Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
- Comedix
- AsterIX Elder Council Member
- Beiträge: 7586
- Registriert: 20. November 2001 09:54
- Wohnort: Hamburg
- Kontaktdaten:
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Inhalt und Rahmen
In „Asterix in Lusitanien“ brechen Asterix und Obelix in den Westen des Römischen Reiches auf, um einem früheren Sklaven aus Lusitanien – dem heutigen Portugal – beizustehen, dessen Freund, ein Garum-Produzent, zu Unrecht verfolgt wird. Zeichner Didier Conrad und Autor Fabcaro bilden erneut das aktuelle Team, das die Reihe weiterführt.
Die deutsche Ausgabe wurde von Klaus Jöken übersetzt – eine Arbeit, die ich wieder einmal nur loben kann. Jökens Übersetzung balanciert geschickt Lokalkolorit und Lesefluss: das Spiel mit Lusitanien-Akzenten, Namen und lautmalerischen Einfällen wirkt organisch.
Mein erster Eindruck war zwiespältig: Einerseits liefert der Band all das, was langjährige Leser erwarten – Römer-Keilereien, Zaubertrank, Piraten –, ganz nach dem Grundsatz: „Wo Asterix draufsteht, ist auch Asterix drin.“ Andererseits setzt dieses Abenteuer stärker auf erzählerische Tiefe und kulturelle Referenzen. Die Vielfalt an Anspielungen auf portugiesische Kultur – von „saudade“ über Kabeljau bis zu den typischen Pflasterornamenten („calçada“) – ist für ein Asterix-Reisealbum ungewöhnlich dicht.
Stärken
Die Zeichnungen überzeugen mit Detailfreude und warmer Farbgebung; das sonnige Lusitanien ist atmosphärisch gut eingefangen. Die Mischung aus klassischem Asterix-Abenteuer, Verschwörungselementen und landestypischen Einschüben lädt zum genaueren Lesen ein: Es wird nicht nur gekämpft, sondern auch ermittelt, getäuscht und improvisiert. Wer Freude an versteckten Anspielungen hat, findet nahezu auf jeder Seite etwas – von historischen Andeutungen bis zu popkulturellen Seitenhieben.
Meine Lieblingsszenen sind der Aufenthalt der Gallier in der Zweigstelle auf den Seite 22 bis 24 und die schön gezeichnete Mimik von Asterix und besonders Obelix, der auf Seite 23 einen "Orgien-Moment" hat, den wir aus dem Theater von Condate in "Asterix und der Kupferkessel" kennen.
Schwächen
Auf den ersten Blick wirkt der Band jedoch etwas schematisch: Das bekannte Grundmuster – Gallier reisen aus, helfen Unterdrückten, besiegen Römer – scheint nur neu verpackt. Im Vergleich zu früheren, pointensatten Klassikern fehlt stellenweise die spielerische Leichtigkeit im Humor; die Geschichte tritt deutlicher in den Vordergrund, der Gag-Takt ist gemächlicher.
Persönliche Einschätzung
Auch für mich wirkte das Abenteuer zunächst eher routiniert konstruiert. Der Plot ist vertraut, und der Eindruck einer schnellen Rezeptur liegt nahe. Doch beim zweiten Lesen tritt etwas anderes zutage: Die Fülle an sorgfältig platzierten Details, an sprachlichen und visuellen Verweisen auf Portugal, Geschichte und Gegenwart bereichert das Album erheblich. Wer nur auf den obligatorischen Klamauk wartet, wird weniger bekommen; wer jedoch Lust hat, die vielen kleinen Ideen aufzuspüren, wird belohnt.
Damit liegt der Band für mich nicht auf dem Niveau der großen Klassiker – was ich jedoch auch nicht erwarte, denn ein Versuch, René Goscinny zu imitieren, könnte nur scheitern. Stattdessen bietet das Album soliden Spaß und überraschende Tiefe, wenn man sich darauf einlässt.
Fazit
„Asterix in Lusitanien“ ist kein Meilenstein der Serie, aber ein stimmiges und liebevoll gestaltetes Abenteuer, reich an kulturellen Bezügen und visuellen Feinheiten. Sein größter Reiz liegt weniger im schnellen Effekt als im genauen Hinsehen. Wer bereit ist, sich auf diese Entdeckungsreise einzulassen, wird belohnt. Ich vergebe daher eine gute Bewertung – mit der Empfehlung: Nicht nur lesen, sondern erkunden.
In „Asterix in Lusitanien“ brechen Asterix und Obelix in den Westen des Römischen Reiches auf, um einem früheren Sklaven aus Lusitanien – dem heutigen Portugal – beizustehen, dessen Freund, ein Garum-Produzent, zu Unrecht verfolgt wird. Zeichner Didier Conrad und Autor Fabcaro bilden erneut das aktuelle Team, das die Reihe weiterführt.
Die deutsche Ausgabe wurde von Klaus Jöken übersetzt – eine Arbeit, die ich wieder einmal nur loben kann. Jökens Übersetzung balanciert geschickt Lokalkolorit und Lesefluss: das Spiel mit Lusitanien-Akzenten, Namen und lautmalerischen Einfällen wirkt organisch.
Mein erster Eindruck war zwiespältig: Einerseits liefert der Band all das, was langjährige Leser erwarten – Römer-Keilereien, Zaubertrank, Piraten –, ganz nach dem Grundsatz: „Wo Asterix draufsteht, ist auch Asterix drin.“ Andererseits setzt dieses Abenteuer stärker auf erzählerische Tiefe und kulturelle Referenzen. Die Vielfalt an Anspielungen auf portugiesische Kultur – von „saudade“ über Kabeljau bis zu den typischen Pflasterornamenten („calçada“) – ist für ein Asterix-Reisealbum ungewöhnlich dicht.
Stärken
Die Zeichnungen überzeugen mit Detailfreude und warmer Farbgebung; das sonnige Lusitanien ist atmosphärisch gut eingefangen. Die Mischung aus klassischem Asterix-Abenteuer, Verschwörungselementen und landestypischen Einschüben lädt zum genaueren Lesen ein: Es wird nicht nur gekämpft, sondern auch ermittelt, getäuscht und improvisiert. Wer Freude an versteckten Anspielungen hat, findet nahezu auf jeder Seite etwas – von historischen Andeutungen bis zu popkulturellen Seitenhieben.
Meine Lieblingsszenen sind der Aufenthalt der Gallier in der Zweigstelle auf den Seite 22 bis 24 und die schön gezeichnete Mimik von Asterix und besonders Obelix, der auf Seite 23 einen "Orgien-Moment" hat, den wir aus dem Theater von Condate in "Asterix und der Kupferkessel" kennen.
Schwächen
Auf den ersten Blick wirkt der Band jedoch etwas schematisch: Das bekannte Grundmuster – Gallier reisen aus, helfen Unterdrückten, besiegen Römer – scheint nur neu verpackt. Im Vergleich zu früheren, pointensatten Klassikern fehlt stellenweise die spielerische Leichtigkeit im Humor; die Geschichte tritt deutlicher in den Vordergrund, der Gag-Takt ist gemächlicher.
Persönliche Einschätzung
Auch für mich wirkte das Abenteuer zunächst eher routiniert konstruiert. Der Plot ist vertraut, und der Eindruck einer schnellen Rezeptur liegt nahe. Doch beim zweiten Lesen tritt etwas anderes zutage: Die Fülle an sorgfältig platzierten Details, an sprachlichen und visuellen Verweisen auf Portugal, Geschichte und Gegenwart bereichert das Album erheblich. Wer nur auf den obligatorischen Klamauk wartet, wird weniger bekommen; wer jedoch Lust hat, die vielen kleinen Ideen aufzuspüren, wird belohnt.
Damit liegt der Band für mich nicht auf dem Niveau der großen Klassiker – was ich jedoch auch nicht erwarte, denn ein Versuch, René Goscinny zu imitieren, könnte nur scheitern. Stattdessen bietet das Album soliden Spaß und überraschende Tiefe, wenn man sich darauf einlässt.
Fazit
„Asterix in Lusitanien“ ist kein Meilenstein der Serie, aber ein stimmiges und liebevoll gestaltetes Abenteuer, reich an kulturellen Bezügen und visuellen Feinheiten. Sein größter Reiz liegt weniger im schnellen Effekt als im genauen Hinsehen. Wer bereit ist, sich auf diese Entdeckungsreise einzulassen, wird belohnt. Ich vergebe daher eine gute Bewertung – mit der Empfehlung: Nicht nur lesen, sondern erkunden.
Deutsches Asterix Archiv: https://www.comedix.de
TwiX: @Asterix-Archiv, Mastodon: @Asterix_Archiv, Bluesky: @comedix.de
TwiX: @Asterix-Archiv, Mastodon: @Asterix_Archiv, Bluesky: @comedix.de
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Ich kann deiner ausführlichen Rezension sehr viel abgewinnen. Vor allem dass der Band beim Nochmal-Lesen besser wird habe auch ich so empfunden.
Und so was schimpft sich Lyriker!
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Hier würde ich beim Kabeljau wie bei den Pflasterornamenten die portugiesische Bezeichnung "Bacalhau" in Klammern ergänzen - es ist nämlich auch die Art der Haltbarmachung in Form des Einsalzens, die die portugiesische "Spezialität" auszeichnet und nicht einfach "Kabeljau". Also eine Art Stockfisch, der ja auch nicht jedermanns Sache ist.Comedix hat geschrieben: 4. November 2025 13:41 Die Vielfalt an Anspielungen auf portugiesische Kultur – von „saudade“ über Kabeljau bis zu den typischen Pflasterornamenten („calçada“) – ist für ein Asterix-Reisealbum ungewöhnlich dicht.
Ansonsten kann ich Deiner Einordnung des Albums nach der Erstlektüre weitgehend folgen (habe einen dickeren Roman derenthalben unterbrochen, und meine Zweitlektüre des Albums muss bis zum Abschluß desselben warten): War schon in Portugal und es ist durchaus ein stimmungsvolles Reisealbum, das ich qiualitativ über den Ferri-Arbeiten und auch vor den allermeissten und gleichauf mit den besseren Uderzo-Solos einordnen würde - nach der "weissen Iris" lag meine Erwartungslatte aber durchaus noch etwas höher und wurde zumindest in Punkto tiefgründigem Humor dann doch etwas gerissen.
Mal sehen, ob eine Zweitlektüre daran noch was ändern kann...
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Sehr gefallen hat mir Niubisnes mit der Parodie auf Marketing-Sprech mit den zahllosen Anglizismen, bei ihm Latinismen. Ich frage mich nur: Die Marotte, mit Anglizismen die eigene Sprache aufzublasen, um Eindruck zu schinden, ist ja eigentlich typisch deutsch. Die Deutschen denken sich ja sogar englisch klingende Vokabeln aus, die es auf Englisch gar nicht gibt, um sich gegenseitig zu imponieren. Die Franzosen sind aber doch seit jeher dafür bekannt, dergleichen abzulehnen und bei ihrer Muttersprache zu bleiben. Sie haben sogar eigene Wörter für AIDS und NATO.
Ist die Parodie denn so im Original vorhanden? Oder stammt sie von Jöken?
Ist die Parodie denn so im Original vorhanden? Oder stammt sie von Jöken?
Si vis pacem, evita bellum.
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Ohne die Parodie würde die Szene wenig Sinn machen - ich denke, dass im Zuge der "Globalisierung" in der Wirtschaft immer mehr englisch gesprochen wird, sicher auch in Frankreich. Und genau das wird dort m.E. sicher auch im Original parodiert. Vor einigen Tagen hab ich im DLF mit halbem Ohr einen Bericht über eine PK oder sowas in der Art mitbekommen, wo - ich meine - BMW Quartalszahlen bekannt gegeben hatte: jedenfalls eine deutsche Firma in Deutschland, aber auf englisch. Auch viele Hauptversammlungen deutscher AGs werden inzwischen zumindest teilweise auf englisch abgehalten (wohl, weil die meissten Investoren wie Blackrock etc. sowieso aus den USA stammen und: wes Brot ich ess des Lied ich sing).Arnd hat geschrieben: 8. November 2025 23:18 Ist die Parodie denn so im Original vorhanden? Oder stammt sie von Jöken?
Hören Sie mal, würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt einfach aufgebe und verrückt werde? (Arthur Dent in "Per Anhalter durch die Galaxis" von D. Adams)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Wer gendert hat die Kontrolle über seine Muttersprache verloren. (Karla Lagerfeld)
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Etwas OT: Auf der deutschen Indymedia (weiß nicht, ob ich die hier verlinken darf) gab es am 7.10.25 eine ganz gelungene Parodie auf deren eigenen Szene-Jargon.
Si vis pacem, evita bellum.
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Ja. Auch die Werbesprüche finden sich im Original - dort natürlich französische. Z.B. "Nous vous devons plus que du garum!" von "Nous vous devons plus que la lumière" von EdF.
Einzig der L'Oréal-Claim ist in beiden Versionen der gleiche, "Parce que je le vaux bien" = "Weil ich es mir wert bin." (Wie ist es da in anderen Sprachen, auch L'Oréal?)
Klar, Franglais.WeissNix hat geschrieben: 8. November 2025 23:30Ohne die Parodie würde die Szene wenig Sinn machen - ich denke, dass im Zuge der "Globalisierung" in der Wirtschaft immer mehr englisch gesprochen wird, sicher auch in Frankreich. Und genau das wird dort m.E. sicher auch im Original parodiert.
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Aber haben die Franzosen auch Pseudo-Anglizismen erfunden? Ich meine, das ist ein peinlich-provinzielles deutsches Alleinstellungsmerkmal.
Si vis pacem, evita bellum.
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Was anderes: Auffällig ist, dass die Orgie, verglichen mit der des Statthalters in Condate, dem göttlichen Virus, sehr zivilisiert ist. Obwohl Fetterbonus sonst sehr dekadent dargestellt wird mit seinen Masseusen im Bad.
Si vis pacem, evita bellum.
Schãoprozes
Ich wusste nicht, wie man auf einer deutschen Tastatur "ã" eingibt wie in "Schãoprozes".
Es gibt einen eigenen Wikipedia-Artikel zu dem Zeichen: Ã Eine Tastenkombination konnte ich auf meinem Rechner nicht finden. Die Taste ~ ist ja kein Deadkey.
ô ist dagegen einfach: ^o
Wenn der Comictext in die Volltextsuche soll, wird bei dem Text viel Copy+Paste erforderlich.
Es gibt einen eigenen Wikipedia-Artikel zu dem Zeichen: Ã Eine Tastenkombination konnte ich auf meinem Rechner nicht finden. Die Taste ~ ist ja kein Deadkey.
ô ist dagegen einfach: ^o
Wenn der Comictext in die Volltextsuche soll, wird bei dem Text viel Copy+Paste erforderlich.
Si vis pacem, evita bellum.
Re: Schãoprozes
Hallo,
Dazu muss man zwingend den Nummernblock rechts auf der Tastatur benutzen. Die Ziffern über den Buchstaben funktionieren nicht. Und der Buchstabe wird auch erst geschrieben, wenn man die Alt-Taste wieder loslässt. Ich kopiere mir deshalb den Sonderzeichen-Buchstaben bei solchen Sachen immer aus der Zeichentabelle in die Zwischenablage und nutze dann Strg+v. Das geht schneller.
Gruß
Erik
Laut der Windows Zeichentabelle ist die Tastenkombination: Alt+0227.Arnd hat geschrieben: Gestern 06:17Eine Tastenkombination konnte ich auf meinem Rechner nicht finden.
Dazu muss man zwingend den Nummernblock rechts auf der Tastatur benutzen. Die Ziffern über den Buchstaben funktionieren nicht. Und der Buchstabe wird auch erst geschrieben, wenn man die Alt-Taste wieder loslässt. Ich kopiere mir deshalb den Sonderzeichen-Buchstaben bei solchen Sachen immer aus der Zeichentabelle in die Zwischenablage und nutze dann Strg+v. Das geht schneller.
Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Das können die Franzosen auch ganz gut:
https://en.wikipedia.org/wiki/Pseudo-anglicism
Bei "baby-foot", was Tischfußball heißen soll und nicht etwa Babyfuß, schmeiße ich mich immer weg...
M.E. wird das auch thematisiert, denn in einigen der Latinismen sind auch Fehler, z.B. "populis" statt "populus".
Ich finde den lusitanischen Akzent schlecht übersetzt. Da hat der Übersetzer schöne Wortspiele und Anspielungen, die ohne weiteres hätten übernommen werden können, weggeschmissen und durch Klamauk ersetzt. Dazu schreibe ich bei Gelegenheit noch einmal etwas ausführlicher.Arnd hat geschrieben: Gestern 06:17 Ich wusste nicht, wie man auf einer deutschen Tastatur "ã" eingibt wie in "Schãoprozes".
Re: Eure Meinung zum neuen Abenteuer (Spoileralarm)
Vielleicht wollte Jöken eine Kontinuität zu "Überfahrt" herstellen, wo die Wikinger/Dänen(?) mit vielen ø und Å "sprechen".
Si vis pacem, evita bellum.