Kurze Meinung zum Film

Alte Diskussionen und Beiträge zum Film "Asterix bei den Olympischen Spielen"
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Comedix
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Beitrag: #Beitrag Comedix »

Hallo,

klar, mit 80 Millionen kann man auch tolle Computereffekte zaubern. Nur blenden lassen sollte man sich davon nicht. Tatsache ist, dass in diesem Asterix-Film Asterix und Obelix nur eine Nebenrolle spielen, um mit einer neuen Figur eine Liebesgeschichte einbauen zu können.

Asterix und Obelix dienen hier praktisch als Aushängeschild, damit sich die Besucher den Film ansehen. Das wäre nicht sonderlich schlimm, wenn man als Vorlage nicht den gedruckten Band genommen hätte, denn viel bleibt davon nicht mehr übrig.

Sicher, der Film ist unterhaltsam und farbenprächtig, nur ein Asterix-Film ist es eben leider nicht geworden. Wie ich schon in meiner Kritik schrieb, man hätte deutlich mehr daraus machen können.

Beim zweiten Realfilm hat man genau das geschafft, deshalb gefällt dieser mir auch deutlich besser.

Gruß, Marco
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Thunder
AsterIX Village Elder
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Beitrag: #Beitrag Thunder »

Also nun hab ich das Werk auch sehen können und ich muss sagen er hat einige längen.Die Verlagerung auf den Zentralen Punkt Olympia tut dem Film nicht so gut .Die wettkämpfe werden nur lapidar behandelt und das finde ich sehr Schade hätte man da noch einiges Witziges einbauen können.Asterix und Obelix spielen zu sehr eine Nebenrolle jedoch ist die Idee mit Brutus und Cäsar und den Geschenken sehr nett.Die Hauptgeschichte also die Liebesgeschichte zwischen Romantix und der Prinzessin hätte ein wenig mehr Pepp gebraucht da sie nur Beiwerk ist so wie vieles Brutus Dominiert den Film mit seinen Ideen etz.während der kurzen Szenen mit Asterix und Obelix wünschte ich mir das genau das länger sein müsste den Charme der Gallier einzufangen den Witz der Wortspilereien ..nichts da Der Film ist voll mit Ideen die leider nur Schmückendes Beiwerk sind und etwas hinzugefügt wirken da sie die Geschichte nicht vorran bringen.Die Schlusssequenz mit Numerobis ist das beste Beispiel ..da kommt es mir so vor als wenn alles im Kasten war und man merkte "Hupps es fehlen noch 5 Minuten was machen wir??-Ah! Wir machen noch dies und das und der Star und der kommt noch vor"
Alles in allen ein netter Film den ich mir wohl nicht so schnell noch einmal ansehen werde.Besserer Titel wäre wohl gewesen: Die verrückten Abenteuer von BRUTUS Cäsars Sohn?? featuring die unbeugsamen Gallier ASTERIX & OBELIX
Meine Seite-komm doch mal vorbei!
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Erik
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Beitrag: #Beitrag Erik »

Hallo,

gestern abend habe auch ich den Film gesehen. Zwar habe ich mir unmittelbar danach noch ein paar Notizen gemacht, hatte aber keine Lust mehr, meine Einschätzung hier herein zu schreiben. Jetzt aber!

Obwohl ich nach allem, was ich vorher über den Film wußte, mir fast sicher sein zu können glaubte, heute einen Verriß schreiben zu müssen, kommt es dazu nun doch nicht wirklich. Ich war von dem Film positiv überrascht. Das ist jetzt nicht dahin zu verstehen, daß ich Realfilme lieb gewonnen hätte. Auch halte ich diesen Film nicht für gut... nein, es ist ein schwacher Film. Aber immerhin bleibt die ganz große Zumutung für den Asterix-Fan aus. Die größten Schwächen der ersten beiden Filme wurden hier zum Glück nicht fortgesetzt. Mit Ausnahme von Frau Methusalix fällt keine Person völlig aus dem Charakter, wie dies im ersten Film mit vielen Galiern und im zweiten Fim mit Numerobis der Fall war. Den ganz übertriebenen und platten Slapstick-Klamauk des zweiten Films findet man ebenfalls nicht in solchem Ausmaß. Das liegt sicher daran, daß es hier keinen Charakter wie Jamel Debouzze gibt, der sich als TV Komiker in den Vordergrund drängt. - Benoît Poelvoorde ist zwar auch dominant, spielt aber nicht ganz so übertrieben albern, wie Jamel Debouzze in "Mission Kleopatra". Er paßt schon eher einigermaßen zum Comic-Brutus.

Daß übrigens Brutus zu brutal für einen Film mit FSK 6 sei, kann ich nicht recht finden. Von besonderen Brutalitäten ist im wesentlichen nur die Rede. Mir Ausnahme des Käfer-Essens (dazu unten mehr) ist davon aber nichts zu sehen. Kinder, die die Gewalt in Asterix-Comics verkraften, werden auch dadurch nicht verängstigt werden.

Gleichwohl hat auch dieser Film 2 große Schwachstellen: Die Story und die Rollen der (bekannten) Gallier. Die Kritik an der Gewichtung der Rollen ist durch und durch berechtigt. Viel gibt es dazu auch nicht mehr zu sagen. Asterix und Obelix sind über weite Strecken nur Nebendarsteller. Im Vordergrund stehen Brutus, Cäsar und allenfalls dieser Romantix. Auch die anderen Dorfgallier sieht man so gut wie gar nicht. Selbst Miraculix, der mitgereist ist, bleibt fast völlig im Hintergrund. Ob die Rolle so klein geblieben ist, weil Darsteller Jean Pierre Cassel bei Dreh bereits schwer krank war, bleibt Spekulation. Die anderen Gallier (kurz gesehen habe ich Methusalix und seine Frau, Majestix und Automatix) haben quasi überhaupt keine Rollen. Einzig Troubadix kommt noch häufiger vor. Selbst beim Festbankett am Schluß in Olympia sind sie so gut wie nicht zu sehen. Das ist für einen Asterix-Film schwach. Der Anekdote halber ist vielleicht zu erwähnen, daß es nicht der erste Realfilm in der Asterix-Welt ist, in dem die Gallier nicht die Hauptrolle spielen. Der erste, "Deux Romains en Gaule", gibt das aber offen zu und war von Goscinny und Uderzo 1966/67 extra kreiert worden, um die Nachfrage nach einem Asterix-Realfilm einigermaßen zu befriedigen, ohne die Gallier von Schauspielern darstellen lassen zu müssen. Diesen Film würde man als Fan gerne mal sehen, was bekanntlich nicht möglich ist.

Aber zurück zum aktuellen Film. Die Story ist ausgesprochen schwach. Auch dazu braucht man eigentlöich nciht mehr viel sagen. Mit dem Comic-Album nicht mehr viel zu tun. Claudius Musculus soll wohl das verbindende Glied zwischen Comic-Geschichte und Realfil-Story sein. Diese Funktion kann er aber nur sehr ungenügend erfüllen. Sein Character ist im Film ein ganz anderer und seine Rolle hat mit der des Comics kaum mehr etwas zu tun.

Doch ist es nicht allein die "Schwäche" der Story. Wie andernorts schonmal gesagt, erwarte ich keine besonders schlagkräftige Story von einem Asterix-Film. Was ich aber erwarte, ist ein gewisses Mindestmaß an Logik und Konsequenz. Das gilt nicht nur für Asterix-Filme, sondern für alle Filme schlechthin. In dieser Hinsicht weist der aktuelle Realfilm doch einige Lücken auf.

Gleichwohl muß ich sagen, daß zumindest einige der Gags durchaus zündend waren. Der Film hatte durchaus seine Momente zum Schmunzeln und die eine oder andere Anspielung hätte vielleicht sogar in einem Goscinny-Asterix ihren Platz finden können. Daß ausgerechnet Obelix der Souffleur für den von Irina als Poeten verehrten Romantix ist, ist zugegebenermaßen eine lustige Idee, beim Teutates! Ebenfalls zu loben ist die musikalische Untermalung, die sehr stimmungsvoll ist. Davon auszunehmen sind lediglich diese Star-Szenen beim Festbankett am Schluß. Die dortige Musik gefiel mir gar nicht. Die schauspielerische Leistung einer Reihe von Darstellern überzeugte mich durchaus. Dazu aber mehr im dafür vorgesehenen Thread.

Jetzt möchte ich einmal mehr oder minder chronologisch durchgehen und die größeren Mankos, die mir aufgefallen sind, eher stichpunktartig darstellen.

- Der Vorspann wurde für die deutsche Fassung noch nicht einmal übersetzt. Lediglich den Titel wird in deutsch angezeigt, nicht aber die anderen Texte. Das ist keine sehr liebevolle Bearbeitung für das deutsche Publikum.

- Gleich im Vorspann sehen wir einen Zoom von der Gallienkarte zu Romantix' Hütte. Wie bereits im Trailer-Thread geschrieben, stimmen die Darstellungen hier hinten und vorne nicht. Die Lage der Römerlager ist völlig falsch (auch anders, als im besseren Filmbuch). Romantix' Hütte kann nicht derartig zentral am Dorfplatz liegen. Es gibt zwar keinen einheitlichen Dorfplan, zumindest die Lage der Hütten von Automatix, Verleihnix, Asterix, und Troubadix sind aber einigermaßen fix. Da steht nicht mitten am Dorfplatz zwischen Schmiede und Fischverkaufsstand eine Hütte von einem Romantix, den man nie zuvor gesehen hat. Wenn es ihn gibt, dann wohnt er irgendwo, aber nicht dort. Auch Troubadix' Baumhaus steht falsch. Es steht eigentlich links von Verleihnix' Hütte, im Film aber rechts davon. Gerade für Asterix-Fans hätte man auf solche Details schon ein bißchen achten können.

- Es ist schon fast unglaubwürdig, daß Romantix ein unbeugsamer Gallier sein soll. Gleich zu Beginn macht er sich alleine, ohne Waffe und ohne Zaubertrank auf die lange (3 Monate) und gefährliche Reise nach Griechenland. Würde er da nicht vom Druiden eine Feldflasche mit Zaubertrank bekommen? Gerade, wo er ohne jegliches Gepäck reist, dürfte ihm das zur Nahrungsgewinnung (Jagd!) mehr als nützlich sein. Insgesamt macht Romantix eher nicht den Eindruck, als gehöre er wirklich zum Stamme der Unbeugsamen. Wir sehen ihn nie einen Schluck Zaubertrank trinken und er verhält sich nicht gerade, als wenn der Kampf gegen die Römer mit Zaubertrank-Kräften für ihn zum Normalsten der Welt gehören würde. Ich hätte es glaubwürdiger gefunden, wenn Romantix kein Dorfbewohner, sondern ein anderer Gallier gewesen wäre, dem Asterix und Obelix eben geholfen hätten... und mag es aus Verwandtschaft zu einem Dorfgallier oder aus bloßer Freundschaft sein.

- Majestix ist - da gebe ich Kikix und Thunder unumwunden recht - ein viel zu dünnes Hemd. Er sieht ja aus, wie nach seiner Hungerkur in Arvernerschild.

- Brutus wird im Film nicht nur (schon historsich falsch, aber mit Sohn in Einklang) als Adoptivsohn Cäsars behandelt, sondern als "Sohn Cäsars". Mit der Erwähnung seiner verstorbenen Mutter gegenüber Cäsar und dessen emotionaler Reaktion wird suggeriert, Brutus sei tatsächlich leiblicher Sohn Cäsars. Das ist noch eine Vertiefung des historischen Unfugs. Solche Verbildung ist in einem Kinderfilm schon fast bedenklich, aber auch für den einigermaßen geschichtsbewußten Erwachsenen nur schwer zu ertragen.

- Seit wann trägt Cäsar einen goldenen Lorbeerkranz? Spätestens seit Lorbeeren wissen wir, daß er einen Kranz aus echten Lorbeeren trägt.

- Brutus wendet sich an Dr. Mabus für allerhand Mittelchen. Der wiederum hat seinen Helfer Vielverdrus zur Hand. Na schön, aber seit wann haben Römer Zugang zu fähigen Zauberern oder Druiden (ich meine, als Mabus von Vielverdrus aus den Puschen gehauen wurde, eine goldene Sichel gesehen zu haben) mit Fähigkeiten, die denen von Miraculix gleich kommen? Dr. Mabus hat einen Trank, der extreme Stärke verleiht und sogar einen Unsichtbarkeitstrank zur Hand. Mit diesen Mitteln wäre es eher leicht, dem gallischen Dorf beizukommen. Ich finde nicht, daß es in die Asterix-Welt paßt, daß die Römer solche Möglichkeiten haben. Das blieb immer nur den Galliern oder ihren Freunden vorbehalten. Alle anderen konnten höchstens faule Zauber. Selbst Nullnullsix hat keinen wirksamen Zaubertrank gebraut. Sein "Heilmittel" war lediglich kaledonischer Schnaps.

- Ich schrieb es schonmal aufgrund des Filmbuches, kann jetzt aber sagen, daß es auch im Film unbeantwortet bleibt: Wieso gibt es in Olympia eine germanische Delegation, wenn nur römische Provinzen mitmachen dürfen? Freilich, historisch betrachtet ist das nicht ganz falsch, denn Teile Germaniens waren tatsächlich unter römischer Herrschaft. Aber in der Asterix-Welt gelten doch die Germanen immer als außerhalb des römischen Herrschaftsgebiets gelegen, wenn wir uns nur an die Grenzen und Grenzpfähle in Goten erinnern. Ein Hinweis darauf, daß man diesen Widerspruch erkannt hat, findet sich darin, daß Michael Schumacher an einer Stelle als "Teutone", nicht etwa als Gote (wie sonst bei Asterix die Bezeichnung für die "antiken Deutschen" ist) bezeichnet wird. Dies soll also offenbar ein anderer germanisch(-römischer?) Volksstamm sein. Einen offenbar Rom nahestehenden Teutonen treffen wir ja mit Bombastik bereits in "Asterix erorbert Rom". Eines Wortes der Erklärung hätte das hier aber wohl bedurft, nachdem anfangs die Teilnahmbeschränkung auf Römer thematisiert wurde.

- Es fällt auf, daß die Synchronisation - und auch die Übersetzung selbst - von derjenigen in den Trailern abweicht. Das ist an sich nicht sehr schön, auch wenn die Szenen im Film eher besser geraten sind, als die Trailer.

- Es bleibt leider unklar, wovon Aderlas König und Irina Prinzessin ist. Von ganz Griechenland? Der Palast scheint jedenfalls nicht, wie ich zunächst annahm, in Athen zu stehen, sondern in Olympia. Dort kommen die Gallier im Film auch direkt per Schiff an, nicht in Piräus, wie im Comic. Und die große Zeusstatue hinter Aderlas' Thron soll wohl das antike Weltwunder darstellen. Gesagt wird das aber nirgendwo, worüber er eigentlich herrscht.

- Ebenfalls vermisse ich die Piraten. Die Gallier reisen die ganze Strecke vom Dorf nach Olympia mit dem Schiff, aber treffen nicht eimal die Piraten. Für einen Asterix-Fan grenzt das an einem Sakrileg!

- Es bleibt leider nicht nur ungeklärt, sondern auch wiedersprüchlich, wie der von Irina und Aderlas ausgerufene Wettbewerb eigentlich aussieht. Muß nur das Team gewinnen, damit dessen Repräsentant Irina ehelichen darf oder muß er selbst gewinnen. Als Brutus' Trainer Brutus darauf hinweist, er müsse selbst trainieren, suggeriert das, daß er auch selbst als Person gewinnen müsse. In diese Richtung geht auch Obelix' Kommentar, warum Asterix denn in das Wagenrennen mit dem von Obelix gestoppten herrenlosen Wagen eingriffe. So besiege er doch auch Romantix. Wieder scheint es also einen Unterschied zu machen, ob Romantix als Person oder Gallien als Nation gewinnt. Andererseits nehmen Asterix und Obelix beim Kugelstoßen und Diskuswerfen teil und hätten so ebenfalls (wären sie nicht disqualifiziert worden) Romantix besiegt. Auch freut sich Brutus sehr über die Siege des Humungus und läßt sich anschließend als Sieger durch die Arena tragen. Dort scheint es wieder so, als würde der Sieg irgendjemands aus der Delegation dem Repräsentanten zugerechnet. Auch die Schiedsrichter rufen mal aus, daß "Rom" eine Disziplin gewonnen habe und mal, daß "Brutus" Gewinner sei. - Das Ganze halte ich für sehr schlecht durchdacht.

- Es stellt sich die Frage, warum Asterix ohne Zaubertrank (und ohne Sportbekleidung!) auch nur annähernd beim Staffellauf gegen die anderen Athlethen mithalten kann. Er hat nicht oder zumindest nicht in nennenswertem Umfang trainiert. Er müßte, wie auch im Comic, weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen landen.

- Die Szene, in der Brutus die Wade platzt (!) und er wie ein Luftballon durch die Gegend fliegt, finde ich völlig unpassend. Wenn ihm die Wade platzt, müßte er bluten. Das kann man im Comic(-Film) zwar ausklammern, aber umherfliegen sollte er trotzdem nicht. Das könnte doch allenfalls passieren, wenn viel Luft entwiche. Aber Luft hat Brutus nicht in den Beinen gehabt, sondern Muskeln. Daß er stark wurde, sich seine Muskeln rasant aufbauten, war ja gerade die Wirkung des Trankes von Dr. Mabus. Daß diese Muskelmasse hinterher als Luft entweicht, ist einfach Unfug.

- Es erscheint nicht recht logisch - insoweit ist Marco zuzustimmen -, daß Cäsar alle gewesenen Disziplinen annulieren kann. Sicher ist er mächtig. Aber er befindet sich doch auch nicht in der Arena in Rom. Es sind keine von ihm gesponsorten Spiele, sondern die heiligen Olympischen Spiele. Daß er einen solchen Einfluß nehmen darf, ist nicht recht nachvollziehbar. Ebenfalls bleibt etwas unklar, ob das Wagenrennen von Anfang an geplant war und Cäsar nur alle vorherigen Disziplinen für unbeachtlich erklärt hat oder ob er das Wagenrennen (weil er es aus Rom als publikumswirksam kennt) neu eingeführt hat. Darüber, daß es an sich keine Olympische Disziplin ist, hätte auch ein Wort verloren werden können. Es erscheint jedenfalls unwahrscheinlich, daß das Rennen nicht ohnehin als Disziplin geplant gewesen war, da die Arena mit den Pferdeboxen ja bereits bestand und die Delegationen Pferde, Wagen und Lenker mitgebracht haben müssen.

- Gleichwohl erscheint es sonderbar, woher die Gallier konkurrenzfähige Pferde und einen Rennwagen haben. Aus Gallien mitgebracht? Vor Ort organisiert?

- Die Entführung von Miraculix ist nicht nur unmotiviert, sie ist geradezu struntzdämlich gemacht. Von einem Druidenkongreß am Rande der Spiele war vorher nie die Rede. Der Druidenkongreß findet im Karnutenwald in Gallien statt, nicht mal eben zufällig in Griechenland. Die Idee einer Entführung von einem solchen Treffen ist zudem uralt. Nicht nur in Goten sehen wir das, nein auch im ersten Realfilm kommt diese Entführung doch schon vor. Zweitens ist überhaupt nicht ersichtlich, wieso Brutus in der Situation so scharf auf den Zaubertrank war. Es war bereits das Wagenrennen als finale Disziplin angesetzt. Aber was soll ein Zaubertrank, der übermenschliche Kräfte verleiht, einem Wagenlenker für immense Vorteile verschaffen? Die Idee, den Pferden davon zu geben, hatte Brutus ja ersichtlich erst viel später. Von seinen Konkurrenten wird er auch nur den Iberer auf diese Weise los, weil er dessen Peitsche zu greifen bekommt. Das aber war nicht kalkulierbar. Einen anderen Wagen hat er sabotieren lassen (die Achse war mit einer Sollbruchstelle versehen), was aber mit dem Trank auch nichts zu tun hatte.

- Jean Todt ( der im Film unbenannt bleibt) sagt, daß die Luft feucht sei und der Sand klebrig. Das klingt nach einer Formel 1-Einschätzung ist aber der Situation völlig unangemessen. Man befindet sich in Griechenland und es herrscht den ganzen Film durch strahlender Sommenschein. Daß die Luft feucht ist, ist schon schwer zu glauben. Daß der Sand aber klebrig ist, kann ich mir nicht vorstellen.

- Der germanische Wagenlenker hat keinen passenden Namen. Schumix wird er nie genannt. Dieser Name (dessen Endung ohnehin für einen "Teutonen" nicht passend wäre) taucht auch nicht im Abspann auf, dort stehht nur etwas wie "avec la paticipation exceptionelle de Michael Schumacher, ...". Dieser Name ist also eine reine Marketung-Strategie, kommt im Film aber nicht vor. Vielmehr nennt sein (wie gesagt im Film unbenannter) Trainer ihn "Michael". Das ist schon schwach, denn dieser Name paßt nun überhaupt nicht in das Asterix-Universum. Sie hätten ihn "Michik" oder "Michaelik" nennen können. Für Herrn Zidane hat man ja auch einen Filmnamen gefunden.

- Auch Alpha, Beta und Omega werden im Film, wenn ich das richtig mitbekommen habe, nie beim Namen genannt. Allerdings taucht zumindet Omega unter diesem Namen im Abspann auf. Darüberhinaus sind sie ehr ein schlechter Ersatz des würdigen Olympischen Komitees aus dem Comic. Zudem sind ihre Namen nicht sehr griechisch. In einem Asterix-Film müßten griechische Männernamen auf -os oder -as enden.

- Das Wagenrennen ist insgesamt inkonsequent. Es sollte als finale Disziplin ohne Schummeleien durchgeführt werden. Daß Brutus dennoch schummelt, ist natürlich für die Handlung nötig und auch logisch und charaktergerecht. Allerdings hätte ich erwartet, daß er es verdeckt tut. Stattdessen schummelt er derart offensichtlich, daß es keines Käfer- oder Zungentests mehr bedurft hätte, ihn zu überführen. Darüberhinaus schummeln allerdings auch die Gallier, was das Zeug hält. Zunächst einmal sind die Regeln des Wagenrennens überraschend. Offenbar kommt es nicht darauf an, wessen Wagen es (mit Lenker) als erster ins Ziel schafft, sondern allein darauf, welche Person gleich wie die 5 Runden als erster überbrückt hat. Anders ist es etwa nicht zu erklären, daß Brutus sich auf Michael's Pferde schwingen und seinen Wagen abkoppeln kann und fortan als Führender gilt. Das aber scheint denn auch schon die einzige Regel zu sein, die es gibt. Denn es ist unklar, wieso Asterix und Obelix (letzterer zudem noch unter Zaubertrankeinfluß) in das Rennen eingreifen und Romantix einen "neuen" Wagen bringen dürfen. Das ist doch offensichtlich eine unautorisierte Einflußnahme von außen - da könnt' doch jeder kommen. Allein dafür müßten die Gallier zusammen mit Brutus schon disqualifiziert werden. Wenn man liegengeblieben ist, darf man sich offenbar Ersatzpferde von der Box schicken lassen. Na gut, das kann ja sein. Wieso das Ersatzgespann der Germanen aber aus nur 2 Pferden besteht, wenngleich alle Wagen als Vierspänner gestartet sind, ist dann nicht recht einsichtig. So ist es klar, daß er Romantix nicht mehr einholen kann (hätte er vielleicht auch sonst nicht, aber diese Frage bleibt dennoch). - Fazit: Die Regellage ist unklar und die "Olympischen Schummelspielchen" gehen bei Römern und Galliern munter und offensichtlich weiter.

- Es kommt zum Doping-Test. Die Käfer sind weg. Wie wir wissen, wurden sie von den Schiedsrichtern unter Zwang aufgegessen. Das ist - so fand ich - die mit Abstand scheußlichste Szene des ganzen Films. Nicht nur, weil das Essen der Käfer eklig aussieht, sondern auch, weil es als Tierquälerei dargestellt wird. Die Käfer - grazile Lebewesen, wie uns zuvor gezeigt wurde - werden lebend verspiesen. Und das alles ist kompletter Unfug noch dazu. Es ist schon hochgradig unglaubwürdig, daß es nur 3 der Käfer gibt. Darüberhinaus wäre es einfach, diese anders zu beseitigen. Warum wirft man sie nicht ins nächste Feuer? Darüberhinaus sollten eigentlich Brutus' Schummeleien offensichtlich genug sein, als daß es keines Nachweises eines Trankes bedurft hätte.

- Zum Glück hat Miraculix aber ja den Zaubertrank eingefärbt. Die Pferde haben blaue Zungen. Nicht klar ist, wieso das jetzt immer noch nicht genügt, und auch Brutus die Zunge herausstrecken muß. Um zu gewinnen hätte das Zaubertrank-Dopen der Pferde wohl locker ausgereicht. Selbst wenn Brutus keine blaue Zunge gehabt hätte, wäre es angemessen gewesen, ihn zu disqualifizieren.

- Nach der Disqualifizierung ist Romantix Sieger und alles ist im Lot. Alles? Nein, denn ein paar wichtige Details wurden da doch übersehen. Im Comic geht die Rechnung auf, denn dort ist ein extra Lauf angesetzt worden, an dem nur Römer teilnehmen dürfen. Da alle außer Asterix gedopt waren, war es nur fair, alle anderen zu disqualifizieren und Asterix zum Sieger zu erklären. Jeder Disqualifizierte war also zu Recht für seine Unsportlichkeit bestraft. Um den Gesamtsieg über die Spiele (so es sowas überhaupt gegeben hätte) ging es dabei nie. Die Griechen hätten nie gedopt und ihnen wurde nichts genommen. Im Film liegt der Fall aber anders. Hier wurden durch die Schummeleien von Brutus ja auch noch andere unschuldige Teilnehmer zum Nachteil beeinträchtigt, nämlich zumindest die Germanen und die Iberer (auch wenn der Iberer selbst nicht unbedingt ein Sportsmann war). Danach also einfach den Zweitplatzierten zum Sieger zu erklären, ist in höchstem Maße unsportlich den unfair ausgeschiedenen sportlichen Teilnehmern gegenüber. Zumindest mittelbar (wenn man von Asterix' und Obelix' Hilfsaktion mal ganz absieht) haben die Gallier also auch nur gewonnen, weil sie von Brutus' Unsportlichkeit profitiert haben. Gewünscht hätte man den Sieg eigentlich den Germanen, weil sie die sportlich Besten waren und nicht geschummelt haben. - Aber natürlich hätte man keine Hochzeit von "Michael" und Irina sehen wollen.

- Der Plan von Asterix und Miraculix ist auch nicht ganz klar. Denn um auf diese Weise zu gewinnen, müßten sie noch immer Zweite werden und nicht einfach ins Ziel kommen, wie Asterix mal erwähnt. Hätte "Michael" sein Ersatzgespann etwas schneller bekommen, wäre er vielleicht Zweiter geworden und Romantix wäre auch nach Brutus' Disqualifikation nicht Sieger gewesen. Daß Romantix, der kein ausgebildeter Wagenlenker ist (ist er eigentlich überhaupt etwas von Beruf?), Zweiter wird, war aber kaum zu kalkulieren. - Insofern ist mir der Sieg von Romantix hier im Endeffekt einfach zu unlogisch konstruiert.

- Beim Festbankett sieht man - wie erwähnt - die Gallier fast gar nicht, obwohl laut Sprecher alle angereist seien. Die Ballspielchen mit den Stars sind in der Tat mehr lächerlich und vor allem Herr Debouzze nervt wieder ungemein. In der Tat war das gewiß nicht die beste Art, "überflüssige" eingekaufte Stars noch unterzubringen. Die Bezeichnung "Füßeball" ist auch weniger gelungen, als das im Filmbuch verwendete "Pedesball"... naja, eine Kleinigkeit. Ärgerlicher ist, wie sehr Frau Methusalix aus ihrer Rolle fällt. Wieso zum Geier fängt sie an, mit Numerobis zu flirten?! Es ist doch bekannt und unbestritten, daß sie nie Augen für jemand anderen, als Methusalix hat.

Soviel zu den Negativpunkten. Positiv ist wie gesagt, daß trotz allem die ganz große Zumutung für den Asterix-Fan, die ich befürchtet hatte, ausbleibt. Die Rollen von Michael Herbig (Redkeinstus) und Michael Schumacher (Michael) sind - aus deutscher Sicht - erfreulich groß geraten. Und beide machen ihre Sache gar nicht schlecht. Insgesamt wiederstrebt es mir, einen Film, dem ich so wenig abgewinnen kann, wie diesem, als den "besten" Realfilm zu bezeichnen. Der am wenigsten schlimme ist er aber wohl doch. Gewiß hätte man eine Menge mehr daraus machen können, es hätte auf der anderen Seite aber auch noch viel schlimmer kommen können.

Gruß
Erik
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Iwan
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Beitrag: #Beitrag Iwan »

Hallo Erik,

danke für die ausführliche Würdigung des Filmes! Wegen der Frage der Hauptstadt Griechenlands noch eine Bemerkung: Damals waren Corinth und Athen die Verwaltungszentren von Griechenland, das ja aus vielen einzelnen Stadtstaaten unter römischer Herrschaft bestand. Dabei gab es wohl keine flächendeckende römische Verwaltung, wie wir sie heute kennen, sondern die Staaten hatten große Selbstverwaltungsrechte.
Das soll heissen, es konnte durchaus einen selbständigen König geben, der die Spiele leitete, auch wenn Olympia oder Elis nie einen Herrscher hatte, sondern wohl immer eine Demokratie war.
Im Übrigen ist Olympia (der Tempel- und Wettkampfbezirk der Stadt Elis) sehr weit vom Meer weg, das heisst, die griechische Umgebung war also erfunden ...

I.
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
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Maulaf
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Beitrag: #Beitrag Maulaf »

Hi allerseits,
ich habe mir den Film jetzt auch gerade angeschaut, für einen Realfilm war er schon ganz nett. Der Schluß war allerdings wirklich sehr in die Länge gezogen, und wie vorher ja schon alle berichtet haben hat er wenig mit dem Comic sowie Asterix und Obelix an sich zu tun. Ich persönlich fand ihn allerdings besser als den zweiten Realfilm,
Gregor
Invincible1958

Beitrag: #Beitrag Invincible1958 »

Ich muss sagen: ich halte dieses Werk einfach für einen schlechten Film. Ich würde es noch nichtmal als Film bezeichnen.

Frederic Forestier und Thomas Langman verstehen nichts von Regie, Dramaturgie etc. Das grottige Drehbuch und der scheußliche Schnitt tun den Rest. Wie kommen diese beiden dazu, einen so großen Film inszenieren zu dürfen? Die verstehen absolut nichts vom Filmemachen.

Hätte man Alain Chabat nochmal rangelassen, die Originalstory ausm Comic übernommen und einen 80-minütigen anstatt einen 2-stündigen Film gedreht, dann wäre das was gutes bei rausgekommen.

"Mission Cleopatra" hat vielleicht nicht den Charme der Comics - aber der Film hat einen eigenen Charme. Er funktioniert als eigenständiger Film perfekt.
Bei "Asterix bei den Olympischen Spielen" hat man versucht eine Mischung aus den beiden ersten Realfilmen UND den Comics zu produzieren. Und am Ende ist nichts dabei rausgekommen.
Cäsar und Cleopatra, Numerobis und Pyradonis, Asterix und Obelix - diese Paare funktionieren in "Mission Cleopatra" blendend. Da stimmt die Chemie, da stimmt die Inszenierung. Wie gesagt: auch wenn Chabats Cäsar nichts mit dem Comic-Cäsar gemein hat. Und auch wenn Debouzze einen Numerobis gibt, der ebenfalls keine Ähnlichkeit mit der Comic-Figur hat, funktionieren diese Charaktere im Film doch perfekt. Ich bin sowieso der Meinung, dass man einen Comic nicht real verfilmen kann. Und daher tat Chabat gut daran, seine eigene Atmosphäre zu bilden für "Mission Cleopatra". Daher ist das auch mein Lieblings-Real-Film. Chabt hat es einfach verstanden, die neuen und alten Charaktere perfekt einzusetzen. Zudem hat der Film ein perfektes Timing was Gags, Schnitt, Musik etc. angeht.

Nun zu "Asterix bei den Olympischen Spielen": hier haben wir Brutus und Cäsar, Romantix und Irena. Aber diese Paare kommen bei weitem nicht an die Klasse von "Mission Cleopatra" ran. Und das liegt einzig und allein am grottigen Drehbuch. Alain Delon und Benoit Poelvoorde spielen toll. Aber ihre Charaktere passen für mich irgendwie nicht in diesen Film. Dasselbe gilt für Romantix und Irena. Fast jeder Charekter steht für sich alleine da. Es herrscht keine gute Chemie zwischen den Charakteren. Daher wirkt auf mich bereits nach ein paar Minuten sehr eintönig.
Hinzu kommt die aal-glatte, langweilige Inszenierung von Forestier und Langmann. Jede Szene wurde so überdreht, dass das Ziel total aus den Augen verloren wurde.
Man nehme mal die Szene mit Brutus und Redkeinstuss in der Höhle. Die ist einfach nur überflüssig, zu lang und sinnlos. Soll es lustig sein, wenn Bully das Lichtschwert entdeckt?
Jede Szene in diesem Film ist mindestens 30 Sekunden zu lang. Es entwickelt sich so überhaupt keine Dynamik und keine Dramaturgie.

Die Schauspieler machen ihre Sache gut. Nur wurden ihnen leider total schwache Charaktere mit noch schwächeren Texten geschrieben. Es gibt nicht eine Szene, die so pointiert ist wie fast jede Szene in "Mission Cleopatra".

Sollte es also je einen vierten Real-Film geben - denn: eines muss ich sagen: Potential ist immer da - dann sollte entweder nochmal Alain Chabat die Regie übernehmen und sie finden einen engagierten anderen Regisseur, der eine Vision hat, und nicht nur INteresse an Spezaleffekten und großen Stars zeigt.

Alles, was einen guten Film ausmacht, fehlt hier. Der Film ist total unausgegoren.

Und zum Humor: in "Mission Cleopatra" wurde mein Humor genau getroffen. Da zünden 99% der Gags und Anspielungen.
Aber in "Asterix bei ..." hat es einfach nicht gestimmt. Das Timing war schlecht (was vor allem dem Schnitt zuzuschreiben ist). Und die Tötungsversuche von Brutus z.B. waren einfach nicht witzig. Und auch sonst dümpelte alles einfach so vor sich hin.

Ich erwarte kein cineastisches Meisterwerk. Aber Langmann und Co sollten wissen, dass es auch bei Komödien (genau wie bei allen anderen Filmen) auf ein gutes Drehbuch, und eine intelligente Isnzenierung ankommt.

Ich finde diesen Film mit einem Wort einfach nur "unsympathisch". Er hat kein Herz, keine Seele, kein Feeling, keine Atmosphäre.
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Erik
AsterIX Druid
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Beitrag: #Beitrag Erik »

Hallo,
Invincible1958 hat geschrieben:Wie kommen diese beiden dazu, einen so großen Film inszenieren zu dürfen?
Thomas Langmann ist der Sohn von Claude Berri, dem Regisseur des 1. Asterix-Realfilms, der Albert Uderzo (im Gegensatz zum 2.) gefallen hat. Ohne es zu wissen, könnte ich mir vorstellen, daß das eine Rolle gespielt hat.
Invincible1958 hat geschrieben:"Mission Cleopatra" hat vielleicht nicht den Charme der Comics - aber der Film hat einen eigenen Charme. Er funktioniert als eigenständiger Film perfekt.
Dazu möchte ich einmal auf meine Aussage zum 1. Realfil in diesem Thread (mein 3. Beitrag dort, unter dem 3. Zitat) verweisen. Sie gilt für "Mission Kleopatra" und alle anderen existierenden oder künftigen Realfilme ebenso. Kurz: Ein Asterix-Film kann nie ganz eigenständig stehen. Er muß das Asterix-Werk respektieren - in der Art des Humors in der Darstellung der existierenden Charaktere und der Darstellung des grundsätzlich festgelegten Fakten-Rahmens. Keiner der vorangegangenen Real-Filme tut das in hinreichendem Ausmaß.
Invincible1958 hat geschrieben:Ich bin sowieso der Meinung, dass man einen Comic nicht real verfilmen kann.
Dem würde ich so pauschal nicht zustimmen. Amerikanische Superhelden-Comics wie Superman, Spiderman oder Batman kann man prima verifilmen. Manche Comics sind sogar extra zum Verfilmen gemacht. Ich habe aber auch große Zweifel (wie übrigens auch René Goscinny zu seinen Lebzeiten), daß man Asterix und Obelix überzeugend realverfilmen kann. Die Konsequenz dessen kann bzw. sollte aber nicht sein, Werke zu schaffen, die mit dem Geist und der Welt von Asterix nur noch wenig bis gar nichts mehr zu tun haben. Dann sollte man es besser bleiben lassen und sich stattdessen auf Zeichentrickverfilmungen verlegen. Denn selbst der schlechteste Zeichentrickfilm ist noch überzeugender, als alle 3 Realfilme zusammen.
Invincible1958 hat geschrieben:Jede Szene in diesem Film ist mindestens 30 Sekunden zu lang.
Komisch... genau das fand ich immer bei jedem Auftritt (u.a.) dieses TV-Komikers Jamel Debbouzze im 2. Realfilm (und auch jetzt wieder im neuen, da sind es aber nicht nur 30 Sekunden zuviel).
Invincible1958 hat geschrieben:Und zum Humor: in "Mission Cleopatra" wurde mein Humor genau getroffen.
Leider aber nicht der Asterix-Humor. Es bewegt sich fast (ein paar wenige Ausnahmen gibt es) alles auf vordergründiger Slapstick- und billiger Klamauk-Ebene. Sei es die Piraten-Tochter, Numerobis' gesamtes Auftreten, Vodafonis, diese Unsichtbarkeits-Spionin (Mataharis), Chorus' ewige, gekünstelte Versprecher oder das Kung-Fu-Duell des einarmigen Numerobis mit Pyradonis - nichts davon entspricht auch nur annähernd dem Geiste der Asterix-Comics. Das Niveau ist einfach unterirdisch und oberflächlich. Es gibt genug Leute, die solche Art Humor mögen und natürlich soll es auch Filme geben, die das bedienen. Manchmal kann auch ich mich über sowas amüsieren... aber bitte nicht in einem Asterix-Film.

Ich kann mir schon vorstellen, daß wer - wie erstaunlich viele Asterix-Fans - den 2. Realfilm mag, von dem dritten enttäuscht ist. Wer "Mission Kleopatra" aber wie ich als Zumutung empfindet, der wird von den "Olympischen Spielen" ein Stück weit erleichtert sein.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
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idemix
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Beitrag: #Beitrag idemix »

Erik hat geschrieben:Ich kann mir schon vorstellen, daß wer - wie erstaunlich viele Asterix-Fans - den 2. Realfilm mag, von dem dritten enttäuscht ist.
Oje... ich ahne schlimmes... :roll:
:idefix: wuff! wuff! JAUL? JÅUL! GRRRØØØÅÅRRR! :wuff:

Und so was schimpft sich Lyriker!
Invincible1958

Beitrag: #Beitrag Invincible1958 »

Erik hat geschrieben:Thomas Langmann ist der Sohn von Claude Berri, dem Regisseur des 1. Asterix-Realfilms, der Albert Uderzo (im Gegensatz zum 2.) gefallen hat. Ohne es zu wissen, könnte ich mir vorstellen, daß das eine Rolle gespielt hat.
Leider ist es in der Showbranche teilweise üblich zu denken, dass talentierte Eltern auch automatisch talentierte Kinder haben müssen.
Erik hat geschrieben:
Invincible1958 hat geschrieben:Und zum Humor: in "Mission Cleopatra" wurde mein Humor genau getroffen.
Leider aber nicht der Asterix-Humor. Es bewegt sich fast (ein paar wenige Ausnahmen gibt es) alles auf vordergründiger Slapstick- und billiger Klamauk-Ebene. Sei es die Piraten-Tochter, Numerobis' gesamtes Auftreten, Vodafonis, diese Unsichtbarkeits-Spionin (Mataharis), Chorus' ewige, gekünstelte Versprecher oder das Kung-Fu-Duell des einarmigen Numerobis mit Pyradonis - nichts davon entspricht auch nur annähernd dem Geiste der Asterix-Comics.
Du hast jetzt auch grad die dürftigeren Szenen angesprochen. Mir gefällt vor allem die Spielfreude der Akteure. Das merkt man deutlich. Wenn Sekretaris über den Sinn des Lebens philosophiert, dann finde ich das großartig. Das ist für mich eine der besten Szenen aller 3 Asterix-Realfilme:

http://www.youtube.com/watch?v=wEFUh4DMBTc

Oder auch die Mimik von Miraculix.
Und vor allem der Schnitt des Films tut ihm außerordentlich gut. Wenn Numerobis fragt: "Was machen Cäsar und Kleopatra jetzt wohl?"

http://www.youtube.com/watch?v=EdfzPi5lHac

Wie hier die aktuelle Gesellschaft ("Verklemmtheit in Fahrstühlen" etc.) aufs Korn genommen wird, finde ich großartig. Und in diesem Film ist alles so großartig und auf den Punkt genau umgesetzt.

Und Asterix' Flirt mit Charmandra passt ebenfalls wunderbar hinein - auch wenn das im Comic nie so aussehen würde. Aber der Enddialog über seinen Bart ist einfach zum wegschmeißen.

Ich finde die Charaktere wie sie in "Mission Kleopatra" dargestellt werden, genauso liebenswert wie die Charaktere in den Comics. Dass der Film nicht unbedingt das Flair der Comics hat, stört mich hier überhaupt nicht, weil es eben alles zueinander passt. Beim ersten und dritten Realfilm stört mich das allerdings gewaltig, weil diese versuchen, das Feeling der Comics einzufangen, es aber in keinster Weise schaffen.

Bei "Asterix bei den Olympischen Spielen" kommt man dem Comic am nähesten in der Einführungsszene mit Claudius Muskulus. Da hatte ich kurzzeitig gedacht, der Film könnte doch die richtige Richtung einschlagen. Aber die Freude war von kurzer Dauer.

Und wenn man mal die Bewertung der drei Filme hier auf der Seite ansieht, dann merkt man auch, dass der zweite Film wohl irgendetwas haben muss, was ihn gefallen lässt:

Teil 1: 3.4/5
Teil 2: 3.8/5
Teil 3: 3.7/5

In der Internet Movie Data Base sieht es ähnlich aus:

Teil 1: 5.2/10
Teil 2: 6.5/10
Teil 3: 4.9/10

http://german.imdb.com/title/tt0250223/
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Comedix
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Beitrag: #Beitrag Comedix »

Hallo,
Invincible1958 hat geschrieben:Ich finde die Charaktere wie sie in "Mission Kleopatra" dargestellt werden, genauso liebenswert wie die Charaktere in den Comics. Dass der Film nicht unbedingt das Flair der Comics hat, stört mich hier überhaupt nicht, weil es eben alles zueinander passt. Beim ersten und dritten Realfilm stört mich das allerdings gewaltig, weil diese versuchen, das Feeling der Comics einzufangen, es aber in keinster Weise schaffen.
Danke. Du hast es perfekt zusammengefasst. Und auch deshalb ist "Mission Kleopatra" auch mein Asterix-Lieblingsfilm.

Gruß, Marco
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Carsten
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Beitrag: #Beitrag Carsten »

Hallo zusammen,

so, nachdem ich gestern nun auch den Film gesehen habe, kann ich nun auch endlich hier hereinschauen ... :wink:

Nach all den Kritiken, die ich im Vorfeld gehört oder gelesen hatte, hatte ich ja auch schon das Schlimmste befürchtet. Aber im Gegensatz zu Band 33 hat es dieses Mal geholfen, nicht allzu enttäuscht zu werden ... :-D

Ansonsten ist eigentlich alles an Lob und Kritik, was ich noch sagen könnte, schon gesagt worden. Deswegen lasse ich es ... :wink:

Wie ich den Film in Relation zu den anderen beiden bewerte, kann ich wahrscheinlich erst in zwei, drei Jahren sagen, wenn ich den Film häufiger gesehen habe. Bei den ersten Filmen hat's auch so lange gedauert, bis ich sie nicht mehr ganz so kritisch beurteilt hatte, wie noch jeweils nach dem ersten Sehen (wahrscheinlich wegen des bereits erwähnten Gewöhnungseffekts).

Viele Grüße
Carsten
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Michael_S.
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Beitrag: #Beitrag Michael_S. »

Hallo zusammen,

nachdem mich letzte Woche eine Erkältung ärgerte, war ich heute auch endlich in dem Film. Ich hatte hier schon ein paar Meinungen gelesen und daher auch bestimmte Erwartungen, was kommen könnte oder eben nicht. Ich fasse den Abend mal in drei Erkenntnissen zusammen:

1. So sieht das also aus, wenn viele Leute zusammenkommen und zur falschen Zeit am falschen Ort im falschen Job versuchen, einen Film zu machen. Das passte meines Erachtens wirklich gar nichts. Nicht einmal mit geschlossenen Augen war es erträglich, selbst die Musik wollte nicht passen. Die Szenen und Charaktere sind reichlich willkürlich und unmotiviert zusammengesetzt, Logik oder Spannung ist kaum vorhanden, lachen musste ich an keiner Stelle.

2. Bully Herbig ist wie Troubadix. Wenn er schweigt, ist er erträglich.

3. Von meinem Büro bis zum Kino brauche ich 20 Minuten, wenn ich unterwegs noch ein Brot kaufen gehe.

Und sonst? Naja, ein paar Anspielungen und kopierte Szenen waren ganz nett. Aber wie sagt man so schön: ganz nett ist auch nur die kleine Schwester von Scheiße.

MfG
Michael
Coriza

Beitrag: #Beitrag Coriza »

Hallo Freunde!
Ja, es gibt mich auch noch - hab meine Schwerpunkte nur jetzt anderswo, auch im Internet. Dank meines 6-Jährigen Sohnes bin ich nun letztens auch im Asterix-Film gewesen - der erste, den ich mir direkt im Kino angesehen habe, da bei den anderen mein Sohn noch zu jung bzw. gar nicht geboren war 8) und ich auch kein besonderer Fan von den Filmen, vor allem den Realfilmen bin.
Ich war allerdings auch nach Verrissen, die ich gelesen hatte, eher positiv überrascht. Klar, Asterix und Obelix kommen wenig vor und mit dem gleichnamigen Buch hat der Film wenig zu tun, und warum Obelix der philosophische Poet ist, blieb mir unklar.
Die Schlussszene mit Numerobis' Ballknutscherei und den Spielchen fand ich echt albern - da wollten sie bloß noch ein paar Stars einfliegen, hatte ich den Eindruck ... Harmonischer fügte sich da ja Michael Schumacher ein.
Aber Brutus' Brutalität fand ich jetzt für meinen Sohn nicht zu schlimm - man sah ja nicht, wie er Leute vierteilte oder ihnen die Zunge rausschnitt. Da hab ich schon andere Filme mit FSK 6 gesehen, wo ich froh war, den Kleinen nicht dabei zu haben!

Fazit: Allein wär ich nicht reingegangen, aber die Freude, die mein Sohn dran hatte, war ansteckend!

Coriza
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Carsten
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Beitrag: #Beitrag Carsten »

Hallo zusammen,
Coriza hat geschrieben:und warum Obelix der philosophische Poet ist, blieb mir unklar.
Da Erik es bereits eine lustige Idee fand, ausgerechnet Obelix zum poetischen Souffleur zu machen, dachte ich bisher, die Anspielung wäre verstanden worden ...

http://de.wikipedia.org/wiki/Cyrano_von_Bergerac_(Film)

Man beachte den Darsteller von Cyrano de Bergerac, dem schüchternen Poeten mit der großen Nase ... :wink:

Viele Grüße
Carsten
ichweißnix
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Beitrag: #Beitrag ichweißnix »

Hihii,

ist das vorher noch keinem aufgefallen, das ein dicker Franzose mal den meiner Meinung nach besten Cyrano dargestellt hat? :)

Mal eine ganz andere Frage. Ging es nur mir so, dass ich die Kamerafahrten in den animierten Hintergrundszenen äußerst unscharf empfand?
Ich fand, dass der Schwenk z.B. über den Hafen und den Königspalast sehr schwammig bzw. technisch schlecht umgesetzt war. Mich erinnerte das Bild an der Stelle an eine Grafikkarte eines Computers, die mit der Einzelbildberechnung nicht hinterher kommt.

Christian