Rassismus als Running Gag?

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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RaptorX

Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 62972Beitrag RaptorX »

Es gibt auch schon Bücher, über alle möglichen Themen, trotzdem werden neue weiterhin veröffentlicht. Gearde auch deshalb um neue Diskurse zu eröffnen.
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methusalix
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 62973Beitrag methusalix »

aber deshalb wieder neue Diskurse über Rassismus Asterix eröfnen , ich fühle mich erlahmt ; aber wenn andere dich bei dem Diskurse unterstützten : viel spass ;-)

Gruß Peter
Wer einem Fremdling nicht sich freundlich mag erweisen, der war wohl selber nie im fremden Land auf Reisen.

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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 62978Beitrag RaptorX »

Die Rechnung erscheint doch ganz einfach: Solange es weiterhin Rassismus in neuen Comicbänden und Filmen gibt, wird es Thema von Diskussionen sein. Diesen Rassismus zu akzeptieren und sich den Spaß nicht verderben lassen wollen, wäre ein ganz schlechtes Zeichen- auch für nachfolgende Generationen!
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Iwan
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 62979Beitrag Iwan »

Jetzt kommt mal alle wieder runter, Mensch!
Ich muss sagen, bis zu diesem neuen Thema war mir gar nicht so bewusst, wie problematisch manche Darstellungen sind, und vor allem, wie sehr sie sich durch die ganze Reihe durchziehen. Übrigens, in dem Zusammenhang, auch Joshua Steinmazel in "Odyssee" als der Klischeejude wirkt heute etwas deplatziert.
In so fern danke, RaptorX, für das Augenöffnen!

Was ich allerdings für eher unnötig halte, war der abgebildete Hinweis zum Film Dumbo. Denn der war so allgemein, dass man alles reindenken kann. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute sich aufgrund von so was noch mal überlegen, ob sie den Film schauen wollen. Es geht ja auch anders, man könnte den Hinweis etwas detaillierter machen, wie z.B. in den USA die Mitteilung, dass im Film eine rüde Sprache vorherrsche - was auch immer das im Einzelnen bedeutet. Das mit dem Tabakkonsum geht auch in diese Richtung, aber die kulturellen Darstellungen? Da fürchte ich, das könnte eher kontraproduktiv wirken, oder wie seht ihr das?
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
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WeissNix
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 62980Beitrag WeissNix »

Man muss nicht an jeder Mülltonne schnuppern...
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Michael_S.
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 62993Beitrag Michael_S. »

RaptorX hat geschrieben: 17. April 2020 10:47 Aber das Problem bezieht sich eben auch auf die neuen Ausgaben. Im Film "Das Geheimnis des Zaubertranks" von 2019 taucht die Figur des Afrikaners immer noch auf. Hier sogar direkt als Diener. Er reicht Erfrischungen an die Dorfbewohner. Auch wieder mit entsprechender, wirrer Gesichtspose.
RaptorX hat geschrieben: 18. April 2020 09:12 Gestern das aktuelle Comic 38 gekauft. Auch hier sehr fragwürdige Darstellungen. Der Pirat erneut als Running Gag [...]
Hier muss man meines Erachtens mehrere Aspekte trennen: Die Piraten sind zweifellos ein Running Gag und auch als solcher angelegt. Doch dieser Running Gag basiert nicht auf Rassismus. Die Piraten und ihre regelmäßigen Pleiten aller Art sind insbesondere nicht deshalb lustig, weil hier ein dunkelhäutiger Pirat mit Sprachfehler als rangniedriger Ausguck unter einem hellhäutigen Kapitän dienen muss. Sie wären genauso lustig, wenn es sich beispielsweise um einen dunkelhäutigen Kapitän handeln würde, der einen hellhäutigen Schwerhörigen als Ausguck hätte. Oder wenn alle Piraten ethnisch gleich wären. Dass es hier einen dunkelhäutigen Piraten in untergeordneter Rolle gibt, liegt einzig daran, dass die gesamte Piratencrew eine Parodie auf die Comicserie Barbe Rouge ist (https://www.comedix.de/lexikon/db/barbe_rouge.php). Dementsprechend kann man das auch in neueren Ausgaben oder Filmen nicht einfach ändern, ohne der Crew eine zentrale Eigenschaft zu nehmen. Gleichzeitig muss man bemerken, dass der dunkelhäutige Pirat auch nicht negativer dargestellt wird als die anderen - alle zeigen gelegentlich wirre Gesichtsposen oder geraten in unvorteilhafte Situationen. Somit steht der intendierte Humor der Szene in keinerlei Relation zur ethnischen Zugehörigkeit der Protagonisten, womit der Vorwurf des Rassismus meines Erachtens eben nicht zutreffend ist.

Dieselbe Überprüfung muss man meines Erachtens für alle anderen Rassismus-verdächtigen Szenen vornehmen. Im ersten Posting dieses Threads wurde beispielsweise der Sklavenmarkt erwähnt und im zweiten Bild gezeigt. Wie man dort unschwer erkennen kann, werden auf diesem Markt Sklaven verschiedener Ethnien angeboten. Nun ist Sklavenhandel zweifellos menschenverachtend und heutzutage zum Glück weitgehend verboten, aber für ein Szenario im Jahr 50 v. Chr. ein völlig normales Element. Ich würde die Darstellung eines Sklavenmarkts daher nicht grundsätzlich als rassistisch bezeichnen - die spezifische Darstellung eines Dunkelhäutigen ist es in diesem Fall aber m. E. definitiv nicht und ein Running Gag ist es ohnehin nicht.

Zweifellos kann man die Frage stellen, ob eine bestimmte ethnische Gruppe in den Asterix-Bänden überdurchschnittlich häufig in unvorteilhaften Rollen oder Darstellungen gezeigt wird. Das würde dann zumindest für unterschwelligen Rassismus sprechen. Aber man muss dann meines Erachtens auch nach Ursache und Wirkung fragen. Liegt es tatsächlich daran, dass die Autoren in der jeweilgen Szene rassistisch gedacht haben (zum Beispiel: "Die Szene braucht noch einen Deppen, um lustig zu sein. Lass' uns einen Schwarzen einbauen, die taugen eh zu nix anderem") und ist die Szene tatsächlich dazu geeignet, beim Leser rassistische Rollenbilder zu erzeugen oder zu festigen (zum Beispiel: "Schwarze taugen nur als Deppen und Diener; da ist die Darstellung in Asterix echt realistisch"). Beides kann man meines Erachtens verneinen. Für die Unterstellung an die Autoren gibt es keine Anhaltspunkt und für die Wirkung auf den Leser muss man berücksichtigen, dass die Darstellung aller Charaktere in Asterix per se überzeichnet und nicht realistisch ist. Die Darstellung eines Dunkelhäutigen in Rolle und Aussehen wie in den Asterix-Bänden kann daher für sich genommen und ohne Kontext durchaus rassistisch sein - im Kontext des Asterix-Universum ist sie es meines Erachtens aber nicht, genausowenig wie die Asterix-Comics trotz regelmäßiger Prügeleien Gewalt verherrlichen, zum Drogenkonsum (Zaubertrank) aufrufen oder die Verschwendung von Lebensmitteln (Fischschlachten) propagieren. Oder brauchen wir tatsächlich einen Thread mit dem Titel "Gewaltexzesse/Drogensucht/Lebensmittelverschwendung als Running Gag?"?
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 62995Beitrag RaptorX »

Die Hinweise bei Disney als Textbox sind in der Tat etwas unzureichend. Aber wenigstens gibt es überhaupt einen Kommentar bzw. das Eingeständnis! Das missfällt mir bei Asterix. Das neue Zeichner/Autoren-Duo setzt fragwürdige Inhalte konsequent fort.

Frage: Wie viele Asterix-Zuschauer kennen Barbe Rouge und verstehen sofort genau diese Anspielung?
Das sind informative Hintergrundinformationen, die die Masse nicht kennen wird. Die Reihe Asterix als Film oder Comic hat immer noch große Popularität. Die Hefte gibt es überall, an jeder Tankstelle. Die Filme gibt es im Fernsehen oder heute greifbarer auf Youtube. Es gibt demnach leicht Zugriff darauf. Zudem ist die optische Darstellung von Baba aus dieser Serie Barbe Rouge deutlich annehmbarer mit mehr Varianz in den Gesichtszügen.
Ich würde auch nicht zustimmen, dass alle Piraten bei Asterix gleichartig dümmlich gezeigt werden. Baba ist aufgrund seiner Position zuallererst sichtbar. Er wird auch, mit dem Kapitän, am öftesten gezeigt.

Ja, dunkelhäutige Personen werden bei Asterix nur in der unterwürfigen Position dargestellt! Deine Aussage mit dem Kontext erachte ich als zu irreführend. Das würde demnach bedeuten, dass Rassismus in der Asterix-Welt abgeschwächt wird- in der Einzelbetrachtung bleibt er aber bestehen?! Je mehr jemand demnach in die Asterix-Welt eintaucht, desto mehr "gewöhnt" er sich an den Rassismus als narrativen Bestandteil?! Dieser Zustand wäre fahrlässig! So wird der Rassismus unsichtbar und gar als solches nicht mehr sonderlich wahrgenommen.
Und jeder Asterix-Comicband sowie jeder Film sind abgeschlossene Geschichten! Das zeigen auch die großen Abstände bei den Jahren bei der Veröffentlichung. Es ist keine monatliche Reihe wie bei Superhelden. Bei Asterix ist die Einzelbetrachtung demnach stark im Vordergrund.

Der Running Gag funktioniert bei Asterix eben auch durch die uniformierte Kleidung. Dunkelhäutigen Personen wird gerne eine leopardenartige Kleidung gegeben. So auch bei den Frauen bei "Asterix in Italien" (2017) und dem allerneuesten Comic (Mädchen). Das Bild auf der finalen Seite zeigt, wie erwähnt, auch wieder die Leopardentracht. So wird dieser Gruppe ein Kleidungsstil zugewiesen. Motto: Alle dunkelhäutigen müssen erstmal im Dschungel Leoparden jagen bevor sie überhaupt ein paar Fetzen am Leib tragen können. Hier gibt es keinen Verweis auf eine Comicreihe wie Barbe Rouge oder dergleichen. Es ist schlichtweg ein rassistisches Element, was als Running Gag dient.
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Asterix in Italien (2017).jpg
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WeissNix
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 62997Beitrag WeissNix »

Ich möchte Michael für die ausführliche Demontage der Verdächtigungen danken, für die mir selbst neben Detailkenntnissen auch die Geduld und Contenance gefehlt hätte. Bis auf die Sache mit der Verschwendung von Lebenmitteln stimme ich inhaltlich voll zu, denn nach Ansicht der meissten sich mit den Fischen Prügelnden sind diese ja bereits verdorben.
Und damit es nicht beim Konjunktiv bleibt: Danke.

Wer in jeder Suppe Haare finden möchte, der findet sie letztlich auch. Und seien es die eigenen, die während des Suchens ausgefallen sind.
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 63000Beitrag RaptorX »

Ich kann es leider nicht fassen wie das Thema hier weggeredet und verharmlost wird. Was für eine Schande! Es gibt glücklicherweise einige hier, die das Thema nicht verharmlosen oder mehr Weitblick haben. Ich dachte wir leben im Jahr 2020!

Das Thema runterzuspielen, als wären es lästige Haare in der Suppe, ist ein Armutszeugnis. Aber wie hieß es neulich hier: Manche Namen im Forum sind Programm. War es nicht so, WeissNix?!

Vielleicht ist das Runterspielen letztendlich in dieser Drastik zu erwarten, bedient die Narrative in der Asterixreihe doch als Hauptmotiv das Thema des Abschottens: Keine äußeren Einflüsse zulassen; fehlende Kontaktaufnahme; neue Kommunikation scheitert; sich gegen Neues wehren.
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 63001Beitrag WeissNix »

Angesichts des täglichen Elends der Flüchtenden auch mitten im nun wirklich nicht armen Europa, der bewussten Verweigerung der Seenotrettung zur Abschreckung und den überfüllten Lagern (ja, es gibt sie wieder, die Lager), zunehmendem Alltagsrassismus und Hetze bis weit hinein in die sog. "bürgerliche Mitte", und letztlich zunehmenden rechtsextremistisch und rassistisch motivierten Terroranschlägen finde ich die Fokuslegung ausgerechnet auf die Reihe Asterix zur Diskussion von vermeintlich rassistischen Elementen in Comics als überflüssigen Nebenkriegsschauplatz und in diesem Forum und in dieser Penetranz nichts als Provokation.

Besonders, wenn Sie dann noch mit versuchten Beleidigungen andersmeinender Foristen einhergeht.

Und nochwas: Wer Kindern unterstellt, diese liessen sich durch satirische Überzeichnungen in harmlosen Comics wie Asterix (der wie Mchael oben ja schon ausgeführt hat, nun wirklich nicht unter Rassismusverdacht gestellt werden kann) zu Rassismus verleiten, der tut ihnen (den Kindern) Unrecht. Kinder kennen erst mal keinen Rassismus, der wird ihnen von Erwachsenen im Laufe ihrer Sozialisation beigebracht. Und da sind nicht Goscinny, Uderzo, Ferri und Conrad die Verantwortlichen, sondern in erster Linie die Eltern und das soziale Umfeld.

Da das TO sich hier in erster Linie auch in anderen Threads auf die Filme bezieht, denke ich, dass es selber noch nicht allzuweit von der Kindheit weg ist, einer Generation angehört, die die Zeit, in der Asterix seinen Ursprung hat, gar nicht kennt, und jetzt aus einer vermeintlich höheren moralischen Warte aus unbedingt rassistische Elemente (und in einem anderen Thread sexistische Frauenbilder) erkennen und verurteilen will. Das ist der Typus, der auch Kunst wegen vermeintlicher political incorrectnes aus Museen verbannen und alte Werke der Literatur umdichten will. Und der nicht weniger intolerant ist als Rassisten es sind.
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 63003Beitrag RaptorX »

Du stellst ziemlich viele Thesen und Schlussfolgerungen bezogen auf meine Person auf. Du kennst scheinbar auch mein Alter bzw. Generationszugehörigkeit. Dabei war mein Erstkontakt mit Asterix bereits Ende der 80er. Nachdem im März Uderzo verstorben ist, legte ich nach Jahren wieder einen Blick auf die Asterix-Reihe.

Verbote sind mir nicht im Sinn, wie bereits zuvor geschrieben. Kommentierte Ausgaben wären sinnvoll bzw. das Überdenken bestehender Darstellungen.

Rassismus entsteht auch durch vermeintlich harmlose Darstellungen in Comicheften und Filmen.
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 63004Beitrag WeissNix »

RaptorX hat geschrieben: 19. April 2020 09:06 Du stellst ziemlich viele Thesen und Schlussfolgerungen bezogen auf meine Person auf. Du kennst scheinbar auch mein Alter bzw. Generationszugehörigkeit. Dabei war mein Erstkontakt mit Asterix bereits Ende der 80er.
Sag ich doch: Nicht weit von der Kindheit weg :methusalix:
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 63005Beitrag RaptorX »

Dazwischen liegen aber auch mehrere Jahrzehnte. Wie alt muss ich denn sein, damit ich meine Ansichten äußern darf. Ich habe leider keine Zeitmaschine, um in die 60er Jahre zu reisen. Ich stehe auch nicht auf einer "höheren moralischen Warte" aufgrund meines Alters.

Du scheinst leider nicht zu verstehen, dass nachfolgende Generationen auch mit Asterix in Berührung kommen. Diese sind logischerweise nicht mit der Entstehungszeit konfrontiert gewesen. Sie nehmen heute Asterix erstmalig als neue Figur wahr. Sie beginnen vielleicht mit Band 38 oder "Das Geheimnis des Zaubertranks". Diese Generation darf sich also nicht über das Gesehene austauschen? Ich darf es auch nicht? Nach deiner Argumentation wäre das niemals mehr möglich, selbst in 50 Jahren nicht. Demnach dürfte heute keiner Schiller und Goethe besprechen, weil niemand in der Entstehungszeit gelebt hat.
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Michael_S.
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 63008Beitrag Michael_S. »

RaptorX hat geschrieben: 18. April 2020 23:44 Frage: Wie viele Asterix-Zuschauer kennen Barbe Rouge und verstehen sofort genau diese Anspielung?
Das sind informative Hintergrundinformationen, die die Masse nicht kennen wird. Die Reihe Asterix als Film oder Comic hat immer noch große Popularität. Die Hefte gibt es überall, an jeder Tankstelle. Die Filme gibt es im Fernsehen oder heute greifbarer auf Youtube. Es gibt demnach leicht Zugriff darauf.
Gegenfrage: Ist eine Karikatur nur dann eine Karikatur, wenn der Leser das Vorbild kennt?
RaptorX hat geschrieben: 18. April 2020 23:44 Zudem ist die optische Darstellung von Baba aus dieser Serie Barbe Rouge deutlich annehmbarer mit mehr Varianz in den Gesichtszügen.
Natürlich. Sonst wäre die Darstellung in Asterix ja auch keine überzeichnete Karikatur.
RaptorX hat geschrieben: 18. April 2020 23:44 Ich würde auch nicht zustimmen, dass alle Piraten bei Asterix gleichartig dümmlich gezeigt werden. Baba ist aufgrund seiner Position zuallererst sichtbar.
Aha, er ist also aufgrund seiner Position besonders sichtbar. Es geht also nicht darum, hier zur Belustigung des Publikums einen dümmlichen Schwarzen in Szene zu bringen, sondern er ist nun einmal der Ausguck und dieser ist bei einem Schiff per se in einer exponierten Position - völlig egal, mit welcher konkreten Person diese Position besetzt ist.
RaptorX hat geschrieben: 18. April 2020 23:44 Ja, dunkelhäutige Personen werden bei Asterix nur in der unterwürfigen Position dargestellt!
Diese Aussage wurde weiter oben bereits als falsch widerlegt. Es gibt Szenen, in denen wir dunkelhäutige Touristen sehen und in Die Trabantenstadt führt der dunkelhäutige Arbeiter die karikierte "Arbeiterbewegung" an und leitet die Tarifverhandlungen. Dass es nicht mehr Gelegenheit für dunkelhäutige Charaktere in Führungspositionen gibt, ist meines Erachtens dem Szenario geschuldet. Im übrigen muss man meines Erachtens auch immer die Gegenprüfung machen: Sind alle unterwürfigen Positionen in den Comics stereotyp mit Dunkelhäutigen besetzt? Nein, sind sie nicht.
RaptorX hat geschrieben: 18. April 2020 23:44 Deine Aussage mit dem Kontext erachte ich als zu irreführend. Das würde demnach bedeuten, dass Rassismus in der Asterix-Welt abgeschwächt wird- in der Einzelbetrachtung bleibt er aber bestehen?! Je mehr jemand demnach in die Asterix-Welt eintaucht, desto mehr "gewöhnt" er sich an den Rassismus als narrativen Bestandteil?! Dieser Zustand wäre fahrlässig! So wird der Rassismus unsichtbar und gar als solches nicht mehr sonderlich wahrgenommen.
Im letzten Punkt stimme ich dir völlig zu und hatte es ja auch schon angesprochen, dass man die Frage nach einem unterschwelligen, unbeabsichtigten Rassismus durchaus stellen muss. Der wäre gefährlich, weil er unbemerkt Bilder transportiert und festigt. Und wie an anderer Stelle in diesem Thread schon festgestellt wurde, gibt es durchaus Szenen, in denen man sich fragt, ob es denn hier eine dunkelhäutige Person hätte sein müssen. Trotzdem darf man meines Erachtens den Kontext nicht ausblenden. Wenn ich im Alltag alle Personen überbetont und pauschalisiert aufgrund stereotypischer körperlicher Merkmale ansprechen würde ("Hey, dicke Lippe, komm mal her! Hast du gehört, was die Hakennase gesagt hat?"), wäre das zweifellos rassistisch. In einem Asterix-Comic ist es eine entsprechende, grafische Darstellung aber nicht per se, denn dort ist alles stereotyp und überzeichnet - nicht nur bestimmte Volkszugehörigkeiten. Wir sehen Bäume, die einfach nur für das Konzept "Baum" stehen und Fische, die keiner bestimmten Art angehören, sondern einfach nur für das Konzept "Fisch" stehen. Die Ausrüstung der Legionäre ist fachlich reichlich falsch, aber sie steht einfach nur pauschal für bewaffnete Römer. Und so steht dort für mich auch die Darstellung einzelner Ethnien nicht für eine rassistische, weil (ab-)wertende Darstellung, sondern eine zum übrigen Kontext passende, pauschalisierte und stereotypische Darstellung. So hatte es Marco weiter oben ja auch schon aus der Wikipedia zitiert.
RaptorX hat geschrieben: 18. April 2020 23:44 Und jeder Asterix-Comicband sowie jeder Film sind abgeschlossene Geschichten! Das zeigen auch die großen Abstände bei den Jahren bei der Veröffentlichung. Es ist keine monatliche Reihe wie bei Superhelden. Bei Asterix ist die Einzelbetrachtung demnach stark im Vordergrund.
Das ist deine persönliche Einschätzung, der ich widersprechen möchte. Es sind zwar abgeschlossene Geschichten, aber trotzdem eine fortlaufende Reihe, die im übrigen zur Entstehungszeit der meisten Bände als wöchentliche Fortsetzungsgeschichte erschien mit bis zu drei Geschichten pro Jahr.
RaptorX hat geschrieben: 18. April 2020 23:44 Der Running Gag funktioniert bei Asterix eben auch durch die uniformierte Kleidung. Dunkelhäutigen Personen wird gerne eine leopardenartige Kleidung gegeben. So auch bei den Frauen bei "Asterix in Italien" (2017) und dem allerneuesten Comic (Mädchen). Das Bild auf der finalen Seite zeigt, wie erwähnt, auch wieder die Leopardentracht. So wird dieser Gruppe ein Kleidungsstil zugewiesen. Motto: Alle dunkelhäutigen müssen erstmal im Dschungel Leoparden jagen bevor sie überhaupt ein paar Fetzen am Leib tragen können. [...] Es ist schlichtweg ein rassistisches Element, was als Running Gag dient.
Eine interessante Interpretation, auf die ich in 30 Jahren Asterix nicht gekommen bin! Weder habe ich die stereotypische Kleidung dunkelhäutiger Personen überhaupt als für sich genommen witziges Element (und damit als Running Gag) wahrgenommen, noch bin ich auf die Idee gekommen, dass damit unterstellt werden soll, diese Personen würden entwürdigend nackt herumlaufen, wenn sie nicht einen Leoparden gejagt hätten und man würde ihnen selbst nach einer erfolgreichen Jagd nicht mehr als einen Fetzen vom Fell zugestehen. Wer ist nun der Rassist? Bin ich es, weil ich so naiv war, hier einen (in deinen Augen) offensichtlichen Rassismus nicht zu bemerken? Hätte ich mich dumm stellen sollen, um mich plump über das Aussehen einer Person zu amüsieren, auch wenn sie in der konkreten Szene gar nichts witziges tut? Oder ist nicht vielmehr derjenige der Rassist, der die Person allein aufgrund der Darstellung ihrer Kleidung schon als würdelos betrachtet und sich darüber amüsiert ohne zu hinterfragen, welchen Zweck diese Darstellung und diese Kleidung hat? Meines Erachtens ist doch genau das der Kern des Rassismus: Ethnische Merkmale dienen als Mittel der Herabwürdigung, weil einem tatsächliche Argumente fehlen.

Meines Erachtens macht die Asterix-Reihe diesen rassistischen Fehler genau nicht: Keine der überzeichneten, stereotypischen Darstellungen verschiedener Völker dient per se als Witz. Es ist immer die größere Handlung der Geschichte oder die kleiner Handlung der Szene, die einen Charakter zum Element des Witzes macht. In der von dir nun schon mehrfach genannten Szene am Ende des neusten Bandes ist demnach überhaupt kein Witz in der Darstellung des Mädchens zu suchen. Erst die Interpretation, dass dieses Mädchen aufgrund seiner Kleidung würdeloser aussehen würde als die anderen, fügt der Szene eine Tendenz hinzu.

Man kann nun freilich die stereotypische Darstellung von ethnischen Eigenschaften pauschal verwerflich finden - dann ist aber nicht diese eine Szene im besonderen bemerkenswert und auch nicht die Darstellung Dunkelhäutiger in Asterix insgesamt, sondern dann ist das gersamte Konzept des Asterix-Comics insgesamt in Frage zu stellen, da dieses im Wesentlichen auf einer überzeichneten Darstellung der Gallier als (vermeintliche) Vorfahren der heutigen Franzosen im Sinne einer Volksrasse beruht, die sich den (vermeintlichen) römischen Eindringlingen heldenhaft widersetzt. Dass die Autoren aber genau das gar nicht meinen, sondern eine viel differenziertere Interpretation nötig ist, kann man aus diversen Interviews mit ihnen zu diesem Thema nachvollziehen.
Zuletzt geändert von Michael_S. am 19. April 2020 10:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rassismus als Running Gag?

Beitrag: # 63009Beitrag Comedix »

Hallo liebe Diskutanten und Diskuonkels,

ich finde es gut, dass sich eine kontroverse Diskussion entwickelt hat, die bisher in all ihrer Konsequenz sachlich geblieben ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es persönlich werden könnte, aber dann bekommt ihr immer wieder den Bogen. Es wäre schade, wenn die Stimmung kippt. Bitte bleibt auf diesem Weg. :-) Anspielungen auf das im Forum genutzte Pseudonym lassen in der Regel keinen Bezug zur Person zu, deshalb bitte dazu keine Kommentare in Verbindung mit getroffenen Aussagen.

Gruß,
Marco
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