Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
- Iwan
- AsterIX Druid
- Beiträge: 2531
- Registriert: 22. Juni 2002 09:01
- Wohnort: Mellingen (Schweiz)
- Kontaktdaten:
Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Guten Tag, schuschammen
Angeregt durch meine Beobachtung, dass es heute noch 99 Tage bis zum neuen Band sind, ist mir etwas wieder eingefallen, das mir schon länger im Hinterkopf rumschwirrt: In "Das Geschenk Cäsars" wird es als alter Brauch bezeichnet, dass Legionäre feiern würden, dass es noch 6500 Tage bis zur Entlassung seien. Weiss jemand, vor allem vermutlich Michael, ob es diesen Brauch in der römischen Legion tatasächlich gab? Und woher er auch immer kommt, warum ausgerechnet diese Zahl? Es handelt sich um die Sollstärke einer Legion der Kaiserzeit, könnte das unter Umständen der Zusammenhang sein? Fragen über Fragen, immer gern Antworten ....
Angeregt durch meine Beobachtung, dass es heute noch 99 Tage bis zum neuen Band sind, ist mir etwas wieder eingefallen, das mir schon länger im Hinterkopf rumschwirrt: In "Das Geschenk Cäsars" wird es als alter Brauch bezeichnet, dass Legionäre feiern würden, dass es noch 6500 Tage bis zur Entlassung seien. Weiss jemand, vor allem vermutlich Michael, ob es diesen Brauch in der römischen Legion tatasächlich gab? Und woher er auch immer kommt, warum ausgerechnet diese Zahl? Es handelt sich um die Sollstärke einer Legion der Kaiserzeit, könnte das unter Umständen der Zusammenhang sein? Fragen über Fragen, immer gern Antworten ....
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Vorab: Wissen tu ich es nicht - aber auf jeden Fall sind die Tage bis zur Entlassung dann noch LegionIwan hat geschrieben: 22. Juli 2025 22:46 ...dass Legionäre feiern würden, dass es noch 6500 Tage bis zur Entlassung seien....Und woher er auch immer kommt, warum ausgerechnet diese Zahl? Es handelt sich um die Sollstärke einer Legion der Kaiserzeit, könnte das unter Umständen der Zusammenhang sein?

Gemessen an der Verpflichtung für 20 Jahre sind die 6500 Tage jedenfalls rund 17,8 Jahre und damit noch nicht wirklich viel Zeit verstrichen... vielleicht liegt auch einfach nur darin der Witz - in Form von Galgenhumor.
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
- Iwan
- AsterIX Druid
- Beiträge: 2531
- Registriert: 22. Juni 2002 09:01
- Wohnort: Mellingen (Schweiz)
- Kontaktdaten:
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Das kann natürlich auch sein, stimmt ... Aber trotzdem stellt sich mir die Frage, warum dann ausgerechnet 6500 und nicht zB 6666 oder 6789 Tage.
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Ich will Michael nicht vorgreifen, aber Deine Vermutung mit der Sollstärke als Anlass für genau diese Zahl scheint mir plausibel - unabhängig davon, ob es diesen "Feiertag" tatsächlich so gegeben hat oder nicht.
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
- Michael_S.
- AsterIX Druid
- Beiträge: 1275
- Registriert: 16. November 2001 19:50
- Wohnort: Trier
- Kontaktdaten:
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Ich weiß nichts von einem derartigen Brauch in der römischen Legion. Und da die Römer im Allgemeinen recht viele mehr oder weniger kuriose Feiertage hatten und es darüber auch allerlei Quellen gibt, möchte ich ziemlich sicher ausschließen, dass Goscinny da ein wenig bekanntes Detail gefunden hat. Ich vermute viel eher, dass diese Stelle (wie auch andere Stellen zum römischen Militär in verschiedenen Bänden) auf irgendeinen Brauch in der modernen, französischen Armee oder der Fremdenlegion zurückgeht. Vermutlich irgendwas analog zum "Bergfest", mit dem bei der Bundeswehr die Hälfte der Dienstzeit gefeiert wurde (siehe https://www.comedix.de/lexikon/special/ ... aesars.php).
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Im Original sagt der junge Legionär, er habe mit seinen Kumpels den "Père MMMMMMD" gefeiert. "Pere Cent" ist/war das Fest von französischen Soldaten 100 Tage vor dem Abschied. Der Bezug ist also klar, aber die Zahl 6500 konnte ich mir bisher auch nicht erklären. In der an Homophonie (mit "n") so reichen französischen Sprache kommt mir auch kein ähnlich klingendes Wort in den Sinn. Die Volljährigkeit mag eine Rolle spielen. Die wurde 1974, also im Jahr des Erscheines des Albums, in Frankreich von 21 auf 18 Jahre herabgesetzt. Das sind ungefähr 6500 Tage. Aber das zieht sich!
- Michael_S.
- AsterIX Druid
- Beiträge: 1275
- Registriert: 16. November 2001 19:50
- Wohnort: Trier
- Kontaktdaten:
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Rechnen wir mal andersherum: Falls es in Frankreich im Jahre 1974 einen 2,5 Jahre andauernden Militärdienst gab, hätte man in diesem den "Pere Cent" nach etwa 812 Tagen gefeiert (2,5 Jahre = ~912 Tage; davon 100 abziehen macht ~812 Tage). Feiert man nun beim 20jährigen römischen Militärdienst ebenfalls nach 812 Tagen ein Fest, so ergibt dies tatsächlich ziemlich exakt den "Père MMMMMMD": 20 Jahre sind ~7305 Tage; davon 812 abziehen sind 6.493 Tage.
Passt soweit also; ergibt aber trotzdem nur Sinn, falls die Grundannahme stimmt, dass es einen 2,5 Jahre andauernden Militärdienst gab. Ansonsten ist es nur ein Zufall.
Passt soweit also; ergibt aber trotzdem nur Sinn, falls die Grundannahme stimmt, dass es einen 2,5 Jahre andauernden Militärdienst gab. Ansonsten ist es nur ein Zufall.
- Iwan
- AsterIX Druid
- Beiträge: 2531
- Registriert: 22. Juni 2002 09:01
- Wohnort: Mellingen (Schweiz)
- Kontaktdaten:
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Das hört sich sehr schlüssig an! Danke dafür!
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Schlaue Idee und gute Rechnung, Michael! Die Dienstzeit der Wehrpflichtigen war 1974 aber nur 12 Monate, davor waren es 16. Deutlich länger war die Dienstzeit während des Algerienkriegs. 1957 waren es kurzzeitig tatsächlich 30 Monate, also genau die 2,5 Jahre, die du meinst, allerdings wussten die jungen Soldaten bei der Einberufung oft nicht, um wieviel ihre nominale Zeit verlängert wurde. Quelle: Temps, âge et génération à l'épreuve de la guerre : La mémoire, l'histoire, l'oubli des appelés en AlgérieMichael_S. hat geschrieben: 24. Juli 2025 20:00 Passt soweit also; ergibt aber trotzdem nur Sinn, falls die Grundannahme stimmt, dass es einen 2,5 Jahre andauernden Militärdienst gab. Ansonsten ist es nur ein Zufall.
- Michael_S.
- AsterIX Druid
- Beiträge: 1275
- Registriert: 16. November 2001 19:50
- Wohnort: Trier
- Kontaktdaten:
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Sowas hatte ich befürchtet, konnte aber mangels Französischkenntnissen dazu nicht tief genug recherchieren. Wie sah es damals bei der Fremdenlegion aus? Aktuell ist die (Mindest)Dienstzeit dort wohl fünf Jahre, was auch nicht passen würde.
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Da habe ich auch nichts anderes gefunden. Die Zahl 6500 bleibt ein Mysterium.
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Die Zahl 6500 bleibt erst mal eine Zahl - so wie unendlich viele andere auch

Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Vielleicht noch eine Spekulation zur 6.500 – völlig ohne Anspruch auf Richtigkeit. Also nicht gleich mit Fischen oder Hinkelsteinen werfen
!
Da folge ich @WeissNix Gedanken, es gehe um Galgenumor (der Veteran, kurz vor dem ehrenvollen Abschied nach 20 Jahren trifft auf den noch hochmotivierten jungen Legionär). Und der, für mich neuen Info, von <at> asdaert über das moderne Fest „Père Cent“ der letzten 100 Tage Dienst. Beides konnte sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland nachvollzogen werde, weil es ähnliche Bräuche gab.
In der englischen Übersetzung taucht das Fest übrigens nicht auf. Möglicherweise gab es bei den britischen Streitkräften nichts Vergleichbares. Da sagt der Veteran (Tremensdilirius): „Only eighteen more to go, son! The end’s in sight!“ und der Neuling antwortet mit der Verballhornung eines Liedtextes: „Yes, this time XVIII years where shall I be? Not in the Roman infantry!“ (Nur noch achtzehn weitere, Sohn! – Ja, wo werde ich heute in 18 Jahren sein? Nicht in der römischen Infanterie!“
Mein aktives römisches Reenactment liegt schon über 15 Jahre zurück. Einen entsprechenden römischen Brauch kenne ich genauso wenig wie @Michael_S. Kaum vorstellbar, dass die römische Armee es zugelassen hätte, dass schon nach zwei Jahren Dienst ständig an den Abschied gedacht und das noch gefeiert worden wäre. Mit so einer Truppenmoral hätte sich kein Weltreich halten und erweitern lassen.
In dem Band ist der Abschied aus der Armee eigentlich nur der Aufhänger. Es geht auch um Ursachen und Auswirkungen. Cäsar hat eine neue Idee, wie er den Trunkenbold bestrafen und gleichzeitig die renitenten Gallier einkassieren könnte. Was zu vielfältigen Interaktionen zwischen der Gastwirtsfamilie, der römischen Armee und der Dorfgemeinschaft führt.
Und noch etwas: Goscinni war nicht nur ein begnadeter Wortdrechsler, sondern als Chefredakteur von Pilote auch Manager, der Teams leitete. Zwei Bände später ging es in der „Obelix Gmbh & Co. KG“ um Wirtschaftsthemen. Da machte es bei mir „klick“. (Was nicht unbedingt „genialer Geistesblitz“ bedeutet…
)
Schon in den 1960ern war die 6M-Methode (nach dem Erfinder „Ishikawa-Diagramm“) populär, die auch heute noch ein „Klassiker“ ist. Man versucht damit Ursachen und Wirkung zu finden, die zu einem bestimmten Problem führen und dann eine Lösung zu entwickeln. Schematisch wird es meistens als Fischgrätenskelett mit Kopf dargestellt. Die Stichworte dazu beginnen im Französischen, Englischen und Deutschen jeweils mit „M“.
Was, wenn Goscinny die Dienstzeit in lateinischen Zahlen notierte und feststellte, dass er auf dabei auf mindestens 6 M kam? Dazu noch das D als „Fischkopf“ zur Visualisierung allein in Buchstaben-Malerei? Da hätte er gleich eine doppelt tiefgründige Pointe. Ultralange Dienstzeit in der antiken Legion und moderne Ursache-Wirkung-Methode.
Bleibt die Differenz von zwei Jahren zur normalen Verpflichtungsdauer eines Legionärs. Für Goscinny einfach zu lösen, indem der junge Kamerad vorgibt, genau diese Zeit bereits absolviert und deshalb gefeiert zu haben. Genausogut hätte er sagen können, dass er erst seit einem halben Jahr oder seit einem Jahr dabei sei…
Schaut man sich die Story spaßeshalber unter der Prämisse der 6M-Methode an, wird klar, warum die Gallier am Ende immer die besseren Karten haben.
Wie gesagt, nur ein Gedankenspiel und vielleicht um zu viele Ecken gedacht...

Da folge ich @WeissNix Gedanken, es gehe um Galgenumor (der Veteran, kurz vor dem ehrenvollen Abschied nach 20 Jahren trifft auf den noch hochmotivierten jungen Legionär). Und der, für mich neuen Info, von <at> asdaert über das moderne Fest „Père Cent“ der letzten 100 Tage Dienst. Beides konnte sowohl in Frankreich, als auch in Deutschland nachvollzogen werde, weil es ähnliche Bräuche gab.
In der englischen Übersetzung taucht das Fest übrigens nicht auf. Möglicherweise gab es bei den britischen Streitkräften nichts Vergleichbares. Da sagt der Veteran (Tremensdilirius): „Only eighteen more to go, son! The end’s in sight!“ und der Neuling antwortet mit der Verballhornung eines Liedtextes: „Yes, this time XVIII years where shall I be? Not in the Roman infantry!“ (Nur noch achtzehn weitere, Sohn! – Ja, wo werde ich heute in 18 Jahren sein? Nicht in der römischen Infanterie!“
Mein aktives römisches Reenactment liegt schon über 15 Jahre zurück. Einen entsprechenden römischen Brauch kenne ich genauso wenig wie @Michael_S. Kaum vorstellbar, dass die römische Armee es zugelassen hätte, dass schon nach zwei Jahren Dienst ständig an den Abschied gedacht und das noch gefeiert worden wäre. Mit so einer Truppenmoral hätte sich kein Weltreich halten und erweitern lassen.
In dem Band ist der Abschied aus der Armee eigentlich nur der Aufhänger. Es geht auch um Ursachen und Auswirkungen. Cäsar hat eine neue Idee, wie er den Trunkenbold bestrafen und gleichzeitig die renitenten Gallier einkassieren könnte. Was zu vielfältigen Interaktionen zwischen der Gastwirtsfamilie, der römischen Armee und der Dorfgemeinschaft führt.
Und noch etwas: Goscinni war nicht nur ein begnadeter Wortdrechsler, sondern als Chefredakteur von Pilote auch Manager, der Teams leitete. Zwei Bände später ging es in der „Obelix Gmbh & Co. KG“ um Wirtschaftsthemen. Da machte es bei mir „klick“. (Was nicht unbedingt „genialer Geistesblitz“ bedeutet…

Schon in den 1960ern war die 6M-Methode (nach dem Erfinder „Ishikawa-Diagramm“) populär, die auch heute noch ein „Klassiker“ ist. Man versucht damit Ursachen und Wirkung zu finden, die zu einem bestimmten Problem führen und dann eine Lösung zu entwickeln. Schematisch wird es meistens als Fischgrätenskelett mit Kopf dargestellt. Die Stichworte dazu beginnen im Französischen, Englischen und Deutschen jeweils mit „M“.
Was, wenn Goscinny die Dienstzeit in lateinischen Zahlen notierte und feststellte, dass er auf dabei auf mindestens 6 M kam? Dazu noch das D als „Fischkopf“ zur Visualisierung allein in Buchstaben-Malerei? Da hätte er gleich eine doppelt tiefgründige Pointe. Ultralange Dienstzeit in der antiken Legion und moderne Ursache-Wirkung-Methode.
Bleibt die Differenz von zwei Jahren zur normalen Verpflichtungsdauer eines Legionärs. Für Goscinny einfach zu lösen, indem der junge Kamerad vorgibt, genau diese Zeit bereits absolviert und deshalb gefeiert zu haben. Genausogut hätte er sagen können, dass er erst seit einem halben Jahr oder seit einem Jahr dabei sei…
Schaut man sich die Story spaßeshalber unter der Prämisse der 6M-Methode an, wird klar, warum die Gallier am Ende immer die besseren Karten haben.
Wie gesagt, nur ein Gedankenspiel und vielleicht um zu viele Ecken gedacht...

Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
In welcher? M.W. gab es nach der ersten, die als vergleichsweise schlecht in Sachen Wortspielübertragung gilt, inzwischen eine weitere, die der recht neuen Omnibus-Gesamtausgabe zugrunde liegen und diesbezüglich wesentlich besser aka lustiger sein soll.Taugenix hat geschrieben: 26. Juli 2025 23:07 In der englischen Übersetzung taucht das Fest übrigens nicht auf. Möglicherweise gab es bei den britischen Streitkräften nichts Vergleichbares.
Bei allem Respekt, aber Goscinnys Humor war eigentlich nie so speziell, dass er nicht von seinen "nur" allgemeingebildeten Zeitgenossen nicht auch hätte verstanden werden können - nicht vergessen, das war eigentlich ein Jugendcomic, dessen anspruchsvollere Gags sich dann eher an die älteren mit gymnasialer Bildung richteten (die mit der heutigen wohl kaum vergleichbar warTaugenix hat geschrieben: 26. Juli 2025 23:07Und noch etwas: Goscinni war nicht nur ein begnadeter Wortdrechsler, sondern als Chefredakteur von Pilote auch Manager, der Teams leitete....
Schon in den 1960ern war die 6M-Methode (nach dem Erfinder „Ishikawa-Diagramm“) populär, die auch heute noch ein „Klassiker“ ist. Man versucht damit Ursachen und Wirkung zu finden, die zu einem bestimmten Problem führen und dann eine Lösung zu entwickeln. Schematisch wird es meistens als Fischgrätenskelett mit Kopf dargestellt. Die Stichworte dazu beginnen im Französischen, Englischen und Deutschen jeweils mit „M“.
Was, wenn Goscinny die Dienstzeit in lateinischen Zahlen notierte und feststellte, dass er auf dabei auf mindestens 6 M kam? Dazu noch das D als „Fischkopf“ zur Visualisierung allein in Buchstaben-Malerei? Da hätte er gleich eine doppelt tiefgründige Pointe. Ultralange Dienstzeit in der antiken Legion und moderne Ursache-Wirkung-Methode.

Ich glaube eher, dass es halt so schön absurd klingt, wenn man nach nur etwa 2 Jahren und damit 10% abgeleistetem Militärdienst das dann schon feiert - ohne zu wissen, ob man die folgenden 18 Jahre überhaupt überleben wird (denn diese bestanden ja schliesslich nicht nur aus dem Putzen halber Platten).
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Re: Beobachtung zu "Geschenk Cäsars"
Genau deshalb hatte ich das als doppelt tiefgründiger Pointe bezeichnet. Die schreibenden Zunft konzentriert sich zuerst auf die angepeilte Leserschaft. Es geht um verkaufte Auflagen. Wichtige Textpassagen, die sich nur an Wenige richten, sind suboptimal. Jeder Leser soll voll auf seine Kosten kommen, mit dem Gefühl, alles verstanden zu haben. Der Gag mit der absurden Feier zündet dann flächendeckend. Und um wirklich niemanden zurückzulassen, gibt's im Zweifel noch ein Sternchen mit Erklärung. Die hohe Kunst liegt darin, als Doppelbedeutung (!) im selben Text weitere Pointen oder Botschaften für spezielle Leserkreise unterzubringen. Und wenn es nur ein Insidergag für die Kollegen ist. Die erhalten dann ein Extra, ohne dass den normalen Lesern etwas fehlt. (Viele Feinheiten in Text und Zeichnungen sind mir erst nach mehrfachem Lesen, oft nach Jahren, aufgefallen. Und dank des Forums finden sich immer wieder neue.)WeissNix hat geschrieben: 26. Juli 2025 23:34
Bei allem Respekt, aber Goscinnys Humor war eigentlich nie so speziell, dass er nicht von seinen "nur" allgemeingebildeten Zeitgenossen nicht auch hätte verstanden werden können - nicht vergessen, das war eigentlich ein Jugendcomic, dessen anspruchsvollere Gags sich dann eher an die älteren mit gymnasialer Bildung richteten (die mit der heutigen wohl kaum vergleichbar war).
Wie lange die Erstübersetzung aufgelegt wurde, weiß ich nicht. Mein englischsprachiger Band sollte einen Übersetzungsstand nach Anno 2000 haben. Müsste ich morgen nochmal nachschauen. Ich habe nur die Softcover, die vor Ort kaufte, wenn ich mal wieder auf der Insel war.)