, ein zeichnerisch solides Album, ohne das Potential eines Reiseabenteuers wirklich auszunutzen. Viele gute Ideen waren vorhanden, sind aber nicht genutzt worden. Es reiht sich so in die besseren Uderzo Alben ein, ohne besonders hervor zu stechen. Bis zum alten Glanz ist noch einiges an Arbeit nötig. Das nächste Dorfabenteuer sollte hoffentlich zeigen, wohin der Weg Asterix führen wird.