Hallo liebe Asterix-community,
mein erster Beitrag hier bei Euch, ich freue mich als langjähriger Asterix-Leser mit Euch über den neuesten Band zu diskutieren.
Nachdem ich die letzten Alben abgrundtief enttäuschend fand, und mich die zusammengeschusterten Versatzstücke nach "Gallien in Gefahr" schon gar nicht mehr interessiert haben, konnte ich es kaum erwarten, den neuen Asterix in den Händen zu halten.
Natürlich sind meine Erwartungen an das neue Autorenduo sehr hoch, aber dazu haben sie durch ihre eigenen Statements im Vorfeld auch selbst beigetragen. Wie dem auch sei...
Im Schreiben von Comic-Rezensionen bin ich nicht so geübt, wie Erik, in dessen Rezension ich meine Meinung sehr gut wiederfinden kann. Ich würde gerne noch ein paar Punkte ergänzen, wenn ich das darf
Insbesondere störend empfand ich, dass erneut übernatürliche Elemente im Heft vorkommen, das zieht sich durch die letzten Bände: Ein Obelix, der zu Granit versteinert und dann in seine Kindheit zurückversetzt wird, garniert mit einem utopischen Atlantis (Obelix auf Kreuzfahrt), ein Asterix, der völlig verblödet rumläuft mitsamt hölzern wirkender Kopie der Falbala (Latraviata), dann Arnold Schwarzeneggers und außerirdische Insektoiden im Dorf der Unbeugsamen...hüstel (Gallien in Gefahr) und jetzt ein tiefgefrorener Pikte, der das überlebt und aufgetaut wird. Komischerweise wundert sich niemand im Dorf darüber. Erst im Nachhinein kommt die dürre Erklärung, das läge wohl am "Malzwasser". Das er auch nur verdünnt zu sich nehme. Was haben die Pikten da wohl noch reingemischt. Frostschutzmittel?
Diese übernatürlichen Elemente verfremden nach meiner Ansicht die Abenteuer von Asterix. Ich hoffe, dass beim nächsten Band dieser Schmarrn aufhört, und das Einzige Übernatürliche der Zaubertrank bleibt.
Nun, was mir noch auffiel: Die Frauen und Kinder übernehmen einen viel aktiveren Part in der Story. Aber gerade die Frauen sind durch ihr mitleidsvolles Schmachten doch etwas einseitig und klischeehaft überzeichnet. Die Frauen jedenfalls wurden von Goscinny, wenn er sie denn mal auftreten ließ, charakterlich deutlich differenzierter dargestellt (z. B. in "Streit um Asterix).
Die Sprachprobleme des Mac Aphon sind echt nervig und nicht witzig, vor allem diese lächerlichen popkulturellen Verweise auf englischsprachige Songtexte oder -titel. Wirkt gekünstelt und nicht sehr überzeugend und erinnert irgendwie an den Wind, der die Westerwellen vor sich herpeitscht. Tschack-Tschirack! Was ein Glück, dass solche politischen Verballhornungen diesmal ausgeblieben sind.
Der Name des Mac Aphon könnte von einem Dialog aus einem früheren Asterix inspiriert sein: "Guten Tag, Troubadix! Immer noch aphon?" (Automatix in "Streit um Asterix"). Überhaupt entdecke ich immer mehr Verweise auf frühere Asterixe, je öfter ich das neue Album durchlese. Das fängt schon mit der Szene an, wo Asterix und Obelix zum Strand gehen, und es um die Problematik Austern vs. Wildschweine und Monate die auf "r" enden geht (vgl. "Tour de France"). Dass Mac Aphon eine Hommage an Umpah-Pah sein soll, wissen wir ja bereits, die Kommunikationsbarriere versucht er mit Körpersprache und Pantomime zu umgehen. Das kommt mir bekannt vor aus "Die große Überfahrt" - wo Asterix auf Indianer trifft und sich mit ihnen gleichermaßen verständigt. Ein Mac Aphon also, der sich quasi wie ein Indianer benimmt, weil er wie Umpah-Pah aussieht. Naja. Dann "Obelix! Neiiiiiin!". Kennen wir aus "Asterix bei den Schweizern". Apropos Schweiz und Neutralität, der Weisskittelpikte und sein Pendant (der wie Henri Dunant aussieht) aus "Asterix bei den Schweizern". "Dudlquääööö" und "Johlidüüü". Dieser kaledonische Auerhahn, der Ähnlichkeit mit den Guru-Gurus aufweist. Das Streiten zwischen Asterix und Obelix: Die Art wie die Knubbelnasen aneinandergedrückt werden und das obligatorische "Hörr Asterix - Hörr Obelix". Die Machtphantasien des Mac Aberrh, die doch an Gaius Bonus, Augenblix, Spreizfus, Lacmus und so viele andere Charaktere erinnern. Das "Prust" des Zenturios, der Whisky ausspuckt. Erinnert an das "Prust" von Asterix, der zu Gast bei Homöopathix Biberschwänze mit Himbeeren ausspuckt. Oder das "Prust" des Zenturios bei den olympischen Spielen, der seinen Wein ausspuckt. Das "Bonk" auf den Kopf mit dem "Zensurbalken". Das erinnert an die asterixinischen Kriege ("Asterix und die Goten") und die darin verwendeten Keulen. In dem Moment wo der Pikte erschlagen wird, sieht er einem erschlagenen Goten sehr ähnlich. Gutemine, die ein Kopftuch trägt (die anderen Frauen nicht). Zu sehen auch in den Lorbeeren des Cäsar. Mac Mamah - erinnert mich total an die Frau von Alkoholix (Arvernerschild). Und an "Mammah-Mammah- ich bin so uuuunglücklich! olé!" (Asterix bei den Spaniern). Der Bösewicht Mac Abberh und seine grünliche Hautfarbe. Erinnert an Greulix (Der Große Graben), so wie auch der fischhafte "Möwenpikte". Das große Schlacht-Übersichtsbild, unverhohlene Kopie der "Schlacht um das Dorf" (Streit um Asterix). Die Piraten auf dem Floß, Anspielung auf "Floß der Medusa", alles schon mal gesehen. Da gibt es so Vieles, was einem aus früheren Asterix-Bänden schon bekannt vorkommt. Einerseits gut, dass sich die Autoren so eng an die Vorlage der alten Asterix-Bände gehalten haben. Andererseits, etwas einfallslos, findet ihr nicht? Als wäre der neue Asterix größtenteils aus Versatzstücken der älteren Bände gefertigt und die Autoren hätten keine eigenen Ideen gehabt. Oder haben sich die neuen Autoren schlichtweg nicht getraut, was Eigenes zu erfinden? Weil der Druck der Öffentlichkeit so hoch war?
Originell finde ich die Szene, wie die Römer das erste Mal im Land der Pikten auftauchen (Seite 20). Mehr solche eigenständigen Szenen hätte ich mir insgeheim gewünscht.
Gut getroffen finde ich auch die Namen "Schnapschus" und "Leichtkonfus". Weniger gut dagegen so komplizierte Konstruktionen wie "Publius Plusminus", was an "Aquis Submersus" etc. erinnert. Es wundert mich sowieso, dass dieser ungebetene römische "Gast" so lange im Dorf der Unbeugsamen geduldet wird, ohne rauszufliegen.
Das Thema Love-Story wurde natürlich mit "Asterix als Legionär" genial verarbeitet. Doch wie sagte schon Cäsar im "Arvernerschild": "Bis repetita non placent..."- Wiederholungen gefallen nicht immer. Seit dem Großen Graben, Latraviata und der Verkupplung Grautvornix mit "Abba" (und wahrscheinlich weiteren Film-Verkupplungen) ist das Thema meiner Meinung nach schon ziemlich ausgelutscht und sollte in künftigen Bänden erst mal in Ruhe gelassen werden.
Zeichnerisch habe ich an der Qualität nichts auszusetzen, von kleinen Ausnahmen wie Majestix abgesehen (er scheint durch seine Völlerei etwas zugenommen zu haben

, vor allem das Gesicht erscheint wabbeliger). Auch dass Madame Methusalix etwas anders aussieht, wurde in diesem Forum glaub ich schon erwähnt. Etwas ungewöhnlich finde ich den Detailreichtum auch im Hintergrund der einzelnen Bilder, hier sollten die Autoren aufpassen, dass das Ganze nicht zu überfrachtet wirkt. Weniger ist manchmal mehr, und diese üppige Detailfülle ist vor allem bei den früheren Asterix-Bänden noch nicht in Erscheinung getreten.
Ein wenig mache ich mir Sorgen um Obelix. Er hat zwar immer großen Hunger, aber auch ein großes Herz. Dass es ihn bei "Gallien in Gefahr" so (gefühls)kalt lässt, dass seine geliebten Wildschweine und die Dorfbewohner erstarrt sind, fand ich schon Obelix-untypisch. Er hätte sich doch wenigstens Sorgen um die Wildschweine machen müssen

. Das war allerdings noch von Uderzo selbst geschrieben. Jetzt wundert es mich doch sehr, dass Obelix seinen Idefix so gleichgültig zurücklässt, wo er doch in früheren Bänden immer dafür gekämpft hat, dass sein Hund mit auf Reisen darf (z. B. Asterix und Kleopatra). Stattdessen ist es ihm wichtiger, einen Hinkelstein mitzunehmen. Wäre ich Idefix, hätte ich Obelix dafür ordentlich in den Allerwertesten gebissen und geknurrt

. Völlig unpassend finde ich Obelix' Redeschwall gegenüber Camilla, wo er doch sonst so schüchtern gegenüber Frauen ist. Und zuvor hat er sich noch über den Redeschwall von Mac Aphon beschwert. Auch merkwürdig, dass er kein einziges Mal "Die spinnen, die Pikten!" über die Lippen bringt, ich hoffe das ist nicht der political correctness geschuldet.
Unlogisch finde ich den eingefrorenen Zenturio, der Cäsar präsentiert wird, wo es doch inzwischen Frühling geworden ist, wie sollte das passieren?? Unschön, dass die Sonderbeauftragten Cäsars neuerdings immer tot von ihren Missionen zurückkommen, siehe auch der versteinerte Admiral in Obelix auf Kreuzfahrt. Das haben die armen Römer nicht verdient.
Auch wenn sich das Ganze jetzt sehr negativ anhört, zumindest zeichnerisch kann ich den Bildern immer mehr abgewinnen, je öfter ich sie mir ansehe. Da entdecke ich doch glatt Ähnlichkeiten zwischen Habdenblus und François Hollande! Besonders evident, wenn der Zenturio betrunken ist! Oder eine junge Piktin, die vom Gesichtsausruck her aussieht wie Emma Watson in den Harry-Potter-Verfilmungen. Mac Aphons Bruder Minimac, der mit seinem Hund ein bißchen wie Tim und Struppi aussieht. Ich frage mich schon, ob der namenlose Hirte jemand Bestimmtes darstellt? Dann auch so liebevolle Details, wie das Airbag-Symbol auf dem Bauch des "Rotbauchpikten", die zappelnden Fische in den Schnäbeln der Möwen, oder die Kinder des gallischen Dorfes, die einen "Schnee-Cäsar" mit Lorbeerkranz bauen. Ich denke, dass die Bilder noch Einiges hergeben werden, so dass ich mich noch eine Weile mit diesem Band beschäftigen werde.