na gut, dann funktioniert die Anspielung eben für die jüngeren Leser nicht mehr. Muss sie das denn? Weshalb darf in einem Comic nicht einfach eine Figur vorkommen, die einen Sprachfehler hat und schon immer hatte? In Lucky Luke kommen Rollstuhlfahrer vor, die schwerhörig sind. Obelix könnte nach heutigen medizinischen Maßstäben möglicherweise als intelligenzgemindert diagnostiziert werden, Asterix als kleinwüchsig. Der Piratenkapitän ist einäugig, Dreifuß hat nur noch ein Bein. Sind Beeinträchtigungen in bestimmten Fähigkeiten oder von mir aus auch Behinderungen ein Problem? Wenn Menschen mit Sprachfehlern im Alltag bzw. in der Realität vorkommen, weshalb darf das dann nicht im Comic so sein? Weil Baba ein Schwarzer ist? Wäre er ein Weißer, der das "R" nicht sprechen kann, hätte niemand etwas gesagt. Aber es gibt nunmal genauso Schwarze wie Weiße, die einen Sprachfehler haben können. Auch mit diesem Sprachfehler käme Baba als Figur nicht schlechter weg als alle anderen. Es wäre auch dann - also ohne die Anspielung auf Barbe Rouge - kein Rassismus. Ich wusste als Kind nicht, dass es eine Anspielung sein soll. Und ich habe den Ausguck nie als rassistisch bzw. eine besonders negative oder unfähige Figur wahrgenommen.Michael_S. hat geschrieben: Gestern 20:11Aber nur weil etwas kanonisch ist, muss man es ja nicht behalten, wenn es als Anspielung nicht mehr funktioniert.
Ich denke nicht, dass das nun alle Asterix-Leser vor den Kopf stößt. Ich habe mir heute das 45-minütige Radio-Interview im SWR mit Marco und Klaus Jöken angehört. Da wurde diese Änderung übereinstimmend sehr begrüßt und sogar die Art des Einbaus gelobt. Und auch hier im Forum wird es ja unterschiedlich beurteilt. M. E. zeugt es aber von geringem Rückgrat, dass man diese Änderung, die mich persönlich stört, für erforderlich gehalten hat. Der amerikanische Verleger hätte ja in der amerikanischen Übersetzung Baba das "R" sprechen lassen können, unabhängig davon, was im Original steht. Ich denke auch nicht ernstlich, dass sich die Franzosen an den Wünschen ausgerechnet des US-Verlegers orientieren. Fabcaros Auffassung: "Man kann sich nicht mehr wie früher über Akzente lustig machen.", zeigt m. E. einen Kotau vor gewissen Übertreibungen der politischen Korrektheit - und das von jemandem, der nach Verlagsangaben nur der vorübergehende Asterix-Texter sein soll, bis Ferri wieder Zeit hat. Es geht hier um ein künstlerisches Werk. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Schwarze sich davon ernstlich beleidigt gefühlt haben.
Aber wenn man denn unbedingt der Meinung gewesen wäre, Baba sollte nun das "R" sprechen können, dann hätte man dafür irgendeine Erklärung geben sollen. Sei es, dass er eine Sprachschule besucht, einen Hieb auf den Kehlkopf bekommen oder einfach viel geübt hat. Aber so plötzlich und alle wundern sich darüber - dem kann ich gar nichts abgewinnen.
Gruß
Erik