Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Allgemeine Themen, die etwas mit Asterix zu tun haben und Vorstellung aktueller Asterix-Hefte, -Filme und -Produkte.

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Comedix
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Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24952Beitrag Comedix »

Kritik:

Psychologie ist ein interessantes Feld. Dazu fallen mir einige Stichwörter ein, unter anderem auch das Thema der Anspruchs- bzw. Erwartungshaltung. Wer diese Haltung einnimmt, erwartet etwas von anderen. Eine normale Erwartungshaltung ist nichts Besonderes. Sie kann sich aber leicht ins Ungerechtfertigte steigern. Dann ist sie nicht mehr normal. In diesem Zusammenhang: Was erwartet der Asterix-Leser eigentlich von Albert Uderzo? Die Einen werden sagen, dass sie nicht mehr viel von ihm erwarten und verweisen dabei auf die letzten Geschichten, insbesondere auf die Bände "Gallien in Gefahr" und "Asterix und Latraviata". Sie möchten keine neuen Erzählungen mehr, sondern Asterix in Würde sterben sehen. Die Anderen dagegen erwarten, dass Asterix und Obelix und die anderen Protagonisten aus dem kleinen gallischen Widerstandsnest nach einer Zeit des langen Wartens Kurzweil verbreiten. Und sie freuen sich auf neue Zeichnungen.

Beide Zielgruppen kann ich beruhigen. Weder wird im 34. Album "Asterix und Obelix feiern Geburtstag" eine neue Geschichte mit einer durchgängigen Handlung erzählt, noch sind die Zeichnungen langweilig oder gar undetailliert großflächig. Im neuen Band bildet der Geburtstag der beiden Gallier eine Rahmenhandlung, in die kleine Geschichten, die als Geburtstagsüberraschungen der unterschiedlichsten Gäste angelegt sind, eingebettet sind. Albert Uderzo interpretiert zeichnerisch die Ideen der Gäste, was ihm die vielfältige Möglichkeit bietet, Gedankengänge wie ein Asterix-Museum mit wunderschönen Interpretationen alter Meister, einen Reiseführer oder einen Erlebnispark aus der Feder von Quadratus ins rechte Bild setzen zu können. Einen überraschenden Höhepunkt setzt er dabei gleich an den Anfang des Albums: Wie wäre es, wenn die Dorfbewohner tatsächlich mit dem Autor 50 Jahre gealtert wären? Wie sähe die Welt der Gallier im Jahr 1 unserer Zeitrechnung aus? Da begegnen uns weißhaarige, zahnlose und taube Helden einer vergangenen Zeit. Auch am Dorf hat sichtlich der Zahn der Zeit genagt. Wie zum Trotz befreien sich die Gallier aus diesem realen Albtraum, als sie Albert Uderzo, der sich den Spaß nicht nehmen lässt in dieser Sequenz selbst im Dorf aufzutauchen, die einzig richtige Antwort geben - nämlich einen kräftigen Kinnhaken.

In der Folge werden in lockerer Form bemerkenswerte Szenen aneinandergereiht. Der über die Reihe hinaus belesene Asterix-Fan erkennt dabei einige Abschnitte wieder. So die Kurzgeschichte "ABC-Schütze Obelix" aus Band 32, "Asterix plaudert aus der Schule", die in einer Rückschau des Postboten Rohrpostix nochmals erzählt wird, oder eine sehr schöne Abfolge von zeichnerisch "nicht benutzten Szenen", wie sie heutzutage auf DVDs in den Extras üblich sind: Ich kenne die hier benutzten Zeichnungen aus dem Skizzenband "Asterix und Latraviata". Einzelne Elemente in diesem Band stammen aus "Pilote" oder anderen früheren Publikationen. So wird dieses Album zu einem Sammelsurium von Gedankenspielen, die die Gallier in neuem Licht erscheinen lassen. Offensichtlich hat Albert Uderzo mit dem Einzug von Außerirdischen Lust an unkonventionellen Ideen bekommen. Im Gegensatz zu "Gallien in Gefahr", in dem Außerirdische das gallische Dorf besuchen, kommen hier die Ideen mit deutlich mehr Kreativität aufs Papier. Dass Uderzo die Kunst spannende Geschichten mit ebensolchen Spannungsbögen zu erzählen nicht unbedingt in die Wiege gelegt wurde, umgeht er hier geschickt mit den Einzelsequenzen, die jede für sich durchaus unterhaltsam sind. Alles zusammen ist eine Art Medley, das aus mehreren Teilen verschiedener alter und neuer Zeichnungen und Ideen bestehend tatsächlich gefallen kann.

Nicht so ganz erschließt sich, warum auch Gäste im gallischen Dorf dabei sind, die nicht gerade gut auf die Gallier zu sprechen sein müssten. Beispielsweise dürften Bossix und der Seher Lügfix sicherlich alles andere als geladene Gäste einer Geburtstagsparty der Gallier sein. Auch die relativ neuzeitlichen Anspielungen auf den Kinofilm "Titanic" und die Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" mögen hier etwas befremdlich sein. Doch Asterix-Abenteuer waren in den vergangenen 50 Jahren schon immer gespickt mit zeitgenössischen Anspielungen, da mag man die Castingsshows nun mögen oder nicht. Oder wie war das mit dem Michelin-Männchen aus "Asterix bei den Schweizern" oder dem Album "Die Trabantenstadt" aus dem Jahr 1971, das gerade zu dem Zeitpunkt entstand, als zu Beginn der 70er Jahre außerhalb der Großstädte nach modernen städtebaulichen, verkehrstechnischen und soziologischen Erfordernissen Nebenstädte aus den Böden schossen?

Doch schon alleine wegen den ganz besonders schönen Adaptionen berühmter Meisterwerke in der zweiten Hälfte des Albums, einer Sequenz, in der der Seher Lügfix in die Zukunft orakelt und die Gallier als Besucher in einem Asterix-und-Obelix-Museum sieht, lohnt sich der Kauf des Heftes. Da ist beispielsweise Obelix als Statue in der Rolle des Denkers von Rodin zu sehen. Oder das berühmte Gemälde "Die Freiheit führt das Volk" von Eugène Delacroix, doch diesmal mit den Dorfbewohnern als Sieger über die römischen Besatzer und Gutemine als Marianne. Ganz wunderbar des im Angesicht der Gallier zum Schrei erstarrten Piraten Baba, ganz im Stile von Edvard Munchs Gemälde "Der Schrei". Ebenso vertreten der französische Maler Gustave Courbet, dessen Gemälde "Le Désespéré", einem Selbstportrait, worauf er mit Gesicht und Geste von heftigem Erschrecken gezeichnet ist - diesmal mit dem Gesicht von Grautvornix. Und schließlich das berühmte Bild "Vertumnus" des italienischen Malers Giuseppe Arcimboldo, in dem man zuerst eine Ansammlung von präzis und delikat gemalten Blumen, von Feld- und Gartenfrüchten aus allen Jahreszeiten sieht, die sich schließlich zu einem Porträt zusammenfügen. Albert Uderzo macht daraus ein Bildnis von Asterix, dessen Darstellung aus verschiedenen Elementen der Asterix-Abenteuer, unter anderem Obelisken, Säulen, Sicheln und seiner Trinkflasche als Nase, entsteht.

Ich hatte keine besondere Erwartungshaltung. Weder an die Einhaltung eiserner "Asterix-Gesetze" noch an die Einbeziehung eines einheitlichen Kanons, der ohnehin nur in den Köpfen der Leser entsteht. Aus diesem Grund freue ich mich über diesen besonderen Band - oder sollte ich sagen Sonderband? Ich bin geradezu erleichtert, dass es kein neuerlicher Versuch geworden ist eine Geschichte zu erzählen, sondern das, was Albert Uderzo am besten beherrscht: Seine Ideen in Form von Zeichnungen zu Papier bringen zu dürfen. Schon dafür lohnt sich der Gang zur Buchhandlung.

Marco Mütz
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Maulaf
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24955Beitrag Maulaf »

Hi allerseits,
ich will es mal kurz machen:
Gelungener Band, allerdings zu viele bereits bekannte Bilder, da hatte ich mehr neues erwartet.
Viele Grüße
Gregor
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idemix
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24956Beitrag idemix »

Dies sagt die Bild:
http://www.bild.de/BILD/lifestyle/2009/ ... comic.html

Die Begründung für das schlechte Urteil der Bild-Kritiker erscheint mir im Moment noch wenig nachvollziehbar - aber ich hatte den neuen Band ja auch noch nicht in der Hand... ;-)
:idefix: wuff! wuff! JAUL? JÅUL! GRRRØØØÅÅRRR! :wuff:

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Jochgem
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24957Beitrag Jochgem »

Der neue Asterix-Band ist leider ein Trauerspiel
http://www.welt.de/kultur/article492207 ... spiel.html

Der Geburtstags-Band 34: Ein Muss für jeden Fan
http://rhein-zeitung.de/on/09/10/22/tt2 ... 30085.html
Hendrik Jan

Asterix in 100+ translations at: http://www.asterix-obelix.nl/manylanguages
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idemix
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24960Beitrag idemix »

Hallo,

wollte mir soeben den neuen Band kaufen und in der Mittagszeit gütlich tun... doch die haben ihn noch nicht! :o war in der größten Buchhandlung der Stadt, wie gesagt, die führen ihn noch nicht :comedix: :comedix: :comedix: :comedix: :comedix:
:idefix: wuff! wuff! JAUL? JÅUL! GRRRØØØÅÅRRR! :wuff:

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Erik
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24961Beitrag Erik »

Hallo,

nun habe ich den neuen Band einmal intensiv durchgelesen und ein weiteres Mal locker durchgeblättert. Obgleich ich gestern abend (bzw. eigentlich schon heute ganz früh) noch auf der Forumseite war, habe ich bewußt noch nicht Marco's Kritik oder irgendeine andere gelesen. Den ersten Eindruck wollte ich doch unbefangen auf mich wirken lassen. Vor dem Schreiben dieser Zeilen freilich habe ich die vorstehenden Kritiken (nicht aber die externer Medien) gelesen.

Es fällt mir etwas schwer, ein wirklich gerechtes Urteil über diesen Band abzugeben, denn dieses fällt ambivalent aus, je nachdem, von welcher Warte ich den Band betrachte. Eigentlich gefällt mir der Band für sich genommen gar nicht schlecht, nein, er ist sogar in vielerlei Hinsicht sehr gelungen. Andererseits gibt es doch einige kleinere und größere Kritikpunkte. Den mit Abstand größten möchte ich voranstellen: Seine Veröffentlichung als Band 34, anstatt als Sonderband. Ich komme darauf noch zurück.

Zunächet einmal das Positive an diesem Band. Tatsächlich hat Uderzo hier - im wesentlichen mit Erfolg - auf seine Stärken gesetzt und seine Schwächen umschifft. Uderzo ist kein begnadeter Texter und ich denke, er weiß das mittlerweile auch. In diesem Band hat er sich fast vollständig auf seine zeichnerische Genialität verlassen und die ist tatsächlich (allen Eindrücken, die letzten Bände seien weniger Detailverliebt gewesen als die alten, zum Trotze) ungebrochen. Die Zeichnungen sind einfach wunderbar anzusehen. Die vielen Umsetzungen bekannter Kunstwerke, das Spiel mit verschiedenen Kostümen für Obelix und die Darstellung der Figuren mit 50 Jahren mehr auf dem Buckel lassen gewiß keine Spur von zeichnerischer Altersschwäche erkennen. Auch kann ich die Anspielungen nicht zu mordern finden. Asterix hat schon immer aktuelles Geschehen parodiert, warum also heute nicht "Deutschland such den Superstar"?

Auf der anderen Seite hat der Band eigentlich keine Handlung. Das muß in diesem Rahmen, für einen solchen "Hommagen-Band", kein Nachteil sein. Es ist nicht die Aufgabe des Bandes, eine Geschichte zu erzählen. Nur merkt man schon an dem bißchen rudimentärer Handlung, die den einzelnen Szenen (von in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten kann man weitgehend ja nicht sprechen) als Verbindung beigegeben ist, daß hier eine rechte Einfallslosigkeit herrscht. Gewiß ist es eine nette Grundidee, im Rahmen eines "Was wäre wenn" die Gallier einleitend für eine kurze Sequenz (und mit entsprechendem Einleitungstext) im Jahre 1 n. Chr. darzustellen. Allein die Handlung dieser zwei Seiten läßt jeden Pepp vermissen. Nicht, daß nicht ein oder zwei nette Ideen dabei sind, aber weder ist das Szenario glaubwürdig (Was ist mit den Römern, hat man mit ihnen Frieden geschlossen? Miraculix scheint keinen Zaubertrank mehr zu brauen. Hat die Wirkung bei Obelix wirklich nachgelassen?), noch gibt es einen komischen Höhepunkt. Daß Uderzo himself (von Asterix noch als geistiger Vater bezeichnet) dort auftaucht und einen Hieb versetzt bekommt, scheint eher eine Notlösung zu sein, um den Dreh heraus aus diesem Szenarion zu bekommen. Besonders lustig ist es (für mich) nicht.

Die Rahmenhandlung des restlichen Bandes ist ebenso inexistent, wie unlogisch. Während Asterix und Obelix auf Wildschweinjagd sind (!) kommen gleichzeitig (!) Freund und Feind (!), ohne Rücksicht auf deren "Verfassung" am Ende ihres ursprünglichen Auftrittes (!) ins Dorf, um Asterix und Obelix zu feiern. Dabei unterhält man sich über Geschenke bzw. denkt über Verkuppelungsmöglichkeiten nach... ohne daß es wirkliche Fortschritte oder ein würdiges Ende gäbe. Auch vermeintliche Spannungsspitzen, wie Majestix' Ankündogung abzudanken, werden nicht fortgesetzt. In vielen Szenen (v.a. dem Museum) sind die Dorfgallier auch nur Statisten, gut für den einen oder anderen Kommentar. Gerade die Befeierten, Asterix und Obelix, kommen sehr wenig zu Wort. Und die Kommentare sind in Sachen Witz sehr unterschiedlich gelungen.

Sehr positiv finde ich, daß der Band die Goscinny-Kurzgeschichte "Les voyages gaulois" aus Pilote 1966 (mein Tip war tatsächlich richtig) nun in deutscher Erstveröffentlichung enthält. Ein spät gehobener Schatz! Bedauerlich ist hingegen, daß die zugehörige Originalillustration von Uderzo nicht mitgeliefert wurde. Sie bringt die beschriebenen Szenen wesentlich besser ins Bild, als die hier im "Reiseführer" beigegebenen Bildzitate aus früheren Alben.

Und damit komme ich zum nächsten Punkt, den Gregor ja schon vor mir angesprochen hat. Viele der Zeichnungen sind bereits bekannte Bilder, die in diese Geschichte eingeflochten sind. Dabei ist leider auch nicht immer - eigentlich sogar ausgesprochen selten - die Quelle angegeben, so daß man ohne weiteres nicht ersehen kann, was neu und was alt ist. In der Sache spricht aus meiner Sicht eigentlich nichts gegen eine Veröffentlichung bereits bekannter Selbstparodie-Zeichnungen. Warum sollten die nicht in einem Jubiläums-Potpourrie der breiten Leserschaft zugänglich gemacht werden? Allein hätten diese Teile erstens gekennzeichnet sein und zweitens in Originalgröße abgebldet werden sollen. Die Zeichnung zur Ferrari-Werkstat etwa (S. 22), ist so klein völlig verschenkt. In "Weiter Weg zu Asterix" ist sie ganzseitig abgedruckt.

Etwas viel der Zweitverwertung war mir dann eigentlich die Kurzgeschichte "ABC-Schütze Obelix" und die Alternativszenen aus dem Latraviata-Skizzenbuch. Das ist natürlich davon beeinflußt, daß ich diese Werke schon in anderer Form vorliegen habe, während etwa die französische Leserschaft kaum einen Zugang zu "ABC-Schütze Obelix" (= "Lire avec Obélix") hatte. In Bd. 32 ist sie ja nur bei uns enthalten.

Aber nicht nur unter den Zeichbnungen findet sich viel Zweitverwertetes, sondern auch unter den Ideen. So wurde Obelix (dem Grunde nach) bereits in "Obelisc'h" in verschiedene Kostüme gesteckt und schon in Geschenk hat sich ein Huhn in Majestix' Helm verliebt. Schon im zweiten Realfilm, "Mission Kleopatra", gibt der Piratenkapitän den Titanic-Hauptdarsteller, wie hier nun Baba. Die Idee der Zenturionen, die ihr eigenes Abführmittel trinken, war zwar in der Form noch nicht da, wirkt aber auch nicht gerade erfrischend...

Kommen wir nun also zu meinem Hauptkritikpunkt des Albums: seiner Stellung als Band 34. Ich habe in der Sache kein Problem mit dem Band und seinem Inhalt, ich finde ihn wie gesagt, sogar großteils recht gelungen. Allerdings ist er in vielerlei Hinsicht nicht kanonisch. Zwar ist es richtig, daß der Kanon - wie Marco schreibt - nur in den Köpfen des Lesers existiert. Nur tut er das ja nicht zufällig. Über 50 Jahre haben Goscinny und Uderzo eine Welt aufgebaut und fortgeschrieben, in der ihre Gallier leben und wirken. Diese Welt hat teilweise ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten (die Römer verwenden keine Anti-Personen-Fernwaffen, es gibt keine ernstlichen Verletzungen, ...), sie ist nicht immer ganz widerspruchsfrei, aber kann doch schon im wesentlichen (wenn auch nicht völlig) als ein in sich geschlossenes, weitgehend logisches und glaubwürdiges Gebilde betrachtet werden. In diese Asterix-Welt paßt dieses Album (Abenteur möchte ich es nicht nennen) nicht hinein, noch weniger, als es Band 32 tat, dessen Kurzgeschichten nur vereinzelt in Widerspruch zu anderen Abenteuern stehen. Hier ist aber offensichtlich, daß die Gallier nicht in ihrer Welt agieren und daß in anderen Bänden Geschehenes nicht als gegeben respektiert wird. Das fängt dabei an, daß Feinde der Gallier diesen gratulieren (während man einen Auftritt manchen Freundes oder gar Verwandten übrigens vermißt). Das geht aber weiter, wenn Lügfix plötzlich als (wohl auch noch echter) Seher fungiert... und das obgleich er doch am Ende von Seher dieser Scharlatanerie abgeschworen hatte. Es treten auf die Zenturionen Ausgus, Redeflus und zwei weitere, deren Namen (wenn sie bekannt sind) mir gerade nicht einfallen. Zumindest von Redeflus wissen wir aber, daß er am Ende befördert wurde; er ist Tribun. Ausgus ist demgegenüber zum einfachen Legionär degradiert worden... all das gilt hier nicht mehr.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß es sich hier nicht um einen regulären Band handelt, dann mag man auf das Fehlen des traditionellen Festbanketts am Ende des Bandes hinweisen. Es gibt zwar eine Art Abschlußveranstaltung, die allerdings mit einem Bankett nicht das geringste zu tun hat.

Daher ist dieser Band zwar für sich genommen nicht schlecht, aber er ist als Band 34 völlig ungeeignet. Das einzige, was dafür spricht, ihn einzugliedern, ist die Tatsache, daß er ausschließlich originales Uderzo-Material beinhaltet. Aber das allein genügt mir nicht. So bleibt es letztlich ein Sonderband, der aus reinen Vermarktungsgründen "rücksichtslos" in die reguläre Reihe eingegliedert - oder besser: hineingepreßt - wurde. Das ist es, was die eigentliche Schwachstelle des Bandes ist, die mir ein wenig die Freude daran trübt.


Kommen wir aber noch zu ein paar weiteren bemerkenswerten Punkten:

- Der Piratenkapitän hat hier erstmals einen Namen erhalten. Er heißt nicht Der rote Korsar und nicht Enternix... nein, er unterzeichnet auf S. 15 mit Rotbart
- Das Marsupilami enthält eine Ehrung... zum zweiten Mal in der Asterix-Serie. Offenbar mag Uderzo diese Serie oder ihren Schöpfer besonders gerne.
- Der Titel des Bandes ist nicht auszumachen: Auf der inneren Titelseite trägt zwar auch die SC-Ausgabe einen Untertitel. Dieser lautet aber "Das goldene Album", nicht "Das goldene Buch", wie in der HC-Ausgabe. Ob dies auch im französischen so ist oder eine Maßnahme des Ehapa-Verlages, weiß ich freilich nicht.
- Auf der letzten Seite, die Uderzo's Danksagung und das Impressum enthält, stehen Glückwünsche in allen möglichen Sprachen. Die deutsche muß man schon sehr suchen. Kaum noch lesbar ganz unten rechts findet sich der Glückwunsch in der Sprache des zweitgrößten Asterix-Marktes.
- Die Anordnung der Ziffern auf S. 24/25 im Reiseführer scheint recht willkürlich. Es ist nicht einsichtig, was man ausgerechnet in Britannien mit einem Ticket des ÖPNV aus Lutetia soll.
- Asterix' Reisepaß zeigt, daß er offenbar genau im Jahre 85 v. Chr. geboren ist... woher die Gallier wohl wissen, daß im Jahre Null die Zeitrechnung n. Chr. beginnt? Das gilt auch für so manch anderen Beschriftung, v.a. im Museum.
- Die Person, im ersten Bild auf S. 5, über deren Identität wir im anderen Thread gerätselt hatten, soll wohl tatsächlich Gaius Infarctus sein. Jedenfalls hat er tatsächlich die Haarfarbe in blond geändert, wie wir auf S. 45, Bild 3, sehen. Ein Kompliment an Bratensos, der das richtig vemutet hatte.


Abschließend noch ein paar Worte zur formalen Gestaltung des Ehapa-Verlages. Ich finde es enttäuschend, daß für Landkarte und Heldenvorstellungen wieder diese blockige Großbuchstabenschrift verwendet wurde. Das kann man doch gar nicht leserlich finden.
Ich finde es unangemessen, daß auf dem Backcover der SC-Ausgabe "Wie Obelix..." in der Reihe Asterix der Gallier vorangestellt ist. Jetzt ist mir klar, warum er neuerdings auf eBay so gern als Bd. 0 verkauft wird. - Noch so eine Marketing-Entscheidung...
Ich finde das Papier sehr angenehm. Gut, daß man nicht wieder dieses glänzende Zeug von der Erstauflage von Obelix auf Kreuzfahrt genommen hat.

Mein abschließendes Fazit möchte ich so zusammenfassen: Wenn man vergessen kann, daß es Band 34 der Reihe ist, ist es ein zeichnerisch hervorragender und höhepunktreicher Jubiläumsband, mit dem der Geburtstag der Comic-Helden würdig gefeiert werden kann. Es wäre dann trotz einiger Schwachstellen ein sehr gelungener Sonderband zu ehren der unbesiegbaren Gallier. Als bestandteil der regulären Asterix-Reihe aber wird er immer ein Fremdkörper bleiben.

Gruß
Erik
"Alle sollt ihr noch sehen, daß ich habe recht!" (Erik der Blonde, Die große Überfahrt, S. 5)
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Thunder
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24962Beitrag Thunder »

Nun ich kann mich fast den Vorrednern Anschliessen als Sonderband wäre er besser dran gewesen.Die Zeichnungen sind Super das hatte ich Aber nicht anders von Uderzo erwartet.Die
Externen Kritiken in diversen Zeitungen sind oft zum Kopfschütteln.So las ich Heute früh im ZDF Studio in einer Tageszeitung (vermute Morgenpost)einen ganzseitigen Artikel mit allerlei ausschweifende Fakten und allerlei rund um den Gallier.Und im letzten Satz unten rechts hies es nur "Der neue Band ist nicht gut".Das war der ganze Bezug zum neuen Band

Die Geschichte am Anfang fand ich genial von der Idee und der Umsetzung leider muss ich sagen gab es da keinen rechten Handlungsstrang denn ich hätte mir diese Geschichte noch Garniert mit ein paar Gags auf 2-3 Seiten mehr gewünscht und dafür diesen in meinen Augen zu langen und mit zu vielen bekannten Bildern gespickten Reiseführer etwa verkürzt.
Die Einfälle der Freunde und bekannten fand ich gut das Ende war mir etwas ohne pfiff .
Alles in allem ein doch schöner band jedoch habe ich nun aber genug Sonder Jubiläums oder Freunde Zeichnen Bände und meine Lust auf ein richtiges Abenteuer ist noch riesiger geworden .
Für alle die den "riesen" Bericht im ZDF Morgenmagazin mit mir mal sehen wollen(für eine Erwähnung von Comedix blieb leider keine Zeit) http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/869560 Nur zur Anmerkung:ICH BIN NICHT DICK NUR ETWAS STARK ENTWICKELT! :-D
Meine Seite-komm doch mal vorbei!
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Iwan
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24963Beitrag Iwan »

Bravo, Thunder, den Auftritt hast du prima gemeistert! Also was mich angeht, ich finde den Band nicht schlecht, aber mir kommt es vor, als würde etwas eine weitere Perspektive fehlen. Er wirkt auf mich weniger wie ein Jubiläumsband, eher wie eine Abschlusszusammenfassung vor dem endgültigen Vorhang ...

I.
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
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Iwan
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24964Beitrag Iwan »

Auch die Tagesschau gratuliert :)

http://www.tagesschau.de/ausland/asterix102.html
Gott sagte zum Stein: "Und du wirst Feuerwehrmann!" Der Stein sagte: "Nein, dazu bin ich nicht hart genug."
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24965Beitrag Erik »

Hallo,
Thunder hat geschrieben:und dafür diesen in meinen Augen zu langen und mit zu vielen bekannten Bildern gespickten Reiseführer etwa verkürzt.
aber Du wirst doch einen original Goscinny-Text nicht ernstlich kürzen wollen? :o ;-)
Thunder hat geschrieben:Für alle die den "riesen" Bericht im ZDF Morgenmagazin mit mir mal sehen wollen(für eine Erwähnung von Comedix blieb leider keine Zeit) http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/869560 Nur zur Anmerkung:ICH BIN NICHT DICK NUR ETWAS STARK ENTWICKELT! :-D
Ja, das hast Du gut gemeistert. :-) Das ARD mittagsmagazin hat übrigens auch einen Bericht gebracht.

Gruß
Erik
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24966Beitrag Comedix »

Hallo Erik,

ich muss da jetzt doch mal nachfragen, auch wenn's peinlich für mich wird, weil ich es nicht weiß. Diese Geschichte der "Les voyages gaulois" ist also identisch mit dem Keuchhustus-Reiseführer? Oder bringe ich da etwas durcheinander?

Gruß, Marco
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24967Beitrag Erik »

Hallo Marco,
Comedix hat geschrieben:Diese Geschichte der "Les voyages gaulois" ist also identisch mit dem Keuchhustus-Reiseführer? Oder bringe ich da etwas durcheinander?
jein. Der reinte Text (geschreben auf weißem Untergrund) ist eine deutsche Übersetzung des original Goscinny-Textes. Daher steht am Ende ja auch der Quellen-Nachweis (S. 23) bzgl. Pilote Nr. 347 vom 16.6.1966. Die gesamte Bebilderung dazu war stammt aber nicht original von dieser Kurzgeschichte. Die ist hier "neu" gemacht. Ursprünglich war da eine andere - sehr treffende - Illustration, die sich leider nicht im neuen Band befindet.

Ohne es jetzt genau abgegelichen zu haben, gehe ich davon aus, daß es sich um eine ungekürzte 1:1 Übersetzung des Pilote-Textes handelt. Im Original war es allerdings eine Erzählung von Asterix (war auch so unterschrieben) an die Pilote-Leser. Der Keuchhustus-Führer kam also als solcher in Pilote nicht vor.

Gruß
Erik
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Bratensos

Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24968Beitrag Bratensos »

Erik hat geschrieben: - Die Person, im ersten Bild auf S. 5, über deren Identität wir im anderen Thread gerätselt hatten, soll wohl tatsächlich Gaius Infarctus sein. Jedenfalls hat er tatsächlich die Haarfarbe in blond geändert, wie wir auf S. 45, Bild 3, sehen. Ein Kompliment an Bratensos, der das richtig vemutet hatte.
Erik
Danke für das Kompliment, ich bin selber ganz überrascht :-)

Habe den Band auch gerade fertiggelesen und pflichte euch in den zentralen Punkten bei: Es ist schön, dass Uderzo weitgehend bei seinen "Kernkompetenzen" geblieben ist und gar nicht erst versucht hat, eine Geschichte zu erzählen - aber es ist schade, dass das als ein "neues Asterix-Abenteuer" verkauft wird.

Die vielen negativen Medienkommentare kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber viele - vor allem nicht besonders informierte - Journalisten plappern halt einfach das nach, was sie für den Zeitgeist halten: Früher galt Asterix lange Jahre ungebrochen als Kult, und da wurden dann selbst schwache Bände wie "Obelix auf Kreuzfahrt" in den Besprechungen oft gnadenlos hochgejubelt. Inzwischen hat sich rumgesprochen, dass Uderzo nicht mehr so kann wie früher, und da wird dann halt genauso gnadenlos verrissen....

Schade finde ich, dass hier wieder jede noch so kleine Anspielung umgehend erklärt wird, wie dies in einem der letzten Bände (meine ich) auch schon der Fall war. Traut man den Lesern denn gar nichts mehr zu? Bei "schweren" Anspielungen wie der Geschichte mit Keuchhustus nimmt mir das den Spaß, selber draufzukommen, und bei "einfachen" wie der Mona Lisa oder dem "Schrei" fühle ich mich etwas für blöd verkauft. Na ja.

Noch drei Punkte, die mir aufgefallen sind:
1) Das Vorwort ist eine richtige Selbstverteidigung, und im ganzen Band wird immer wieder auf Depressionen oder Melancholie hingewiesen (in der Kurzgeschichte über das Alter, dann in der Zeichnung mit den "schwarzen Gedanken" [übrigens wohl auch eine Franquin-Hommage] und dann nochmal beim "Denker" von Rodin). Die Ereignisse der letzten Zeit scheinen Uderzo schon ziemlich mitgenommen zu haben, was man aber auch verstehen kann.

2) Das letzte Bild wirkt wie eine Collage aus lauter Einzelzeichnungen, nicht wie ein zusammenhängendes Bild. Wurden hier auch bestehende Motive zweitverwertet?

3) Der Druide ist doch Spürnix aus den "Goten", oder? War mir bisher gar nicht bewusst, dass der ein Belgier ist. Hat der im französischen Original schon immer "belgisch" gesprochen oder wurde das erst im Nachhinein so umgetextet?
Christian
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24969Beitrag Christian »

Iwan hat geschrieben:...eher wie eine Abschlusszusammenfassung vor dem endgültigen Vorhang ...
Besser wär das. Und noch besser wär der Vorhang schon vorher gefallen. Ich versteh nicht, was das ganze soll.
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Thunder
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Re: Asterix 34: Asterix und Obelix feiern Geburtstag

Beitrag: # 24971Beitrag Thunder »

Och nun so Schwarz sehe ich das nun nicht warum auch .Ich hoffe das Uderzo mit oder nur Anleitend mit dem neuen Team ein richtiges Abenteuer auf die beine stellt dann wird sich zeigen ob Asterix ohne seine Schöpfer laufen kann.
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